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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Agentur wären...«
    »Nein!« fuhr sie mich an. »Ich
lasse doch nicht zwei Männer hier im Haus herumschnüffeln. Nein, Holman , wir gehen das Risiko ein, genau wie Sie es auch
tun.«
    »Sie sind verrückt«,
konstatierte ich. »Wußten Sie das?«
    »Wollen Sie eigentlich den
ganzen Morgen hier herumsitzen und mich beleidigen?« erkundigte sie sich eisig.
»Oder arbeiten Sie weiter an dem Fall, für den ich Sie bezahle?«
    »Also gut.« Ich erhob mich.
»Zwar habe ich einige Erfahrung mit Klientinnen, Tracy Nash«, sagte ich mit
Nachdruck, »aber Sie sind die verrückteste, die mir jemals begegnet ist.«
    »Dann sind wir uns ja einig«,
sagte sie. »Mir geht es mit Ihnen genauso. Warum verschwinden Sie jetzt nicht
endlich, Holman ?«
    Ich ging zu meinem Auto hinaus
und schlug die Tür hinter mir zu. Aber auch der Krach verschaffte mir keine
Linderung.
     
    Sam Heiskells Büro lag in der ersten Etage eines dreistöckigen Hauses, das schon seit Jahren
keinen neuen Anstrich mehr erlebt hatte. Ich ging hinein und fand einen Drachen
am Empfangspult vor. Er war von unbestimmbarem Alter, hatte Übergewicht, trug
eine straßbesetzte Brille und funkelte mich mit Augen
an, die aus Edelstahl gegossen schienen.
    »Ich möchte Sam Heiskell sprechen«, teilte ich ihr mit.
    »Mr. Heiskell empfängt niemanden ohne vorherige Verabredung«, antwortete sie eiskalt.
    »Mein Name ist Holman «, sagte ich. »Und jetzt setzen Sie mal Ihre Zentner
in Bewegung und teilen ihm meine Ankunft mit. Es geht um den Vertrag mit
Samantha Pike, und wenn er nicht mit mir sprechen will, dann muß ich Victor Bonetto das Reden besorgen lassen.«
    Die Stahlaugen rollten ein
paarmal in ihrem blutunterlaufenen Bett, dann erhob sich die Empfangsdame
langsam und watschelte in das Nebenbüro. Nach kurzer Zeit kam sie zurück und
starrte mich an, als wollte sie mich mit einem Fluch belegen.
    »Mr. Heiskell läßt bitten«, sagte sie knapp.
    Auf den ersten Blick wirkte Sam Heiskell zu voluminös für sein Büro: ein großer,
dicker Mann, der reichlich schwitzte und auf einer teuren Zigarre kaute. Die
kleinen, tief im Fett begrabenen Augen waren rotgerändert und blinzelten oft.
    »Okay, Holman «,
begrüßte er mich mit falscher Bonhommie . »Setzen Sie
sich, nehmen Sie Platz. Ich habe Sie schon erwartet. Oder, um die Wahrheit zu
sagen, ich habe mit diesem Mannweib Tracy Nash gerechnet, vielleicht auch mit
einem von ihr beauftragten Winkeladvokaten.«
    »Darf ich mal was fragen?«
erkundigte ich mich. »Dieses Ding da, das in Ihrem Vorzimmer sitzt — ist das
eigentlich ein Mensch?«
    »Meine Frau.« Er kicherte
asthmatisch. »Sie mißtraut mir eben bei all den
hübschen Mädchen, die ich hier für die Nachtlokale vermittle. Aber sie haben
recht, ein normaler Mensch ist sie nicht. Wenn sie normal wäre, hätte sie mich
schon längst verlassen.« Wieder kicherte er, und ich mußte eine Anwandlung
beherrschen, ihm die Zigarre aus den Zähnen zu schlagen.
    »Ich habe den Vertrag gleich
hier in der obersten Schublade.« Mit seinem dicken Zeigefinger deutete er auf
einen Aktenschrank. »Aber damit wir uns nicht mißverstehen , Holman : Es war von Anfang an ihre eigene Idee.
Vergangenen Samstag morgen marschierte sie hier
herein und verkündete, daß sie eine Konzerttournee mit mir abschließen wolle.
Ich habe keinerlei Druck auf sie ausgeübt, sie hat aus eigenen freien Stücken
unterschrieben.« Er hob die Hände und spreizte die Finger. »Na gut, jetzt hat
sie es sich also anders überlegt. Oder ihre lesbische Managerin hat es ihr
ausgeredet. Ich bin ein Mensch, mit dem man reden kann, aber ich muß auch an
meine Spesen denken. Wenn sie aus dem Vertrag wieder aussteigen will, dann
kostet das 3000 Dollar.«
    »Sie kam hier einfach so herein
und sagte, daß sie mit Ihnen einen Vertrag machen wollte?«
    »Oder 2500«, sagte er.
»Wirklich ein günstiges Geschäft, Holman . Ohne jede
Probleme. Sie geben mir das Geld, ich gebe Ihnen dafür den Vertrag. Okay?«
    »Da muß sie aber den Verstand
verloren haben«, überlegte ich. »Hat sie sich irgendwie seltsam benommen?«
    »Also 2000«, sagte er. »Aber
das ist mein letztes Angebot.«
    »Der verdammte Vertrag ist mir piepegal «, sagte ich. »Mir geht es nur um Miss Pike. Sie
behauptet, daß sie sich an die Vertragsunterzeichnung nicht mehr erinnern kann.
Außerdem weiß sie nicht mehr, daß Sie mit ihr zu Benny Langans Party gefahren sind. Genaugenommen weiß sie überhaupt nichts mehr von dem
ganzen Wochenende — von

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