Blondes Gift
dazwischenschieben, bevor es hell wird.«
»Als ob das was hilft. Ich brauch ein großes Glas Wasser und eine Handvoll Aspirin.«
Erneut ein höfliches Kichern. »Nach Ihnen, Sir. Hier im Sheraton haben die Gäste immer den Vortritt.«
Kowalski hatte keine andere Wahl, als Kurs auf Zimmer 702 zu nehmen. Er täuschte den schwankenden Gang eines Betrunkenen vor, damit man ihm die Bemerkung mit dem Apfel-Martini abkaufte, aber er hatte das Gefühl, dass das nicht nötig war. Es würde darauf hinauslaufen, den Idioten auszuschalten. Und ihn für mindestens zehn Minuten vom Gang und aus dem Weg zu schaffen. Er rief noch einmal Mr. Vincents Bild vor seinem inneren Auge auf. Er war groß und untersetzt und hatte kurz geschorenes Haar, das verdammt nach Exmilitär aussah . Er ging auf die vierzig zu. Möglicherweise ein Golfkriegsveteran. Über seinem entspannten Lächeln saßen eiskalte Augen. Und wahrscheinlich war er um einiges intelligenter als er nach außen hin zeigte. Bei dem würden ein einfacher Schlag und ein Fausthieb in die Nieren nicht ausreichen. Links und rechts zogen die Zimmer vorbei: 708, 707, 706.
Unvermittelt stieß Kowalski mit dem Ellbogen nach hinten oben. Und erwischte Mr. Vincent an der Nase. Dann ließ er einen langen Haken gegen Mr. Vincents Schläfe folgen, der, wenn er ihn richtig platziert hatte, den Mann für einige Sekunden erblinden ließ. Dann ging Kowalski auf die Eier des Sicherheitschefs los, woraufhin der in der Mitte zusammenklappte und auf die Knie ging, direkt vor Zimmer 705. Jetzt war der Moment für einen ganz speziellen Würgegriff. Er hatte diese Technik in Bosnien gelernt, für den Fall, dass man keine Zeit hatte (oder es nicht nötig war), einen Stiefel gegen das Gesicht des Gegners zu drücken und seine Kehle aufzuschlitzen. Es handelte sich um
einen leichten Würgegriff, mit der man der Person so lange den Atem raubte, dass man fliehen konnte, ohne sie zu töten.
Und den Typen zu töten, war das Letzte, was er vorhatte. Heute Nacht bewegte er sich weit außerhalb seines Auftrags. Der bestürzte Ausdruck auf Claudia Hunters hübschem Gesicht, nachdem er sie erwürgt hatte, verfolgte ihn immer noch. Es war alles so überflüssig. Ein Mann musste irgendwo seine Grenzen ziehen.
Mr. Vincent allerdings hatte ihm immer noch was entgegenzusetzen. Er holte zu einem Schlag aus, auf den Kowalski nicht gefasst war – und traf ihn in den Magen. Kowalski japste nach Luft, taumelte zurück und knallte gegen die Wand. Er spürte, wie seine Knie schwach wurden. Das war wirklich ein beeindruckender Haken. Vollkommen unerwartet. Respekt. Ein zweiter landete seitlich an Kowalskis Knie. Das war die Militärausbildung. Mr. Vincent versuchte, seine Kniescheibe von der Seite zu zertrümmern, dort, wo sie am empfindlichsten war. Es hätte auch fast geklappt. Aber noch im Fallen drosch Kowalski Mr. Vincent seine Faust gegen den Hals – so dass ihm für ein paar Sekunden die Luft wegblieb. Er konnte den Typen keuchen hören. Kowalski landete kurz auf dem Teppich, war aber sofort wieder auf den Beinen, um dem anderen einen langen Haken gegen den Kopf zu verpassen. Doch Mr. Vincent kam ihm zuvor , packte ihn und stieß ihn vorwärts.
Raum 704, 703 …
2:10 Uhr
Sheraton, Zimmer 702
M it einem lauten Krachen sprang die Tür auf. Und zwei Männer, einer in einer marineblauen Sportjacke, der andere in einem teuer aussehenden schwarzen Anzug, stürzten vom Flur herein. Der Typ im teuren Anzug landete mit dem Gesicht voran auf dem Teppich, während der bullige Typ mit der Sportjacke sich auf seinen Rücken setzte, als würde er ein Pferd reiten.
Jack versuchte sich aufzurappeln, aber die Handschellen zogen ihn zurück auf den Teppich. Er blickte zu Kelly, deren Mund ebenfalls offen stand. Wer waren diese Typen? Waren sie zufällig in dieses Zimmer geplatzt, oder war das der Sicherheitsdienst des Hotels, der sie auf eine äußerst seltsame Weise überprüfen wollte? Es schien, als würde der kräftige Typ in der Sportjacke den Kampf gewinnen – worum auch immer es ging. Er prügelte auf den Hinterkopf des anderen Typen ein, als wollte er eine Scheibe Bratenfleisch weich klopfen.
Aber der Typ im teuren Anzug hatte noch ein Ass im Ärmel. Er ließ beide Fäuste nach hinten sausen und erwischte den Typen mit der Sportjacke seitlich an den Rippen. Dessen Mund bildete eine perfekte O-Form , die sich wieder schloss, als der Typ am Boden den Fuß hochriss und ihm einen kräftigen Tritt an den Hinterkopf
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