Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
Das Foto zeigte Funk von vorn, mit jetzt strohblonden kurzen Haaren, aber
     trotzdem gut erkennbar. Aufgenommen am Flughafen in Barcelona. Der Mann, der ihn begrüßte, war nur vonhinten zu sehen, aber an seiner linken Hand, die auf Funks Schulter ruhte, glänzte ein protziger Ring. Ich erkannte ihn sofort.
     Er gehörte meinem Vater.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte Frank, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
    »Äh, nein.« Ich schaltete das Handy aus. »Nur, äh, na ja, ja. Aber nichts Schlimmes. Nur irgendwie, äh,   …«
    Er wechselte vom Frank-Blick zum Stahl-Blick.
    Ich überlegte verzweifelt, ob ich ihm das Foto direkt zeigen sollte. Das wäre fair gewesen, oder? Andererseits hatten wir
     uns darauf geeinigt, an diesem Abend nicht über Werner Funk zu sprechen. Das war eine lahme Ausrede, natürlich, aber immerhin
     die beste, die mir einfiel. Und sie war hieb- und stichfest. Sollte es jemals dazu kommen, dass ich mich dafür würde rechtfertigen
     müssen, könnte ich mich darauf berufen, dass ich mich an die Abmachung gehalten hatte, um die Stimmung nicht zu versauen.
    Natürlich war die Stimmung trotzdem versaut.
    Der offenbar plötzlich zumindest mental wieder in Dienst befindliche Kommissar betrachtete mich misstrauisch. Vermutlich sah
     er mir an der überdimensionalen Nasenspitze an, dass ich log.
    Ich verabschiedete mich bald, Stefan wollte noch bleiben, Frank bestand darauf, mich nach Hause zu bringen. Wir gingen nebeneinander
     her, ohne uns zu berühren. Ich gab ihm zum Abschied die Hand. Er blieb unten an der Haustür stehen, während ich die Tür aufschloss
     und in den Aufzug trat, dann versperrten mir die automatischen Türen die Sicht.
    In der Wohnung putzte ich mir die Zähne, zerrte den Karton aus dem Gästezimmer in den Flur, schob den Kleiderständer so weit
     zur Seite, dass ich das Bett erreichenkonnte, ließ meine Klamotten einfach irgendwo fallen und fiel fast augenblicklich in Tiefschlaf.
     
    Die Vernachlässigung meines Blogs machte sich in einem überquellenden E-Mail -Postfach und jeder Menge unbeantworteter Fragen und Kommentare bemerkbar. Es ging um Stilfragen, Verhaltensfragen, sogar
     um Diät. Wie ich mein Gewicht hielte, da ich doch ständig außer Haus essen müsse. Ob ich nur Salate und Obst äße? Aber was,
     wenn man von Geschäftspartnern eingeladen wird? Ist es nicht unhöflich, dann nichts zu essen?
    Dann allerdings holte eine Mail mich aus meiner Lethargie. John Hunter hatte sich wieder gemeldet. Natürlich könne er verstehen,
     dass ich einen Hinweis auf seinen Auftraggeber und die Arbeitsstelle, die er mir anböte, haben wolle, aber er könne nur so
     viel sagen, dass es sich bei dem Unternehmen um einen der fünf großen Markenartikelproduzenten in seiner Branche handele.
     Dass die Arbeitsstelle eine Führungsposition sei, die ein sehr großzügiges Gehalt und größte Entscheidungskompetenzen biete.
     Und dass er sich wirklich gern mit mir treffen würde, ich möge ihm doch bitte einen Termin und einen Ort vorschlagen.
    Natürlich antwortete ich nicht. Was auch?
    Das war allerdings nicht die einzige Mail, die mein Interesse weckte. Noch deutlich aufregender waren die Anfragen von zwei
     großen Couturiers, ob sie Werbung auf meinem Blog schalten dürften.
    Ich hielt die Luft an. Werbeanzeigen von derartigen Labels mussten Tausende bringen. Zehntausende gar. Plötzlich war mein
     Blog nicht mehr nur ein lustiger Zeitvertreib, sondern eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Vor meinem geistigen Auge sah
     ich mich bereits mit einem prallen Bankkonto, das es mir erlauben würde, meinegeliebten Designer-Labels demnächst firsthand zu kaufen. In den Boutiquen auf der Kö, an denen ich sonst nur sehnsüchtig vorbeiflaniere.
     Ich würde nur noch private Reisen unternehmen zu Zielen, die mir genehm waren. Ich würde   …
    Meine Aufregung sackte in sich zusammen wie eine Hüpfburg, der die Luft ausgeht. Um Werbeanzeigen in meinen Blog einzubinden,
     müsste ich meine Tarnung aufgeben. Ich müsste ganz offiziell ein Gewerbe anmelden, um Rechnungen schreiben zu können. Ich
     müsste einen Programmierer haben, der den Blog in einer professionellen Softwareumgebung betreut, denn in der Version, die
     ich testete, gab es keine Funktion für die Veröffentlichung von superteurer Modewerbung.
    Mein Blog war ein toller Erfolg – der in dem Moment, in dem er noch erfolgreicher werden könnte, zum Scheitern verurteilt
     war, weil er auf einer Lüge aufbaute. Ich war kein

Weitere Kostenlose Bücher