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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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Wolfsfellkapuze über den Kopf ziehen. Nun hatte er sie zurückgeschoben. Sein schwarzes Haar war nass, klebte an seinem Kopf. Und so sah er gar nicht mehr so sehr nach einem Indianer aus.
    Wir begannen unsere Pferde abzusatteln und ihnen Futter zu geben. Die ganze Scheune war voll Futter jeder Art. Es gab Heu, Stroh, Säcke voll mit Körnern von Mais, Hafer, Weizen.
    Wir hielten uns lange in der großen Scheune auf. Unseren Pferden ging es bald sehr viel besser. Sie begannen zu fressen.
    Auch wir verspürten nun den nagenden Hunger.
    Doch wir dachten nicht daran, etwas von unserem Proviant zu nehmen. Wir hätten natürlich hier in der Scheune ein offenes Feuer machen und uns etwas braten oder kochen können so wie in all den Camps unter freiem Himmel oder im Wald.
    Luke und ich tauschten einen Blick aus.
    Dann sahen wir Biberzahn an.
    Luke sprach dann kichernd: »He, Biberzahn, du prächtige Rothaut, es wird dir gewiss gefallen, wenn wir uns drüben im Haupthaus bedienen lassen. Es muss doch noch jemand auf dieser großen Ranch sein – Stallburschen, Handwerker, Ranchhelfer und sicherlich auch ein Koch. Und dieser Koch könnte uns ein Festmahl kochen. Wäre das nicht was? Biberzahn, kennst du die genaue Lage der Gebäude dieser Ranch. Es ist gewiss leicht für dich, uns zum Haupthaus zu führen, nicht wahr?«
    Auch Biberzahns Augen begannen im Laternenschein zu funkeln.
    »Hopo – gehen wir«, sagte er nur.
    Wir hüllten uns wieder ein in unsere Felljacken, zogen die Hüte fest auf die Köpfe – und Biberzahn stülpte die Wolfsfellkapuze wieder über seinen Kopf. Wir nahmen unsere Waffen und machten uns auf den Weg.
    Der Blizzard brüllte und wollte uns mit dem Schneehagel von den Beinen pusten, uns mit seinem Schnee begraben. Als wir hinter Biberzahn über einen weiten Hof gingen – von dem wir nur annehmen konnten, dass es ein Hof war –, reichte uns der Schnee an einigen Stellen fast bis zu den Gürtelschnallen.
    Und wieder kannte sich Biberzahn gut aus, verirrte sich nicht. Plötzlich befanden wir uns wieder im Windschatten eines großen Hauses und stolperten auf eine Veranda, die wahrscheinlich um das ganze Haus herumlief.
    Wir erreichten eine Tür, doch diese ließ sich nicht öffnen. Ich zog mein Messer aus dem Stiefelschaft und fuhr mit der langen, dünnen Klinge im Türspalt nach oben, hob so einen Riegel hoch.
    Mit einem Schwall von Schnee glitten wir hinein.
    Da die starken Fensterläden geschlossen waren, hatten wir von draußen nicht sehen können, dass drinnen Licht brannte.
    Nun kamen wir in Helligkeit und Wärme.
    Denn dies hier war eine große Wohnhalle mit einem offenen Kamin, in welchem man gewiss einen ganzen Hammel hätte am Spieß drehen und braten können.
    Aber das war nicht die große Überraschung.
    Es gab noch eine andere, die uns staunen ließ.
    Am Kamin lehnte eine Frau. Sie wurde angeleuchtet vom Widerschein des Kaminfeuers, welcher sie, von einem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand reflektiert, bestrahlte.
    Die Lampe, die auf einem großen Tisch stand, erleuchtete den Raum nur spärlich.
    Es war eine schöne Frau in einem roten Kleid. Sie hatte schwarzes Haar und grüne Augen. Das sahen wir sofort. Und wir staunten nicht nur, sondern waren geradezu gebannt von diesem Anblick.
    Sie hielt ein Glas in der Hand, in dem sich offenbar bernsteinfarbener Whisky befand.
    Regungslos sah sie uns vom Kamin her an.
    Dann hob sie das Glas, trank und fragte schließlich: »Nun, wo ist der große King? Kommt ihr, um mir zu sagen, dass der Blizzard ihn besiegt hat, ihn, der von Menschen nicht besiegt werden konnte?«
    Ihre Worte waren seltsam. Vielleicht war sie auch betrunken. Doch ihre Stimme klang melodisch, hatte einen dunklen, etwas kehligen Unterton.
    Wir nahmen unsere Hüte ab und klopften uns den Schnee von der Kleidung. Er fiel auf die dicken Teppiche. Dabei aber sahen wir die Frau immer noch staunend an.
    Schließlich sagte ich: »Ma’am, wir stehen nicht auf Bourdelles Lohnliste. Wir reiten nicht für ihn und diese Ranch.«
    Ihre grünen Augen wurden nun noch etwas größer. Dann leerte sie das Glas endgültig und setzte es hart auf den Kaminsims.
    »Aha«, sprach sie kühl, »dann seid ihr vielleicht jene Männer, die Bourdelles Revolverschwinger tot und quer über den Sätteln festgebunden zu ihm auf die Ranch schickten. Ja?«
    Sie wusste also Bescheid.
    Ich aber fragte: »Und wenn es so wäre, Ma’am?«
    »Dann seid willkommen«, erwiderte sie. »Dort drüben steht guter

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