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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bringen.
    Ich fuhr den Wagen auf den
Parkplatz des Hotels, ganz hinten an die Mauer, und wollte eben aussteigen, als
mein Verfolger die Scheinwerfer voll aufblendete und
Gas gab. Ruckartig ging ich im Fonds des Cabrios in Deckung. Der andere Wagen
kam mit aufheulendem Motor näher, und als er auf gleicher Höhe mit meinem
Cabrio war, hörte man dreimal hintereinander einen gedämpften Knall. Ich blieb
regungslos hocken, das Gesicht in die Polsterung des Rücksitzes gedrückt, bis
der Motorenlärm in der Ferne verhallt war. Dann hob ich den Kopf und sah aus
dem Fenster. In der Betonmaurer prangten drei große
Löcher, alle auf einer Höhe und in einem Abstand von je zwanzig Zentimetern.
    Mit ein paar Riesensätzen raste
ich in die Hotelhalle. Dort war ich notfalls noch am sichersten. Daß Johnny
Devraux ein Profi war, hatte ich schon bei meiner ersten Begegnung mit ihm
erkannt. Aber er schoß offenbar noch besser, als ich ihm zugetraut hatte. Das
bewiesen die drei Einschußstellen in der Mauer. Jede
einzelne Kugel hätte mich erledigt, wenn ich nicht im letzten Moment in Deckung
gegangen wäre.
     
     
     

5
     
    Polizeidienststellen rufen bei
mir eine Gänsehaut und seelisches Hautjucken hervor. Wenn ich über die Schwelle
eines solchen gastlichen Hauses trete, blähen sich meine Nüstern, meine Augen
rollen, und meine Schultern zucken. Das Polizeirevier, in dem Leutnant Schell
das Zepter schwang, bildete keine Ausnahme. Ein Polizist mit einem Stiernacken
und einem Gesicht, das aussah, als sei es versehentlich mal unter eine
Dampfwalze gekommen, führte mich in Schells Büro, stieß ein paar grunzende
Laute aus und verschwand, mich meinem wenig erfreulichen Innenleben
überlassend.
    Nach fünf endlosen Minuten
erschien der Leutnant und warf mit großem Kraftaufwand die Tür hinter sich ins
Schloß. Ich begann, jene Aufrührer zu verstehen, die darauf aus sind, die
Obrigkeit in Bausch und Bogen abzuschaffen.
    »Sie sind’s Boyd ?« Er sah mich verwundert an. »Haben Sie den Mörder nicht
mitgebracht? Oder wollen Sie sich freiwillig stellen, um die Belohnung zu
schnappen, die Morgan ausgesetzt hat ?« Er ging zu
seinem Schreibtisch und ließ sich schwer in einen durchgesessenen Drehstuhl
sinken. »Na, wo fehlt’s denn ?«
    »Können Sie Ihre Zimmer nicht
in einer etwas freudigeren Farbe streichen lassen ?« erkundigte ich mich niedergeschlagen.
    Er runzelte die Stirn. »Was
haben Sie gegen die Farbe ?«
    »Sieht aus wie getrocknetes
Blut .« Mir wurde ganz elend zumute.
    »Ich bin Beamter. Mit den
Herren Privatdetektiven können wir auf der Gehaltsebene nicht konkurrieren. Das
wirkt sich natürlich auch auf die Innenarchitektur aus .«
    Ich setzte mich auf die
wacklige Apfelsinenkiste, die hier scheinbar vergessen worden war und die jetzt
als Besucherstuhl diente. Dann zündete ich mir eine Zigarette an. Schell
brauchte nicht unbedingt zu sehen, daß meine Hände nicht ganz ruhig waren.
    »Wollten Sie mir nur mal guten
Tag sagen ?« erkundigte sich Schell mit vollendeter
Höflichkeit. »Oder wollen Sie mir einen selbstkonstruierten Mörderfangapparat
in bequemen Monatsraten...«
    »Eigentlich wollte ich einige
Auskünfte von Ihnen haben«, ging ich zum Angriff über.
    »Zum Beispiel?«
    »Was wissen Sie über George
Obister ?«
    »Ist das alles ?«
    »Und über Gus Terry?«
    »Noch was?«
    »Auch Tyler Morgan interessiert
mich .«
    »Das ist doch Ihr Auftraggeber .«
    »Eben!«
    »Nicht einmal dem trauen Sie
über den Weg? Obgleich er Sie bezahlt ?« Er lachte
schallend.
    Genau drei Sekunden später — ich
habe auf die Uhr gesehen — schaltete er das Lachen ab. Jetzt wird’s Ernst,
sagte ich mir. Seine tiefliegenden Augen funkelten mich an.
    »Was bieten Sie mir dafür ?« erkundigte er sich. »Ich bin kein Wohltätigkeitsverein,
Mr. Boyd .«
    »Ich hatte an ein kleines
Tauschgeschäft gedacht .« Ich fixierte die Decke und
begann, die Fliegenflecke an der Wand zu zählen.
    »Wenn Sie Angaben machen
können, die sich auf den Mord beziehen, ist es Ihre staatsbürgerliche Pflicht,
sofort damit herauszurücken — das wissen Sie !« Seine
Stimme hob sich drohend. »Sie tun mir einen großen Gefallen, wenn Sie wirklich
wichtige Aussagen zurückhalten. Denn wenn ich Sie dabei erwische, kann ich Sie
ohne weitere Formalitäten einsperren .«
    Irgendwie übten die
Fliegenflecke an der Decke einen beruhigenden Einfluß auf mein zerrüttetes
Nervensystem aus. Ich bin eben tierlieb. Danny Boyd hatte wieder

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