Blondes Gift
lief ein Kabel bis zu einer Verlängerungsschnur, die auf dem Boden festgeklebt war.
Noch hatte die Frage in seinem Kopf kaum Gestalt angenommen, da drückte ihn das Mädchen schon sanft gegen die Wand und griff nach seinen beiden Händen.
»Links oder rechts?«
»Was ist das für ein Ding?«, fragte Jack.
»Wirst du schon sehen«, sagte sie. »Links oder rechts?« Als sie den verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht bemerkte, erklärte sie: »Links- oder Rechtshänder?«
»Rechtshänder.«
Das Mädchen führte Jacks linke Hand sachte an sein Herz, als sollte er gleich den Fahneneid ablegen. Irgendwas klickte, und er fühlte kalten Stahl an seinem Handgelenk. Dann ein erneutes Klicken, gefolgt von einem Gefühl der Enge um seinen Bizeps. Sein linker Arm wurde am Körper fixiert, und er wurde an der Wand festgemacht.
Das Mädchen trat einen Schritt zurück und lächelte. »Ich hab den ganzen Tag auf dich gewartet.«
3:50 Uhr
Sheraton, Zimmer 501
J ack Eisleys Tasche ergab nichts Neues außer der Tatsache, dass er Retroshorts trug. Aber wer tat das heutzutage nicht? Außerdem war da noch ein Bogen Sheraton-Briefpapier, auf den »MK WHP SD« gekritzelt war. Was alles Mögliche bedeuten konnte:
Minister kontaktiert Welthandelspräsident in South Dakota. Mandelkuchen, Wacholderpudding, Sahnedessert . Machtkampf, Weißes Haus, Präsident schreibt Dekret.
Kowalski faltete ihn zusammen und steckte ihn für alle Fälle ein.
Weder Brieftasche noch Ausweis. Der Typ musste sie also bei sich haben. Aber auf dem Gepäckanhänger standen der Nachname Eisley und eine Adresse in Gurnee, Illinois.
Okay, damit brauchte er nicht länger seine Zeit zu verschwenden. Als Nächstes musste er in eine neue Verkleidung schlüpfen und sich an den Typen ranmachen, den er vorhin fast erwürgt hatte. Mr. Vincent. Vielleicht wusste der, wo die Cops Jack Eisley hingebracht hatten. Er musste nur seinen vertrauenerweckenden Heimatschutz-Ausweis zücken, und schon befand er sich allein mit ihm im Zimmer, um Licht in die Ereignisse der Nacht zu bringen. Er konnte ihm erzählen, was Kelly White anstellte: wie sie quer durchs Land flog und hauptsächlich verheiratete Männer und Universitätsprofessoren in Schwierigkeiten brachte.
Natürlich war Kowalski klar, dass er von einer gewagten Annahme ausging.
Denn Eisley war womöglich nicht mehr am Leben.
So war es zumindest Kelly Whites anderen männlichen Begleitern ergangen.
4:05 Uhr
Sybian Lounge, der Hot Spot
V errätst du mir deinen Namen?« »Nenn mich Angela«, sagte sie und knöpfte ihr Smokinghemd auf; darunter kam ein schlichter weißer BH zum Vorschein. Das Hemd war an einigen Stellen stark zerknittert, und es sah aus, als befände sich auf einer der Manschetten ein Klecks Tomatensoße. »Wie ist deiner?«
»Jack. Angela ist also nicht dein richtiger Name?« Das Mädchen warf ihm einen entrüsteten Blick zu. »Mein richtiger Name? Tut mir leid. So was mach ich nicht. Dein richtiger Name ist ein mächtiges Totem. Meinen richtigen Namen zu verraten, ohne deinen zu kennen, würde das Gleichgewicht der Kräfte stören. Möchtest du, dass ich deinen Gürtel für dich öffne? Oder schaffst du es mit einer Hand?«
»Mir war nicht klar, dass du mich an der Wand festmachst; sonst hätte ich mich rechtzeitig drum gekümmert. Pass auf, kann ich einen Augenblick mit dir reden?«
Angela trat erneut zwei Schritte zurück, kickte die Stiefel von den Füßen und zog ihre schwarzen Socken aus. Die schwarze Hose rutschte ihr an den Beinen hinunter und bildete auf dem Boden einen kleinen Haufen, aus dem sie mit einem kleinen Hüftschwung heraustrat. Der Boden war aus Beton und musste ziemlich kalt sein.
»Du kommst den ganzen Weg hier raus. Mitten in der Nacht. An einen Ort wie diesen … nur um zu reden? Mensch, Jack. Du hättest eine Menge Geld sparen und zum Silver City Diner die Straße runter gehen können. Da kommt man immer mit jemand ins Gespräch.«
Ihr Höschen war lila, aber wie ihr BH äußerst schlicht. Kein Satin, kein Tanga. Praktische Unterwäsche für den Alltag. Solche wie sie Jacks Frau trug, außer an ihrem Hochzeitstag oder zu Hochzeiten.
»Ich muss einen Moment nachdenken«, sagte Jack.
»Und ich brauch es jetzt«, sagte Angela. »Und zwar dringend.« Sie streckte die Hand aus und griff nach einer Fernbedienung, die an einem Kabel von der Decke hing. Sie drückte auf einen Knopf. Der Plastikzapfen fing an zu summen, und auch wenn Jack so etwas vorher noch nie gesehen
Weitere Kostenlose Bücher