Blonder Kugelfang
könnte?«
»Einen Dealer hassen viele«,
sagte er. »Sie können sich den Mörder unter seinen Kunden aussuchen.«
»Vorhin sagten Sie, Sie hätten
Samantha schon in ihrer Anfangszeit gekannt«, erinnerte ich. »Wann war das
genau?«
»Als sie noch eines von Bennys
Mädchen war«, antwortete er geduldig. »Sie kostete hundert Dollar und war jeden
Cent davon wert. Samantha war so ziemlich das Beste, was ich je im Bett hatte!«
»Inzwischen berechnet er
zweihundert«, sagte ich.
»Das ist eben die Inflation.«
Er zuckte die voluminösen Schultern. »Sie ruiniert aber auch alles.«
»Also war Samantha eins von
Benny Langans Callgirls, bevor sie plötzlich der
große Rockstar wurde?« faßte ich zusammen.
»Vergessen Sie nicht die Jahre
dazwischen«, sagte er. »Sie hatte schon immer eine gute Stimme. Und wie viele
dieser Mädchen hatte sie für ihr Privatleben eine Freundin. Die machte sie dann
mit einer anderen Freundin bekannt, und das war zufällig...«
»Tracy Nash?«
Er nickte. »Benny nahm das
nicht weiter übel, dazu ist er zu schlau. Man trennt sich im besten
Einvernehmen, dann gibt es auch kein böses Nachspiel.«
»Haben Sie Samantha am
Wochenende noch einmal wiedergesehen?«
»Nein. Aber deshalb zerbrach
ich mir nicht den Kopf. Ich hatte ja immer noch diesen unterschriebenen Vertrag
in meinem Büro.«
»Okay«, sagte ich. »Vielen Dank
für das Gespräch.«
»Wenn ich Ihnen noch irgend etwas sagen kann, Holman ,
brauchen Sie nur zu fragen«, entließ er mich.
Kaum hatte ich seine Bürotür
hinter mir geschlossen, meldeten sich bei mir schon Bedenken. Es hatte alles
viel zu gut geklappt, war zu leicht gegangen. Deshalb schlich ich zu Heiskells geschlossener Bürotür zurück und legte ein Ohr an
die Füllung. Ich hörte ihn drinnen kichern, dann folgte ein leises Surren, als
er eine Telefonnummer wählte. Als er sprach, konnte ich seine Stimme gerade
noch verstehen.
»Ich möchte gern Mr. Bonetto sprechen«, sagte er ehrerbietig. »Hier ist Sam Heiskell .« Nach einer Pause fuhr er noch devoter fort: »Mr. Bonetto , hier Sam Heiskell . Holman ist gerade gegangen... Jawohl, Sir... Für
2000. Diese Nash bringt mir gleich einen Barscheck, und ich gebe ihr den
Vertrag dafür... Mein Eindruck ist, daß er jedes Wort geglaubt hat, Mr. Bonetto , jedes Wort... Und Sie schicken den Scheck bestimmt
heute noch ab? Vielen Dank, Mr. Bonetto ... Jederzeit
zu Diensten, lassen Sie es mich nur wissen, Mr. Bonetto .
Und nochmals vielen Dank... Auf Wiedersehen, Mr. Bonetto .«
Ein leises Klicken, als er
auflegte. Ich griff mit der rechten Hand in meine Jacke, wo ich sonst immer
eine Waffe bei mir führte, öffnete die Tür und marschierte schnurstracks zurück
ins Büro.
»Mein Gott!« Heiskell wäre fast von seinem Stuhl gefallen. »Jagen Sie
mir doch nicht einen solchen Schrecken ein, Holman ,
ich habe ein schwaches Herz.«
»Warum sollte ich Sie mit
Glacéhandschuhen anfassen?« knurrte ich.
»Seien Sie doch nicht so«,
jammerte er. »Schließlich haben Sie den Vertrag spottbillig zurückgekauft,
oder?«
»Und wie hoch ist der Bonus,
den Sie dafür von Bonetto kriegen?«
Seine schwarzen Äuglein hatten schon wieder diesen berechnenden Blick, und
ich machte eine heftige Bewegung mit der unter meiner Jacke versteckten Hand.
»Noch mal zweitausend«, gestand
er. »Na und? Ich verdiene eben ein bißchen nebenbei, was schadet das Ihnen?
Oder schadet es etwa Samantha Pike?«
»Erzählen Sie mir das doch noch
einmal«, forderte ich ihn auf. »Ich meine Ihre Geschichte, wonach Samantha am
Samstagmorgen hier angerufen hätte und dann in Ihrem Büro vorbeikam.«
»Na ja, es war so: Art Stillman kam am Samstagmorgen hier in mein Büro«,
berichtete er. »Und er schlug mir dieses Geschäft vor: Ich mußte nur Samantha
um acht Uhr am selben Abend abholen und zu dieser Party bei Benny bringen. Dafür
wollte er mir einen von ihr unterschriebenen Vertrag besorgen, in dem sie sich
mit einer dreiwöchigen Tournee mit mir einverstanden erklärte. Ich sagte ihm,
er sei wohl nicht ganz richtig im Kopf, dieser Vertrag wäre doch nie
rechtsgültig. Das räumte er zwar ein, meinte aber, daß ich ihn immer wieder
zurückkaufen könnte; sie würde einen guten Preis bezahlen, um sich die
Peinlichkeit zu ersparen. Also holte ich Samantha ab und brachte sie zu der
Party. Bevor Art dort wegging, gab er mir den unterzeichneten Vertrag.«
»Sie müssen Art aber wirklich
gut kennen«, überlegte ich.
»Diesen räudigen
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