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Blondes Gift

Titel: Blondes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Louis
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Und trotzdem wirkte das hier wie die Kantine von einem Geschäftskomplex in einem der Außenbezirke. Jede Menge Anzugträger. Das Haar immer noch sauber gescheitelt, oder nach vorne gekämmt und stufig geschnitten.
    Jack ging zur Bar, die mit Leder bespannt und nicht größer war als die, die man in einem privaten Partykeller findet. Es gab keine Getränkekarte, und er sah auch keine Zapfhähne für Bier. Und keine Gläser. Oder Flaschen.
    Ein Mädchen kam auf ihn zu. Sie hatte schwarzen Lippenstift aufgelegt, trug mehrere Nasen-Piercings und einen schnurgeraden Pony, der eine beunruhigende Parallele zu ihren Augenbrauen bildete. Sie zog eine der Brauen nach oben, was den Effekt ruinierte.
    »Hi«, murmelte Jack, ohne zu wissen, was er als Nächstes sagen sollte. Vielleicht hatte der Laden seine
Alkohollizenz verloren und bewahrte die Drinks irgendwo anders auf. Sein Blick fiel auf die Brust der Frau, und er realisierte, dass ihr Körper in ein schwarzes Spitzenkorsett gezwängt war. Ihre Brüste waren rund und üppig und drohten aus dem Oberteil zu hüpfen. Besonders die rechte. Der Vater in Jack wollte die Hand ausstrecken, alles wieder an die richtige Stelle schieben und vielleicht ihren Pony zurechtrücken, wenn er schon mal dabei war.
    Inzwischen hatte er kapiert, was für ein Ort das war und warum es keinen Alkohol an der Bar gab.
    Er war kurz davor, zu lachen oder durchzudrehen, oder beides auf einmal. Aber eigentlich war ihm nach Lachen zumute. Denn für einen Mann in seiner misslichen Lage war das der bestmögliche Aufenthaltsort, so ungewöhnlich er auch war. Wenn du es unter gar keinen Umständen riskieren kannst, allein zu sein, dann besuch einen Puff in der Innenstadt von Philadelphia. Das ist auf jeden Fall die richtige Wahl.
    Er musste dem Taxifahrer wirklich ein fettes Trinkgeld geben.
    Wenn man die Moral mal beiseite ließ – und ehrlich, Theresa konnte sich über seine Moral nun wirklich nicht beklagen, nicht wenn das, was er über ihre Aktivitäten nach der Trennung vermutete, stimmte -, war das hier genau, was er brauchte. Ein Platz, an dem er für ein paar Minuten oder länger in Ruhe nachdenken konnte. Er würde nach einem Mädchen fragen, bezahlen, was immer sie verlangte und sie bitten, einfach eine Weile neben ihm zu sitzen. Sie
konnte angezogen bleiben. Sie musste keinen Ton sagen. Warum hatte Kelly nicht an so was gedacht?
    Das Mädchen mit dem Korsett und dem Pony räusperte sich und zog erneut die Braue hoch.
    »Ich hätte gern bisschen Gesellschaft«, sagte Jack.
    Einer der Typen drehte sich zu ihm um und starrte ihn an. Hatte er was Falsches gesagt? Gab es ein Passwort?
    Das Mädchen streckte die Hand aus.
    Abermals war Jack verwirrt. Wollte sie, dass er ihre Hand nahm? Oder erwartete sie, dass er sie im Voraus bezahlte? Höchstwahrscheinlich ging es um die Bezahlung. Er knöpfte seine Gesäßtasche auf, zog die Brieftasche raus und fragte, um wie viel es ging.
    Das Mädchen mit dem Korsett nahm ihm wortlos die Brieftasche aus der Hand und steckte sie in eine der winzigen Nischen, die sich hier nebeneinander in der Wand befanden. Seine Brieftasche wanderte ins Innere und verschwand dann ganz. Jemand auf der anderen Seite der Wand hatte sie entgegengenommen.
    Vielleicht war die Sache mit der Brieftasche eine Sicherheitsmaßnahme; sie behielten sie, bis das Geschäftliche erledigt war, damit die Mädchen nicht in Versuchung kamen, ein kleines Extra mitgehen zu lassen. Natürlich konnte es auch sein, dass ihn die Person hinter der Wand beklaute.
    »Fertig?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
    Jack fuhr herum und sah seine Freundin von der Highschool vor sich stehen, in einem weißen Smokinghemd,
schwarzen Hosen und schwarzen Stiefeln. Natürlich war das nicht seine Freundin, aber die Ähnlichkeit war doch verblüffend. Dieselben schmalen Lippen, dasselbe lange, kastanienbraune Haar. Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn durch einen der Durchgänge mit den Vorhängen und weiter den Flur hinunter zu einem anderen Zimmer. Er hatte genug Filme gesehen, um zu wissen, was ihn erwartete: ein spartanisches Bett mit einem Nachttisch, vielleicht ein billiges Kunstwerk an der Wand.
    Doch so war es nicht.
    Im Zimmer stand eine Art niedriger Holztisch, und auf der Tischplatte befand sich eine Maschine, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einem rundlichen Sattel hatte. Oben aus dem Sattel ragte ein etliche Zentimeter langer Gummizapfen. Der Sattel wurde offenbar elektrisch betrieben – an der Seite

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