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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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meine E-Mail -Adresse verkauft. Wie viel sie wohl dafür bekommen hatten?
     
    Die Überlegungen zur Mail-Adresse lenkten mich kurzzeitig ab, aber letzten Endes landeten meine Gedanken wieder da, wo sie
     wirklich hingehörten: Ich war ein Star. Wenn schon Karl und Co. mich zu ihren Shows einluden, dann war ich wirklich angesagt.
     Ich würde neben Anna Wintour sitzen, Anna Dello Russo,   … und Tavi aus Oregon. Wenn ein amerikanischer Teenager seit Jahren bei den angesagtesten Fashion-Shows in der ersten Reihe
     saß, war es Zeit, dass auch ich dorthin kam.
    Das Problem war nur: Ich war nicht Millie. Ich konnte nicht dorthin fahren in meinen Secondhand-Markenklamotten und mit einem
     selbst geflochtenen Pferdeschwanz und so tun, als sei ich eine wahnsinnig coole, wahnsinnigerfolgreiche Style-Bloggerin und Trendscout auf höchstem Niveau. Das hätte eine schauspielerische Glanzleistung erfordert,
     die ich mir definitiv nicht zutraute.
    Die Aufregung, die mich angesichts der persönlichen Einladungen der größten Couturiers der Welt erfasst hatte, war wie weggeblasen.
     Stattdessen war ich deprimierter als je zuvor. Ich hockte mich auf die Couch und heulte.
     
    So fand Stefan mich zwei Stunden später. Mit verquollenen Augen, verlaufener Wimperntusche und einem zutiefst verstörten Sergeant
     Pepper zu meinen Füßen.
    »Ach, du lieber Himmel, was ist passiert?«, rief er schon an der Tür. Im nächsten Moment hockte er neben Sergeant Pepper auf
     dem Fußboden und hielt meine Hand.
    Wie sollte ich ihm mein Problem erklären? Das war doch ein Ding der Unmöglichkeit. Ich hätte ihm von meinem Blog erzählen,
     die falsche Existenz gestehen und zugeben müssen, dass mein ganzes Leben verkorkst war. Mein adliger Vater wollte nichts von
     mir wissen, der Beruf, in dem ich steckte, gefiel mir nicht mehr, und die Arbeitswelt, die mich reizte, blieb mir auf alle
     Zukunft hin verwehrt. Außerdem hatte ich mich mit meinen Lügen gegenüber der Staatsmacht in eine sehr komplizierte Situation
     gebracht, meine Freundin Jasmin war mit einem absolut grässlichen Kerl zusammen, der noch dazu mein Nachbar war und dessen
     bester Freund mich als besoffenes, vollgesabbertes, Cocktail verschüttendes Weibsbild kennengelernt hatte. Ich heulte lauter.
    Stefan nahm mich an der Hand, zog mich ins Bad, machte einen Waschlappen nass und drückte ihn mir ins Gesicht. Liebevoll.
     »Putz dir die Nase, wisch die verlaufene Schminke weg und dann komm wieder ins Wohnzimmer. Ich mache Kaffee.«
    Ich hasse es, herumgeschubst zu werden, aber ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass die Anweisungen sinnvoll waren. Als
     ich nach zehn Minuten mit gewaschenem Gesicht im Wohnzimmer erschien, wartete eine große Tasse Milchkaffee auf mich.
    »So, jetzt sag mir, was passiert ist.«
    Ich hatte keine Lust, irgendjemandem irgendetwas zu erklären, aber Stefan ließ nicht locker. Er hockte da in seinem total
     unpassend rosaroten Pullöverchen und wartete darauf, dass ich ihm mein Herz ausschüttete wie der besten Freundin im Schlafsaal
     des Schullandheims. Ich seufzte. Vielleicht waren es die Schwingungen von Sabines Geist, die hier in ihrer Wohnung für dieses
     besondere Gefühl der Geborgenheit sorgten, jedenfalls war mir plötzlich danach, mein Herz auszuschütten. Selbst wenn der Adressat
     ein wildfremder Mann war. Immerhin saß er in Sabines Sessel.
    Also berichtete ich in möglichst unverfänglichen Worten von meiner zweiten Existenz, die ich Sabine zuliebe angenommen hatte,
     um ihr Computerprogramm zu testen. Ich verschwieg Susan Walker und den Headhunter, und auch von Kommissar Stahl oder dem Betrüger
     Werner Funk erzählte ich nichts. Alles musste Stefan nun wirklich nicht wissen.
    »Warum kannst du nicht hinfahren?«, fragte Stefan, als ich geendet hatte.
    Mein Gott, konnte dieser Kerl wirklich so blöd sein?
    Er betrachtete mich von oben bis unten. Ich fühlte mich regelrecht gescannt. Waagerechte Lichtschranken blitzten aus seinen
     grünen Augen und liefen meinen Körper hinab, dann folgten die senkrechten von rechts nach links. Mir war geradezu unheimlich
     zumute.
    »Das kriegen wir hin«, sagte Stefan entschlossen.
    Jetzt hatte ich wirklich die Nase voll. »Was soll das heißen?«, fragte ich. »Dass du aus mir innerhalb von ein paar Tagen
     eine selbstsichere Karrieretussi machst, die selbst angesichts der größten Fashion-Stars der Weltgeschichte locker und cool
     bleibt?«
    Stefan verzog keine Miene.

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