Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
aufzugreifen.
»Das Essen sollte jeden Moment fertig sein«, sagte ich, während ich Thomas zum gedeckten Tisch führte. »Es gibt was Italienisches.
Möchtest du vorher ein Glas Prosecco?«
Ich stieß mit Mineralwasser an, und wir knabberten Grissini, bis es an der Tür klingelte. Der Pizzadienst.
Thomas lobte meine Kochkünste mit breitem Grinsen und futterte das letzte Viertel von meiner Pizza auch noch auf. Mein Appetit
war schon wegen der Gehirnerschütterung noch nicht wieder auf der Höhe, außerdem war ich aufgeregt wegen unseres Rendezvous.
Ich wollte Thomas auf keinen Fall enttäuschen.
Stefan hatte sich bereit erklärt, den Abend auswärts zu verbringen, und so waren wir ungestört. Thomas erzählte von seiner
Arbeit, ich steuerte ein paar Anekdoten aus meinem reichen Schatz an absurden Erlebnissen über den Wolken bei und war rundum
glücklich, als wir endlich im Bett landeten.
Diesmal schlief ich danach augenblicklich ein.
Als ich am Donnerstag aufwachte, war ich allein. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es schon kurz nach neun war. So lange
hatte ich schon ewig nicht mehr geschlafen und schob es auf die Gehirnerschütterung. Schlaf sei gut, hatte der Arzt betont,
also machte ich mir keine Sorgen, sondern bedauerte nur, dass Thomas sich nicht verabschiedet hatte. Ich suchte auf meinem
Nachttisch, an der Kaffeemaschine und auf dem Wohnzimmertisch, fand aber keine Notiz von ihm. Nun, das war vermutlich auch
nicht zu erwarten. Notizen wurden nur von Männern in Frauenromanen hinterlassen.
Es klingelte an der Tür, als ich die Tasse mit Milchkaffee gerade auf den Tisch gestellt hatte. Ich drückte auf die Gegensprechanlage.
»Stahl. Machen Sie auf.«
Verdammt, was sollte das denn? Verzweifelt versuchte ich, mir eine Ausrede zu überlegen, aber mir fiel keine ein. Ich drückte
den Türöffner.
Ungefähr eine halbe Minute später stand der Kommissar vor der Wohnungstür. Bis dahin hatte ich hektisch rekapituliert, was
er wusste, was ich ihm verschwiegen hatte und was er auf keinen Fall erfahren durfte.
Langsam wurde die Sache wirklich sehr unübersichtlich.
»Funk ist mir entwischt.«
Er trug eine Jeans, ein weißes Hemd und ein helles Baumwolljackett. In der Sakkotasche steckte eine Sonnenbrille, die ich
bis jetzt noch nicht an ihm gesehen hatte. Vielleicht nahm er sich ein Beispiel an den Spaniern, die zu jeder Gelegenheit
Sonnenbrillen trugen. Vielleicht, um die Augen zu schützen, vermutlich aber eher, um cool zu wirken.
Trotz dieses modischen Accessoires strahlte Stahl leider kein bisschen südländische Lässigkeit aus. Seine Stimmewar schon wieder eiskalt. Außerdem fand ich, dass sie vorwurfsvoll klang. Dabei hätte er mir dankbar sein müssen, immerhin
hatte ich ihn auf eine heiße Spur gesetzt. Warum war er also sauer? Vielleicht hatte er eine Information, die er eigentlich
nicht haben dürfte? Aber welche? Ich spürte, wie ich noch nervöser wurde. Jedes Wort konnte jetzt das falsche sein.
»Äh, das ist ja ärgerlich«, stammelte ich.
»Vor allem für Sie«, entgegnete Stahl.
Wir standen immer noch an der Wohnungstür, die Stahl allerdings inzwischen hinter sich zugezogen hatte. Er hatte die Hände
in die Hosentaschen gesteckt und starrte mich mit einem durchdringenden Blick an.
Meine Knie begannen zu zittern. »Wie bitte?«
»Ich habe von dem Einbruch in Ihre Wohnung gehört.«
Das ging mir jetzt zu schnell. Hatten wir nicht gerade über Funk gesprochen? Jetzt also der Einbruch. Seit wann befasste sich
das Landeskriminalamt mit …
»Es gab einen einzigen Fingerabdruck vom Täter an der Tür, vermutlich, bevor er sich die Handschuhe angezogen hat.«
Unter Stahls Blick wurde mir heiß, meine Ohren begannen zu rauschen.
»Er stammt von Werner Funk.«
»Scheiße.«
Ich hatte das Wort nur geflüstert, aber Stahl hatte es gehört.
»Ich glaube, wir sollten uns mal ausführlich unterhalten, was meinen Sie?«
Keinesfalls, wollte ich sagen. Je weniger wir reden, desto besser. Am allerbesten gehen Sie jetzt und sehen zu, dass Sie Werner
Funk schnappen. Sie wissen, dass er vor drei Tagen in Düsseldorf war, um in meine Wohnung einzubrechen,also müsste seine Spur doch noch ganz frisch sein. Na los, worauf warten Sie? Schicken Sie die Spürhunde los!
Stattdessen nickte ich und schleppte mich zur Couch.
Stahl blickte sehnsüchtig auf meinen Kaffee, sagte aber nichts. Mir war der Appetit vergangen.
Er setzte sich auf die Kante des
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