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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Trendscout, sondern eine lächerliche kleine Stewardess. Da saß ich nun,
     mit den Fotos von Karls Show auf dem geliehenen Spionage-Kugelschreiber, die das Echteste waren, was ich als Trendscout-Fälschung
     zustande gebracht hatte, aber meine Motivation war auf dem absoluten Nullpunkt.
    Die ganze Sache war Blödsinn.
    Der Blog hatte mich ein paar Wochen von meiner Einsamkeit und Langeweile abgelenkt, aber das war auch schon alles.
    Bevor ich vollends in die Melancholie abrutschte, kam mir allerdings ein anderer Gedanke, der mich wieder etwas aufrichtete.
     Mein Blog war keine Lüge. Jeder einzelne Beitrag stammte tatsächlich von mir. Ich hatte die Fotos gemacht, sie ausgewählt
     und kommentiert. Ich hatte die Fragen der Leserinnen beantwortet und Trends entdecktoder geschaffen, die sich zum Teil sogar durchzusetzen begannen. In Printmagazinen und anderen Blogs sah man plötzlich Mädchen
     und Frauen mit Kränzen aus frischen Blumen im Haar, am Abend zuvor hatte ich mit eigenen Augen zwei junge Frauen in der Altstadt
     gesehen, deren Hochsteckfrisur echte Sonnenblumen zierten.
    Millie war echt. Sie verdiente sich zwar ihre Brötchen als Stewardess, aber ein Trendscout war sie trotzdem.
    Mit frischer Motivation machte ich mich daran, die Anfragen zu beantworten, und zwar absichtlich unkonventionell, denn das
     war schließlich Millies Markenzeichen. Sie war selbstbewusst, sie kannte die Welt, und sie war stilistisch ganz weit vorn.
     Nicht hintendran, wie Susan Walker, die nur über das berichten konnte, was die Modeschaffenden ihr vorsetzten. Nein, Millie
     schaffte selbst etwas. Sie kreierte Trends.
     
    Millie’s Magazine – 5.   Juli Frage: Wie halten Sie Ihr Gewicht, und was raten Sie Menschen, die kein Idealgewicht haben?
    Millie: Es ist wichtiger, die körperlichen Vorzüge durch die passende Kleidung zur Geltung zu bringen, als Kilos zu zählen.
     Wenn Sie breite Hüften, aber eine schlanke Taille haben, betonen Sie die Taille mit einem Gürtel. Einen großen Busen verkleinern
     Sie optisch durch ein großes Dekolleté und eine schlanke Taille (bloß keine weiten Hängerchen tragen!). Haben Sie kurze Beine,
     tragen Sie kurze Oberteile, haben Sie dicke Oberschenkel, tragen Sie enge Oberteile und weitere Hosen.
    Vor allen Dingen: Haben Sie keine Angst vor weiblichen Formen. Denken Sie an Scarlett Johansson, die nach Hollywood-Maßstäben
     extrem übergewichtig, aber mit Sicherheit die Schauspielerin mit dem meisten Sex-Appeal
seit Marilyn Monroe ist (die übrigens Kleidergröße 42 trug).
     
    Ich lud die Fotos aus Paris hoch und kommentierte sie launig.
     
    Irgendwann allerdings hatte ich genug geschrieben, kommentiert und beantwortet und konnte vor mir selbst nicht mehr verheimlichen,
     dass mein Aktionismus eine Ursache hatte, der ich mich nun bald stellen musste: der Entscheidung, was ich mit dem Foto von
     Funk und meinem Vater machen sollte.
     
    »Schick es ihm«, sagte Jasmin zwei Stunden später, als ich ihr mein Dilemma und meine Unfähigkeit zur Entscheidung geschildert
     hatte. Sie war dankenswerterweise ohne ihren Liebsten Jake gekommen. Er müsse arbeiten, sagte sie entschuldigend. Ich war
     heilfroh.
    »Wem?«, fragte ich zurück.
    »Deinem Vater natürlich«, entgegnete Jasmin. »Du wolltest ihn doch immer schon kennenlernen. Das ist die Gelegenheit.«
    »Und Stahl?«
    »Hieß er nicht eben noch Frank?«
    Ich seufzte. »In diesem Zusammenhang ist er Kommissar Stahl, der durch meine Schuld dem Betrüger immer mehrere Schritte hinterherläuft.«
    »Durch deine Hilfe ist er ihm momentan überhaupt wieder auf der Spur«, korrigierte Jasmin.
    Ich winkte ab. »Also?«
    »Warum schickst du das Foto nicht beiden? Deinen Vater warnst du vor dem Betrüger, und Stahl sagst du, dass er wieder in Barcelona
     aufgetaucht ist.«
    »Ich will eigentlich dieses Thema mit Stahl überhaupt nicht mehr erörtern. Es ist mir peinlich.«
    »Und du befürchtest, dass er doch eines Tages draufkommt, dass du Millie bist.«
    Ich nickte.
    »Und du glaubst ernsthaft, dass er deine falsche Identität im Netz nicht entdeckt, wenn du ihm dieses Foto vorenthältst?«
    Ich zuckte die Schultern.
    Jasmin seufzte. »Sag Stahl die Wahrheit, dann wird dein Leben deutlich einfacher.«
    Ich starrte sie an. »Das geht nicht. Was soll er von mir denken?«
    »Es ist völlig egal, was er von dir denkt, Lulu. Denn wenn er die Wahrheit weiß und schlecht von dir denkt, wirst du ihn nie
     wiedersehen, also braucht dich seine Meinung

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