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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Lösung auszuwählen und die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten.
    Analyse: Sabine sitzt in einem südamerikanischen Knast, weil Kommissar Stahl nach ihr sucht.
    Mögliche Lösung: a) Kommissar Stahl ruft unter der angegebenen Telefonnummer an, bekommt Sabine an den Apparat, erfährt von
     ihr, dass ich die Betreiberin des Blogs auf ihrem Server bin, gibt dem südamerikanischen Apparatschik die Anweisung, Sabine
     laufen zu lassen, und steckt stattdessen mich in den Knast, weil ich ihn schamlos belogen und noch dazu die polizeilichen
     Ermittlungen behindert habe.
    Mögliche Lösung: b) Der patagonische Gefängnisaufseher bekommt einen Anruf von einer Frau, die sich als Assistentin des deutschen
     Kommissars ausgibt und ihm mitteilt, dass der Kommissar leider erst in zwei oder drei Tagen wieder erreichbar ist, und er
     bitte die deutsche Frau solange in Gewahrsam halten soll. Sie sei allerdings keineKriminelle, sondern nur eine wichtige Zeugin, man möge sie also gut behandeln.
    Mögliche Lösung: c) Der patagonische Gefängnisaufseher bekommt einen Anruf von einer Frau, die sich als Mitarbeiterin des
     Landeskriminalamtes ausgibt und ihm für seine Hilfe dankt. Allerdings habe sich die Sache inzwischen geklärt, und er solle
     die deutsche Frau bitte laufenlassen.
     
    Die dritte Lösung gefiel mir am besten – aber sie war natürlich vollkommen unrealistisch. Kein Beamter der Welt würde eine
     Frau, die er aufgrund einer schriftlichen Anweisung festgenommen hatte, nach einem nicht identifizierten Anruf wieder freilassen.
     Wenn der Gefängniswärter die auf dem Dokument angegebene Nummer des Landeskriminalamtes wählte und dort erfuhr, dass ein weiterer
     Gewahrsam nicht nötig war, würde er sich vielleicht darauf einlassen, aber auch dann würde er wohl nach einer schriftlichen
     Bestätigung fragen. Somit fiel diese Lösung aus. Die erste Lösung fiel auch aus, denn so gern ich Sabine aus dem Knast geholt
     hätte, so wenig gefiel mir die Vorstellung, dass ich selbst dort landete. Blieb also nur Lösung Nummer zwei.
     
    Ich rief also wieder in Chile an, verstellte die Stimme, machte ein paar sprachliche Fehler, damit man mich nicht gleich wiedererkannte,
     und sagte mein Sprüchlein auf. Zusätzlich zu den wieder aufgeflammten Kopfschmerzen hatte ich jetzt auch noch ein schrecklich
     schlechtes Gewissen. Ich hoffte mehr denn je, dass Stahl mit dem gefassten Betrüger in Handschellen aus Barcelona zurückkäme.
     Falls nicht, würde Sabine wohl noch ein paar Tage in ihrem patagonischen Gefängnis aushalten müssen.

Zwölf
    Meine Nervosität und das schlechte Gewissen trieben mich zu einem langen Spaziergang mit Sergeant Pepper an den Rhein. Zwar
     konnte ich nur langsam gehen und mich nicht bücken, um Stöckchen aufzuheben, aber die frische Luft tat mir gut. Außerdem linderte
     die Bewegung die Nervosität. Trotzdem stellte ich mir die ganze Zeit dieselben Fragen. Hatte Stahl in Barcelona meinen Vater
     getroffen? Hatte er Funk erwischt? Was mochte Sabine in einem Gefängnis am Ende der Welt durchmachen? Neben diesen quälenden
     Überlegungen war die Banalität der Frage, was ich heute Abend für Thomas anziehen würde, geradezu tröstlich.
    Ich kaufte deckendes Make-up, um das Veilchen zu vertuschen, und entschied mich für einen Casual-Look im italienischen Stil.
     Jeans mit Stickereien und Strassbesatz, ein enges, langes, weißes Shirt mit großem Ausschnitt und ein breiter Gürtel. Dazu
     Ballerinas und eine Kette aus blau schimmernden Perlen. Die Haare ließ ich offen. Klammern oder Haargummis konnte ich im Moment
     sowieso nicht ertragen, weil jede Reizung der Kopfhaut den pochenden Schmerz verschlimmerte, der immer noch nicht vollständig
     abgeklungen war.
     
    »Du siehst super aus«, raunte Thomas mir ins Ohr, als er endlich kam. In einem lässigen, hellblauen Sommeranzug mit schwarzem T-Shirt darunter. Er überreichte mir eine Flasche, die in Geschenkpapier eingewickelt war. Allein der Gedanke an Alkohol versetzte
     meinen Magen in Wellenbewegungen.
    »Mach auf.«
    Ich riss das Papier ab und – starrte fassungslos auf eine Flasche Rabenhorst-Saft. Wir prusteten gleichzeitig los. Der Mitbringsel-Klassiker
     für Krankenbesuche war ein heißer Anwärter für meinen nächsten Trend-Blog. Retro war in, und dieser Saft mit dem pausbäckigen
     Mädel auf dem Etikett war der Inbegriff des Damals-war-die-Welt-noch-in-Ordnung-Gefühls. Ich machte mir eine geistige Notiz,
     dieses Thema unbedingt

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