Blonde Engel sind gefährlich
schwer
geladen hatten, stellten sich ihr in den Weg. Einer baute sich vor ihr auf, der
andere machte sich von hinten an sie heran und legte ihr einen Arm und die
Hüfte. Tina zappelte wie ein Fisch, als er sie hochhob, und ihre hohen Absätze
schlugen wütend gegen seine Schienbeine. Das Tablett kam ins Schwanken und fiel
dann klirrend zu Boden.
»Schicke Uniform«, lallte der
Kerl, der vor ihr stand.
»Das kannste noch mal sagen«,
bestätigte sein Kumpel und hielt die zappelnde Tina hoch.
»Wollen wir wetten, daß sie
darunter auch nur Schwarz trägt ?« fragte der erste
herausfordernd.
»Fünfzig Dollar, daß sie nicht
Schwarz trägt«, setzte der andere dagegen.
»Aber du mußt’s beweisen !« sagte sein Freund.
Obwohl Tina sich wütend zur
Wehr setzte, schob der Kerl ihr langsam den Rock über die Hüften, bis das rosa
Höschen, das sie darunter trug, zum Vorschein kam.
»Ich hab’ gewonnen«, brüllte er
erfreut auf und ließ Tina fallen.
Ich ging zu ihr hinüber, um zu
sehen, ob sie sich weh getan hatte. Ich konnte gerade
noch den heftig strampelnden Beinen ausweichen. Das war nun der Dank für meine
Nächstenliebe.
Ich packte ihr Fußgelenk. »Sei
doch vernünftig! Ich bin’s — Danny Boyd !«
Die Scheinwerfer beleuchteten
jede Einzelheit ihrer ansehnlichen Gestalt vom Kopf bis zu den hübschen Beinen.
Und auch die kleine Gruppe von roten Nadeleinstichen an den Schenkeln. Ich ließ
sie sehr plötzlich los.
Sie rappelte sich mit
puterrotem Gesicht auf und fauchte mich an: »Du bist mir ein schöner Held !«
»Meinst du? Moment, das werden
wir gleich haben .«
Der Kerl, der die Wette
gewonnen hatte, grinste selbstzufrieden und schwankte hin und her, während sein
Kumpel ihm mit saurer Miene fünfzig Dollar in die offene Hand blätterte. Ich
stellte mich daneben und wartete höflich, bis das wichtige Geschäft
abgeschlossen war.
Der Gewinner strahlte mich an.
»Was sagste dazu, Alter — ich — hick — hab’
tatsächlich die Wette gewonnen. Findste das?«
»Großartig«, meinte ich und
legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern. »Dir gönn’ich’s wirklich, Kumpel!«
»Ich hätt’ lieber meinen ungewaschenen
Mund halten sollen«, meinte der Freund geknickt.
»Jeder hat mal Pech«, tröstete
ich und umfaßte ihn mit dem anderen Arm. »Nach dieser Anstrengung habt ihr
wirklich eine Ruhepause verdient .«
»Ich bin nicht müde«, erklärte
der Gewinner.
»Ich auch nicht«, bestätigte
sein Freund. Er blinzelte krampfhaft, um mich klarer zu erkennen, dann gab er
es auf und fragte: »Wer is’n das überhaupt ?«
»Der liebe gute Sandmann«
erläuterte ich und packte fester zu. Es gab einen dumpfen Laut, als ihre beiden
Köpfe zusammenstießen. Ich ließ los, und die beiden Freunde purzelten wie Kegel
ins Gras. Schwerer war es schon, dem Gewinner die Scheine zu entreißen, die er
krampfhaft umklammert hielt. Tina und Dawn Damon standen nebeneinander. Man sah
ihnen an, daß sie bei diesem Schauspiel voll auf ihre Kosten gekommen waren.
»Bin ich nun ein Held oder
nicht ?« erkundigte ich mich angelegentlich.
»Kunststück !« höhnte Tina. »Die waren ja schon so voll, daß sie weiße Mäuse sahen .«
»Das wird dich sicher nicht
daran hindern, ein Schmerzensgeld von ihnen anzunehmen«, sagte ich kühl. »Halt
die Hand auf .«
Ihr Gesicht erhellte sich, als
sie das Wort Geld hörte, und sie hielt mir gehorsam die offene Handfläche hin.
Ich blätterte ihr die Fünfdollarscheine in die heiße kleine Hand.
»... dreißig, fünfunddreißig,
vierzig«, zählte ich. Es ist ein erhebendes Gefühl, wieder einmal eine gute Tat
vollbracht zu haben.
»Vielen Dank, Danny«, sagte
sie. »Du bist wirklich der Größte, der — Augenblick mal — da fehlen doch noch
zehn Dollar ?«
»Das ist mein Honorar !«
»Dein was?«
»Denkst du, ich bin ein
Wohltätigkeitsinstitut ?« fragte ich spöttisch. »Sei
froh, daß du dank deiner guten Beziehungen zur Firma Boyd überhaupt was
bekommen hast .«
7
Nach Gus’ geräuschvoller Party
kam ich mir in meinem Cabrio vor wie auf einer friedlichen Insel im Stillen
Ozean. Dawn Damon saß neben mir, und der Fahrtwind wehte ihr das rote Haar aus
dem Gesicht. Ihre Lippen waren ein wenig geöffnet. Ich hatte den Eindruck, daß
die Fahrt — und vielleicht sogar meine Gesellschaft — ihr Spaß machte. Ich
fischte mir eine Zigarette aus der Packung in meiner Brusttasche und zündete
sie mit dem Zigarettenanzünder am Armaturenbrett
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