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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Reaktion
so spät ?« überlegte ich laut. »Meiner Meinung nach ist
Johnny inzwischen eingefallen, daß ich möglicherweise etwas weiß, was für ihn
gefährlich werden könnte. Also beschließt er, mich unschädlich zu machen. Was
er allerdings nicht weiß, ist, daß ich nichts weiß !«
    Schell stützte seine Ellbogen
auf die Schreibtischplatte und vergrub sein Gesicht in den Händen. »Wollen Sie
mir einen Gefallen tun, Boyd ?« bat er. »Machen Sie,
daß Sie hier rauskommen, bevor ich vollends den Verstand verliere .«
    Ich war schon an der Schwelle,
als er mich zurückrief.
    Ich wandte mich um.
    »Ist Ihnen schon mal der
Gedanke gekommen, daß Devraux und seine Puppe sich die ganze Sache vielleicht ganz
anders gedacht hatten ?« fragte er. »Sie haben die
Nichte von Morgan entführt, um ihrem Onkel Lösegeld abzuknöpfen. Aber Sie haben
den beiden die Suppe versalzen, indem Sie im unrechten Augenblick in ihre
Wohnung kamen .«
    »Unsinn, Leutnant«, widersprach
ich. »Linda Morgan war schon tot, als ich kam .«
    »Wie viele Kidnapper geben ihre
Opfer lebend wieder heraus ?« fragte er leise.
»Überlegen Sie sich das mal, Boyd !«
    Die Sache war schon einiger
Überlegung wert, und mein Denkapparat lief auf Hochtouren, während ich ins
Hotel zurückfuhr. Am Empfang drückte man mir eine dringende Nachricht in die
Hand — ich möge mich sofort auf Mr. Morgans Zimmer begeben. Da hatte ich wieder
etwas zu überlegen. Es versprach, keine angenehme Beschäftigung zu werden.
    Daß Mr. Morgan nicht gerade
rosiger Laune war, sah man ihm an der Nasenspitze an. Am liebsten hätte er mich
offensichtlich am Kragen gepackt und mit Schwung aus dem Fenster befördert. Ich
begann also gleich, eifrig auf ihn einzureden. Die Frage, inwieweit ein
Detektiv seine Klienten ins Vertrauen ziehen soll, ist immer knifflig. Man kann
nie wissen, ob der Klient der Polizei gegenüber dichthält. Wenn man ihm nun
etwas auf die Nase bindet, was die Polizei nicht unbedingt zu wissen braucht...
Na, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.
    Ich setzte also Morgan eine
bearbeitete Ausgabe meiner Erlebnisse vor. Wohlweislich erwähnte ich das
Jackenkleid und das Firmenetikett mit keiner Silbe. Ich erzählte ihm, von einer
neuen Freundin hätte ich gehört, daß die Blondine, Jeri, am Nachmittag auf der
Party von Gus Terry sein würde. Ich hätte vor, mich auch dort einzufinden, um
sie vielleicht dort zu treffen. Meine Begegnung mit Johnny Devraux in der Bayside Tavern und
die Schießerei auf dem Parkplatz erzählte ich ihm ungekürzt.
    Morgan war von meiner
Geschichte so gefesselt und vergaß vollkommen, daß ich eigentlich in Ungnade
gefallen war. »Unglaublich!« Zum erstenmal, seit ich ihn am Flughafen abgeholt
hatte, belegte sich sein hageres, bleiches Gesicht wieder etwas. »Wie erklären
Sie sich das, Boyd ?«
    »Ich kann’s mir einfach nicht
erklären«, gab ich verbittert zurück. »Gerade das ärgert mich ja so! Als
Devraux mich auf der Treppe erkannte, hat er keinen Versuch gemacht, mich zu
töten. Ein paar Stunden später macht er alles wieder gut. Was hat sich in der
Zwischenzeit geändert? Plötzlich bin ich eine Bedrohung für ihn, und ich weiß
nicht einmal, warum ?«
    »Ich habe Sie mit der
Aufklärung dieses Falles beauftragt, Boyd, weil ich Sie für einen Fachmann
halte«, sagte Morgan ein wenig ungeduldig. »Bisher haben Sie mich auch noch
nicht enttäuscht. Sicherlich haben Sie doch bereits eine Theorie, warum sich
Devraux so und nicht anders verhalten hat .«
    »Eine Theorie habe ich, aber
sie wird Ihnen nicht gefallen .«
    Das Sonnenlicht spiegelte sich
auf Morgans kahlem Schädel, als er sich zu mir umdrehte. Er kam mir vor wie ein
alter, ausgedienter Zirkuslöwe, der sich noch immer durch die brennenden Reifen
quält, weil er einfach nicht aufhören kann. Ich schüttelte mich ein bißchen.
Das waren ja Hirngespinste!
    »Lassen Sie es doch mal auf
einen Versuch ankommen !« knurrte Morgan.
    »Ich bin Devraux die Treppe
hinauf gefolgt«, sagte ich. »Als er mich sah, ist er geflüchtet. Er hoffte, daß
ich ihm in den Lagerraum folgen würde. Am Strand hätte er mich jederzeit
abschütteln können — der Vorsprung war groß genug .«
    »Kommen Sie endlich zur Sache !« sagte Morgan ärgerlich.
    »Ich aber bin ihm nicht durch
den Lagerraum gefolgt, sondern landete aus Versehen in Obisters Reich .«
    »Und?«
    »Nehmen wir einmal an«, sagte
ich vorsichtig, »daß Devraux auf dem Wege zu Obister war. Pech für beide, daß

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