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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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mächtig kalt werden, wenn die Nässe seine Kleidung durchdrang und seine nackte Haut erreichte, aber er bekam seine Chance.
    Die Reiter aber machten kehrt und ergriffen die Flucht.
    Sie waren nicht so verrückt, frontal und ohne jede Deckung gegen uns anzureiten, bevor sie nicht genau wussten, wie viele wir waren. Ja, sie waren ein erfahrenes Rudel. Sicherlich wollten sie auch erst herausfinden, was mit ihrem Boss war.
    Wir schossen ihnen nicht nach, sondern blickten stromabwärts.
    Luke lud indes die Sharps wieder nach, denn diese war ja einschüssig. Als Bourdelle dann endlich in der eisfreien Wasserrinne auftauchte, da musste er schnell schießen, denn Bourdelle tauchte nur ganz kurz auf, nur so lange, wie er brauchte, um Luft zu schnappen. Dann war er auch schon wieder verschwunden. Wir sahen Lukes Kugel ins Wasser schlagen, aber es war sehr zweifelhaft, ob er getroffen hatte.
    Die Entfernung betrug mehr als hundert Yards.
    Bourdelle würde entkommen, das war so gut wie sicher. Drüben jagten nun die sechs Reiter am Ufer entlang. Sie würden Bourdelle gewiss schon hinter der nächsten Landzunge oder Flussbiegung in Empfang nehmen.
    Ich saß mich um, denn Biberzahn kam nun herbeigesprungen mit dem Gewehr in der Hand. Als er neben mir verhielt, übersah er auch schon alles mit einem einzigen Blick.
    Aber dann sah er noch etwas anderes – etwas, was ich noch nicht beachtet hatte.
    Er stieß einen Schrei aus und deutete nach Norden.
    »Wasiya, Wasiya!« So rief er.
     
    * * *
     
    Wasiya – dies ist das Dakota-Wort für Blizzard. Ich wusste es inzwischen. Und so vergaß ich Luke, Bourdelle und die sechs Reiter einen Moment und blickte nach Norden wie Biberzahn auch.
    Ja, da war der graue Himmel weißlicher geworden. Es war ein merkwürdiges Blauweiß. Aber diesmal fehlte das gelbe Blitzen. Es kam auch kein eisiger Hauch von gnadenloser Kälte. Dies da war kein Blaueis-Blizzard mit Donner und Blitz. Dies da war nur Schnee, nichts als Schnee. Eine dichte Schneewand kam heran. Erst weit hinter ihr musste ein gewaltiger Sturm sein, der sie nach Süden drückte.
    Biberzahn wandte sich an mich.
    »Wir müssen reiten«, sagte er. »Sobald sie Bourdelle aus dem Fluss gezogen haben, werden sie Verstärkung zusammenholen und herkommen. Wir müssen sie dort bekämpfen, wo sie uns nicht erwarten. Wir müssen reiten. Komm, Brennan-Bruder.«
    Er nannte uns stets Brennan-Brüder.
    Ich folgte ihm. Wir liefen zur Hütte, um dort unsere Pferde zum Abritt bereitzumachen. Und wir nahmen mit, was wir zu benötigen glaubten.
    Als wir noch die Bündel hinter den Sätteln festzurrten und die Beutel neben die Satteltaschen hingen, kam Luke fluchend zur Blockhütte.
    »Der Schnee…«, keuchte er. »Es ist keine Sicht mehr. Der Schnee fällt nun zu dicht vom Himmel. Verdammter Schnee! He, Biberzahn, ist das eine andere Sorte von Blizzard?«
    »Du wirst dich noch wundern, Brennan-Bruder«, erwiderte Biberzahn. »Ja, es ist eine andere Sorte von Blizzard – ein zahmerer. Doch der Schnee wird alles zudecken wie ein Leichentuch. Reiten wir!«
    Wir saßen bald darauf auf und ritten über das Eis des Flusses. In der Nähe der Wasserrinne brachen unsere Pferde ein, doch das Wasser reichte nur bis zu den Steigbügeln. Der Schnee fiel nun so dicht, dass wir nur wenige Yards weit sehen konnte.
    Ich dachte immer wieder: Blizzard-Fehde. Ja, wir trugen jetzt mitten in einem Blizzard eine Fehde aus.
    Hinter uns musste die Blockhütte brennen. Wir hatten die Petroleumkanne ausgekippt und das ausgelaufene Petroleum angezündet.
    Doch der Schneefall war so dicht, dass man den Feuerschein nicht sehen konnte.
    Vielleicht würde der Schnee auch über dem Feuer zu Wasser werden und den Brand löschen. Aber innen würde die Hütte unbewohnbar sein.
    Bourdelle hatte eine wichtige Grenzhütte verloren.
    Wohin würde uns Biberzahn führen? Wir mussten es ihm überlassen. Er allein kannte das Land und konnte uns führen. Ohne ihn wären wir hoffnungslos in die Irre geritten.
     
    * * *
     
    Wir kamen gut über den Niobrara und ritten nach Norden, kümmerten uns nicht um Bourdelle und dessen sechs Revolverreiter.
    Biberzahn führte uns unbeirrt. Weil der Schnee so dicht fiel, hatten wir uns durch unsere Lassos miteinander verbunden. So konnten wir uns nicht verlieren.
    Wohin ritt Biberzahn?
    Konnte er uns in diesem dichten Schnee überhaupt irgendwohin führen? War es ihm möglich, irgendein Ziel anzusteuern? Als wir einmal anhielten und zu ihm auf schlossen, da

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