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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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haben .«
    »Ein Mann, der einen Augenblick
zögert, weil er nicht weiß, wie er sich verhalten soll, ist in meinen Augen
kein Profi !« erklärte ich.
    »Pech«, meinte er bedauernd.
»Er hatte einen bemerkenswerten Sinn für Humor. Es muß sehr komisch gewesen
sein, als er dir heute abend vor diesem Zimmer in die Arme lief .«
    Ich nickte. »Sehr !« bestätigte ich trocken. »Er hat mich in der Wohnung
unserer Freundin Dawn ganz schön in Atem gehalten. Es war stockdunkel, — und
wir warteten beide bloß darauf, daß jemand ein Streichholz anriß .«
    »Und einer von euch hat das
dann offenbar getan, was ?«
    »Mir wurde die Sache zu bunt —
da hab’ ich ihm zwei Kugeln in die Brust gejagt, eine durch die Stirn und eine
durch die Sessellehne — auf alle Fälle. Du verstehst, nicht wahr ?«
    »Ich verstehe«, sagte Gus
mühsam. Er ballte die Fäuste. Seine Knöchel wurden weiß.
    »Einem so humorvollen
Zeitgenossen hätte es Spaß gemacht, nehme ich an, daß ich ihm zu einem dritten
Auge verholfen habe, ohne daß er deshalb nach Tibet zu gehen brauchte — meinst
du nicht ?«
    »Nein.« Er warf das Glas mit
wütendem Schwung an die Wand hinter der Bar. Es hörte sich an wie ein Revolverschuß . Ein paar Glasscherben spritzen auf die
Marmorplatte vor uns.
    »Ist dir eine Laus über die
Leber gelaufen, Gus ?« fragteich
höflich.
    »Hast du irgendwas
Interessantes von unserem Rotschopf erfahren ?« fragte
er.
    »Sie ist ein reizendes Mädchen,
Gus«, sagte ich vertraulich. »Sie hat mir sogar zum Lohn für meine
Ritterdienste eine Zigarette angeboten. Ich hab’ sie leider allein lassen
müssen, weil ich doch zu gern sehen wollte, wie dein groß angelegtes
Unternehmen hochgeht .«
    »Du hältst dich für mächtig
schlau, was Danny ?« sagte er.
    Ich nickte und fuhr sachlich
fort: »So schlau wie du bin ich allerdings nicht, Gus, darüber bin ich mir im klaren . Die Idee, jede Woche wilde Partys hier abzuhalten,
war goldrichtig. Neugierige Mitbürger konnten allenfalls vermuten, daß du
wieder mal, wie damals, als es zu dem großen Krach kam, deine Finger in einer
Call-Girl-Affäre hattest. Inzwischen konntest du in aller Ruhe deine
Rauschgiftverteilerzentrale ausbauen. Das war wirklich ein ganz gerissener
Trick — alle Achtung! Deine Kunden von außerhalb können sich ungehindert die
Ware abholen. Unter den Hunderten von Partygästen, die sich alle wie die
Verrückten benehmen, fallen sie nicht weiter auf. Es fallen bei diesen Orgien
für deine Herren Geschäftsfreunde sogar noch einige zusätzliche
Annehmlichkeiten ab — Mädchen, Alkohol, alles, was ihr Herz begehrt .«
    Sein Gesicht mit dem Netzwerk
von kleinen Falten war wachsgelb, als er langsam den Kopf wandte und mich
ansah.
    »Das ist eine äußerst spannende
Geschichte«, sagte er tonlos. »Ich kann es gar nicht erwarten, die Pointe zu
hören .«
    »Das war schon die
Pointe, Gus !« sagte ich freundlich. »Die Polizei wird
das Haus durchsuchen und dein Versteck für das Rauschgift finden. Die Mädchen,
die jahrelang mehr oder weniger gern nach deiner Pfeife getanzt haben, werden
aussagen, und man braucht kein Prophet zu sein, um zu sagen, wo du dich in den
nächsten dreißig bis vierzig Jahren aufhalten wirst.«
    Eine Weile saß er regungslos
mit hängenden Schultern auf seinem Barhocker. Dann richtete er sich auf. Er
sagte lebhaft: »Weißt du, Danny, ich habe heute abend mal Lust, etwas völlig
Ungewöhnliches zu tun. Ich will raus aus dem alten, liebgewordenen Trott .« Er holte tief Atem. »Ich werde aus dem Mixbecher trinken !«
    »Das ist wirklich eine
großartige Idee«, sagte ich anerkennend. »Laß dir nur Zeit, Gus .« Ich nahm den .38er. Unwillkürlich zuckte er zusammen.
»Wenn du fertig bist, kannst du gleich selber Leutnant Schell anrufen !«
    Er setzte den Mixbecher an die
Lippen und trank einen großen Schluck. Dann warf er ihn über die Bar. Der
Scherbenhaufen wurde immer größer.
    »Danny«, sein Blick war jetzt
sehr wach, »ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Findest du das sehr dumm
von mir ?«
    »Das kommt auf einen Versuch an,
Gus .«
    Er fuhr mit der Zunge über die
trockenen Lippen. »Hinter der Bar befindet sich ein Geheimfach. Ich würde gern
etwas herausnehmen, was mir sehr ans Herz gewachsen ist. Es dauert nicht lange.
Du kannst mich ja die ganze Zeit mit deinem Revolver in Schach halten .«
    »Das ist ziemlich viel
verlangt, Gus — selbst wenn man bedenkt, daß wir alte Freunde sind .« Ich zündete mir bedächtig

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