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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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und irgendwann entschieden wir, einfach zehn verschiedene Tapas zu bestellen und alles durcheinander zu essen. Bis die Speisen
     serviert wurden, war ich so müde, dass ich sowieso kaum noch etwas essen konnte, und war froh, dass Stefan die Unterhaltung
     übernahm.
    »Models sind die unattraktivsten Menschen, die es auf der Welt gibt«, erklärte er uns ernsthaft. »Sie haben so wenig Menschliches
     an sich.« Zum Glück wurde er wieder lustiger, als er Anekdoten erzählte von Models, die bei wichtigen Shows die Kleider falsch
     herum trugen, weil bei den »Fummeln«, wie Stefan sie nannte, kein Mensch durchschauen konnte, wo vorn oder hinten war. Mir
     war es ein Rätsel, wie jemand mit einer so kritischen Einstellung zu dieser Branche so lange dort arbeiten konnte. Das sagte
     ich ihm auch.
    Stefan wurde schlagartig ernst. »Hinter einem Fotoapparat kann man sich gut verstecken.«
    »Vor wem?«, fragte ich kichernd.
    »Vor allen.« Er grinste schräg, als sei ihm das peinlich. »Ich wollte immer anonym sein. Einer von vielen, unbeobachtet, unbemerkt,
     harmlos. Stattdessen bin ich ein Leuchtturm. Werde von wichtigtuerischen Typen als Bedrohung empfunden, weil ich größer und
     stärker bin als sie, obwohl ich mich nie mit jemandem anlegen wollte.«
    Stahl nickte verständnisvoll.
    »Irgendwann holte ich meine Schwester von einem Fotoshooting ab. Ich war zu früh und schaute eine halbe Stunde zu. Dabei habe
     ich bemerkt, dass der Fotograf hinter seiner Kamera völlig verschwindet. Alles konzentriert sich auf die Typen VOR der Linse.
     Das war die Erfüllung meiner Träume, deshalb bin ich Fotograf geworden.«
    Das erklärte einiges, dachte ich.
    »Zum Glück macht mir der Job viel Spaß«, ergänzte Stefan grinsend. »Die Modewelt ist ziemlich durchgeknallt, du hast es mit
     den verrücktesten Typen zu tun, aber es wird nie langweilig, und ich komme herum in der Welt.«
    Es folgten Anekdoten von Fotoshootings in der Antarktis, wo zwei Pinguindamen Stefan auf Schritt und Tritt folgten – in eindeutiger
     Absicht, wie er selbst meinte   –, von Shootings in Australien, wo plötzlich ein Krokodil auftauchte, und in Florida, wo eine Flamingoplage ihm das Leben
     zur Hölle machte. »Ständig latschte einer von den rosafarbenen Vögeln durchs Bild.«
    Frank Stahl lachte über Stefans Erzählungen, trug aber selbst wenig zur Unterhaltung bei. In seiner Branche geht es wohl weniger
     lustig und deutlich diskreter zu.
    Stahl selbst allerdings war durchaus entspannt. Er trug eine hellblaue Jeans und ein schwarzes T-Shirt . Kein Cordjackett. Und endlich bekam ich heraus, welcher Anhänger an dem Lederbändchen um seinen Nacken hing: zwei lange,
     gerade, silberne Stifte, der eine sechs Zentimeter lang, der andere sieben. Dünn wie Streichhölzer und vollkommen schmucklos.
    »Daraus kann man Ringe machen lassen«, erklärte er vollkommen ernst.
    Stefan brach in ein wieherndes Gelächter aus. »Na, du bist aber optimistisch«, grölte er.
    Frank Stahl nickte. Dann lachte er mit. »Ich war sofrustriert in Barcelona – da gefiel mir diese romantische Idee   …«
    »Und?«, fragte Stefan japsend. »Hast du die Frau, um deren Finger du den Ring schmieden willst, schon getroffen?«
    Der Kommissar blickte in sein Bierglas und zuckte die Schultern. »Vielleicht«, murmelte er.
     
    Später tanzte ich Klammerblues wie zu Schulzeiten. Erst mit Stefan, der sich aber irgendwann eine Partnerin suchte, der er
     in die Augen und nicht immer nur auf den Scheitel gucken konnte, dann mit Stahl. Frank, genauer gesagt. Wir waren alle zum
     Du übergegangen.
    Er tanzte gut, wenn man das langsame Gewichtverlagern von rechts nach links tanzen nennen konnte, aber mehr hätte ich mit
     meinen malträtierten Füßen auch nicht mehr geschafft. So jedenfalls fühlte es sich gut an, zumal ich etwas Gewicht von den
     Füßen nehmen konnte, indem ich mich an ihn lehnte. Ich hoffte, er fasste das nicht falsch auf, denn ich hatte nicht vor, mit
     ihm anzubandeln. Ging ja auch gar nicht, weil er dann zwangsläufig eher früher als später all meine Lügen herausgefunden hätte.
     Und außerdem strengte ich mich ja an, in Thomas verknallt zu sein.
    Trotzdem hätte der Abend gern noch einige Zeit so weitergehen können, aber meine gute Stimmung wurde spontan zerstört, als
     mein Handy klingelte. Eine MMS von Jasmin. Werner Funk war gesichtet worden, die Kollegin hatte ihn fotografiert und die Info
     an Jasmin weitergegeben, die sie mir nun schickte.

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