Blonde Engel sind gefährlich
hindurch, die noch immer die Haustür umlagerte,
und drängte mich zum Swimming-pool.
Ein Rotschopf mit vorstehenden
Kaninchenzähnen stürzte sich auf mich. »Da bist du ja, du Dummer«, kreischte
sie und umarmte mich mit erschreckender Zärtlichkeit. »Ich hab’ dich schon
gesucht! Da hinten zwischen den Büschen war es doch soo gemütlich. Warum bist du denn nicht bei mir geblieben ?«
»Weil es Giftefeu war«, fauchte
ich. Verblüfft trat sie einen Schritt zurück, und gleich darauf war sie in der
wirbelnden Menschenflut untergegangen. Ich war nicht traurig darüber.
Im Swimming-pool schwammen nur
noch wenige Leute, aber die Ränder waren dicht besetzt. Vor mir tauchte
plötzlich eine kurvenreiche, in schwarze Seide gehüllte Gestalt auf. Mit ein
paar Schritten hatte ich die fleißige Arbeitsbiene eingeholt.
Sie stellte ein Tablett mit
Drinks auf einen Tisch und trat dann hastig den Rückzug an, um nicht zu Tode
getrampelt zu werden. Ihre Frisur hatte sich aufgelöst, und honigblonde
Haarsträhnen kamen unter ihrem Spitzenhäubchen hervor. Ihr Gesicht glühte vor
Anstrengung.
Ich versetzte ihr einen
freundschaftlichen Klaps auf das hübsche Hinterteil. Sie reagierte gar nicht.
Wahrscheinlich geschah ihr das bei dieser Art von Partys so oft, daß sie an
dieser Stelle schon abgehärtet war.
»Ich wußte gar nicht, daß du so
gern Treppen steigst, Tina«, sagte ich laut.
Sie wirbelte herum. Als sie
mich erkannte, strahlte sie.
»Du tauchst wirklich immer dann
auf, wenn man es am wenigsten erwartet«, sagte sie mit geheuchelter
Überraschung.
»Daher bin ich ja bei allen
Mädchen so beliebt«, erklärte ich bescheiden. »Du scheinst ja im Großeinsatz zu
sein .«
Sie pustete eine blonde Strähne
aus der Stirn und schob sie wieder unter ihr Häubchen. »Kann man wohl sagen!
Das war ein langer Tag .«
»Besonders, wenn man schon eine
lange Nacht hinter sich hat«, meinte ich verständnisvoll. »Aber es ist nicht
schön, daß deine Freunde Luft für dich sind, wenn du sie auf der Treppe triffst !«
Sie lächelte spitzbübisch.
»Weißt du, es war eine Kurzschlußreaktion . Ich hab’
einen furchtbaren Schreck bekommen, als ich so unvermutet in dich hineingerannt
bin. Ich war schon auf dem nächsten Treppenabsatz, als mir klar wurde, daß du
es warst und nicht eine Erscheinung aus einem Horror-Film .«
»Ist denn ein Waschlappen wie
dieser George Obister die Anstrengungen wert ?« fragte
ich.
»Aber Danny! Bist du etwa
eifersüchtig ?« Sie sah mich aus belustigt blitzenden
blauen Augen an. »Soviel ich weiß, sind wir beiden Hübschen für morgen
verabredet ?«
Ich nickte. »Aber...«
»He, Zuckerpuppe!« Ein
Muskelprotz mit einem blendend Weißseidenen Abendanzug stand plötzlich hinter
Tina und gab ihr einen kräftigen Hieb auf den Allerwertesten. Sie kippte
vornüber, mir in die Arme.
»Bring mir lieber den Daiquiri , den ich vor zehn Minuten bestellt habe, statt mit
diesem Armleuchter herumzualbern !« quetschte der
Muskelmann zwischen den Zähnen hervor.
Ich schob Tina sanft zur Seite
und musterte den Kerl mit unverhohlenem Interesse.
»Ein phantastischer Anzug,
Kumpel !« sagte ich bewundernd. »Der ist wohl für eine
Beerdigung erster Klasse gedacht ?«
Er kniff die Augen zusammen.
»Wer bist du denn ?« fragte er mit einem
unangenehmen Unterton in der Stimme. »Du hältst dich wohl für sehr witzig ?«
»Kannst du schwimmen,
weißgewandeter Freund ?« erkundigte ich mich höflich.
»Klar. Aber was...«
Meine Fäuste hätten auch
genügt. Aber ich hatte keine Lust, mich in dieser lauen Sommernacht übermäßig
anzustrengen. Deshalb zog ich den .38er Revolver aus dem Schulterhalfter hervor
und kitzelte ihn damit sanft am Magen. Er riß die Augen auf. Sein Gesicht wurde
graufleckig wie die Platte auf Terrys Marmorbar.
»Hören Sie«, krächzte er. »Ich
wußte ja nicht — entschuldigen Sie bitte...«
»Geh rückwärts !« befahl ich und half sanft mit dem Revolverlauf nach.
Er gehorchte so schnell, daß
ich mich beeilen mußte, um mit ihm Schritt zu halten. Er sah mich aus
geweiteten Augen an. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das farblose Gesicht.
»Bitte«, flüsterte er. »Ich bitte Sie...«
»Weiter«, befahl ich kurz. Noch
ein Schritt, und der Fall Muskelprotz war erledigt.
Das Wasser schlug klatschend über ihm zusammen. Ich steckte den .38er ein und
wartete, bis er wieder an die Wasseroberfläche kam. Mit drei langen Stößen
schwamm er an den Rand des Beckens. Erst als ich
Weitere Kostenlose Bücher