Blonde Engel sind gefährlich
mit Ihnen zusammenarbeite,
Leutnant. Hätte ich Sie sonst selber angerufen ?«
Sein Gesicht war sehenswert. Es
würde mir bestimmt in Zukunft noch oft in meinen Alpträumen erscheinen. Er ging
um die Bar herum, betrachtete ein paar Sekunden Gus Terrys sterbliche Überreste
und zündete sich dann seinerseits eine Zigarette an.
»Der Kerl hat in seinem Leben
keinen einzigen guten Film gedreht«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.
»Wußten Sie das ?«
»Mag sein. Aber sein Abgang war
wirkungsvoll, das müssen Sie doch zugeben: echte Kugel, echtes Blut, alles, was
dazugehört !«
»So — damit wären wir uns über
eine der beiden Leichen im klaren«, sagte er eisig. »Wäre es zuviel verlangt,
auch noch Aufklärung über die zweite Leiche zu erhalten ?«
»Nein, Sir«, sagte ich und
verkniff mir jedwede geistreiche Bemerkung. Ich sah ihm an, daß er mit Wonne bereit
war, einige Meineide zu schwören, wenn er mich ins Kittchen damit hätte bringen
können.
Dann erzählte ich ihm, wie ich
die Spur des cremefarbenen Jackenkleides verfolgt hatte, das erst die blonde
Jeri und dann die tote Linda Morgan trug. Daß ich das Firmenetikett der lieben
guten Polizei unterschlagen hatte, verschwieg ich wohlweislich. Aus Annettes
Unterlagen hatte sich ergeben, daß ein Mädchen namens Dawn Damon das
Jackenkleid gekauft hatte. Annette erinnerte sich, dieses Mädchen auf einer von
Terrys Partys gesehen zu haben. Ich setzte mich also mit Terry in Verbindung,
und er lud mich zu seiner Party ein, damit ich mit dem Damon-Girl sprechen
konnte.
Schell zündete sich mit der
üblichen nervenzerfetzenden Langsamkeit eine zweite Zigarette an. »Diese
Blondine — Jeri, sagten Sie ja wohl...«
»Johnny Devraux hat das
gesagt«, verbesserte ich.
»Ihre Fingerabdrücke liegen
beim FBI vor. In Wirklichkeit heißt sie Angela Shoemaker. Sie hat schon wegen
Diebstahls im Gefängnis gesessen. Ein paarmal ist sie wegen Ruhestörung
aufgegriffen worden. Vor fünfzehn Monaten hat sie in Los Angeles Johnny Devraux
geheiratet .«
»Ein sauberes Team«, sagte ich.
»Die Briefkastentanten der großen Illustrierten raten den Ehefrauen ja auch
immer, sich aktiv für die Karriere ihrer Männer einzusetzen .«
»Wie geht Ihre Geschichte
weiter ?« knurrte er ungeduldig. Als ich schon zwei
Stunden auf der Party zugebracht hatte, berichtete ich, sei Terry zu mir
gekommen. Er habe eine Nachricht von Dawn Damon, daß sie nicht kommen könne.
Ich sollte sie doch mal besuchen. Dann habe er mir ihre Adresse gegeben. Was
sich in der Wohnung zugetragen hatte, erzählte ich ziemlich wahrheitsgemäß und
händigte Leutnant Schell den Schlüssel aus.
»Warum haben Sie sich nicht
sofort mit der Polizei in Verbindung gesetzt ?«
»Weil ich es eilig hatte,
wieder hierherzukommen, bevor Terry erfuhr, daß Könich ihm das Konzept verdorben hatte«, erklärte ich geduldig. »Ich wollte Gus
überrumpeln, und das ist mir gelungen. Dawn Damon hatte sich natürlich gar
nicht gemeldet — vermutlich ist sie übers Wochenende gar nicht in der Stadt —,
aber ich bin prompt in Terrys Falle hineinmarschiert. Gus hat mir selber
gesagt, daß Könich ein Profi ist. Nun, Sie haben ihn
sicher in den Akten .«
»Und dann?«
Auch bei dem Bericht von meinem
Gespräch mit Gus an der Bar und Terrys Selbstmord hielt ich mich ziemlich an
die Wahrheit.
Der Leutnant sah mich zehn
Sekunden lang wortlos an. Ich merkte, wie ich unter seinem Blick immer kleiner
wurde. Als er wieder anfing zu sprechen, ging ich ihm nur noch bis zum Knie.
»Es würde mir gar nicht
schwerfallen, Sie für fünfzig Jährchen hinter schwedische Gardinen zu bringen«,
sagte er mit gefährlicher Ruhe. »Da erzählen Sie mir großartig, Sie hätten mit
Gus Terry ein Tauschgeschäft vereinbart, und dann sehen Sie tatenlos zu, wie er
sich eine Kugel durch den Kopf schießt !« Sein Gesicht
war jetzt finster wie eine Gewitterwolke. »Sie haben nicht mal erfahren, wo er
die Ware versteckt hat .«
Ich nickte zerknirscht. »Ja,
Gus hat mich gründlich hereingelegt. Ich hatte ja keine Ahnung, was er im Sinn
hatte, sonst hätte ich ihn bestimmt noch etwas zappeln lassen .«
»Warum haben Sie es nicht
verhindert ?«
»Leutnant«, sagte ich
erschöpft. »Wie hindern Sie einen Mann daran, Selbstmord zu begehen? Indem Sie
ihm drohen, ihn zu erschießen ?«
Schell murmelte etwas
Unverständliches vor sich hin. Schmeichelhaft klang es nicht. Ich holte den
Schlüssel hervor, den mir Gus gegeben hatte.
»Ich wette um
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