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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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sich offensichtlich gelohnt, denn dank ihres Engagements hatten sich etwa zwei Dutzend Männer für den Mr Coffee-Wettbewerb gemeldet. Aufgrund einer stillschweigenden Übereinkunft über die Anforderungen — groß, athletisch, unter 45 Jahren, Haare auf dem Kopf, aber nicht im Gesicht, schöne Zähne, minimale Intelligenz — schied in etwa die Hälfte des Bewerber-Pools sofort aus.
    Amanda fand nur wenige viel versprechend. Der Wettbewerb sollte schon am nächsten Tag stattfinden und Clarissa wollte innerhalb der nächsten Stunde über die fünf Endrundenkandidaten entschieden haben. Sie hatten Nummern vergeben, Stifte und Karteikärtchen. Die Männer wurden gebeten zu warten, bis man sie zu einem Gespräch holte. Kaffee und Plundergebäck waren sowieso im Haus. Die Vorstellung, Männer um die Zwanzig interviewen und unter die Lupe nehmen zu dürfen, stachelte Amandas Sinne an. Das Flair eines Liebesabenteuers — oder wenigstens die Möglichkeit dazu — , gemixt mit dem Aroma von Franks neuer Haus-Mischung und der noch nicht ganz getrockneten Farbe, machte Amanda ganz benommen. Wie sollte sie das schaffen? Nur fünf Männer aus einem Haufen herauszupicken, wenn sie doch an jedem Mann Qualitäten entdeckte: physische, geistige, emotionale und — ganz klar — finanzielle.
    »Als Chefin solltest du es vermeiden, dich mit den Kandidaten zu verabreden, Amanda«, gab Clarissa zu bedenken. »Die Kerle müssen für die Kundinnen zu haben sein. Wenn sie dir den ganzen Abend über nachlaufen, wird das nichts.«
    »Nur Business. Kein Vergnügen.« Für Amanda war ohnehin alles Business. »Du und Frank, ihr hängt euch so in dieses Geschäft hinein«, sagte sie zu Clarissa. Frank war... Amanda wusste nicht, wo Frank eigentlich steckte, aber bestimmt tat sie etwas Nützliches, daran bestand kein Zweifel.
    »Du nicht?«, fragte Clarissa.
    »Ich glaube, ich habe keine so klare Motivation«, antwortete Amanda. »Für Frank ist dieses Café absolut lebensnotwendig, etwa von der Bedeutung wie das letzte lebende Familienmitglied, von mir abgesehen. Und letztendlich ist es das ja auch.«
    »Das mit euren Eltern tut mir wirklich Leid.«
    »Ich gründe meine eigene Familie«, fuhr Amanda fort. »Du hältst mich wahrscheinlich für naiv, aber ich glaube an einen Seelenfreund. Vielleicht ist er sogar jetzt gerade hier. Und vielleicht ist er ja reich genug, um unsere Schulden zu bezahlen. Dann bekommt Frank ihren Laden und ich meinen spirituellen Partner. Und beide wären wir glücklich.«
    Clarissa ging die Kandidaten durch. »Verlass dich nicht in allem auf die Männer, Amanda«, sagte sie. »Ich tue es jedenfalls nicht. Nicht dass ich zynisch wäre. Ich will Liebe. Aber ich möchte mir auch Enttäuschungen ersparen, deswegen setze ich mir realistische Ziele und konzentriere mich auf die Arbeit, die ich vor mir habe.«
    »Und das soll nicht zynisch sein?«, fragte Amanda. »Du bist doch erst 24.«
    »Ich habe mein ganzes Leben lang in New York gelebt, das macht einen älter.«
    Amanda, die ebenfalls zeitlebens in den fünf Bezirken gewohnt hatte, musste lachen. Durch Clarissa erfuhr sie eine Menge über eine ihrer echten Schwächen: Sie konnte sich kaum mal auf etwas konzentrieren. Immer war sie schusselig gewesen, leicht abzulenken, stets auf der Suche nach einer neuen Affäre, einem neuen Job oder einer neuen Freundschaft. »Vielleicht habe ich ja Alzheimer«, sagte Amanda.
    »Was meinst du?«, fragte Clarissa.
    »Ich bewundere dich ehrlich, Clarissa.«
    »Ich mag dich auch sehr gern.«
    »Wenn das kein erhebender Moment ist!«
    »Für eine Umarmung?«, fragte Clarissa.
    Amanda gab sich damit zufrieden, dass sie einander frech angrinsten. Ihr Herz flatterte aufgeregt. Würde Clarissa, die ihr an Attraktivität in nichts nachstand, ein echter Freund werden? Ein weiblicher obendrein? Der Gedanke war fast so verlockend wie ein neuer Lover. Und da es gerade darum ging, rief Clarissa »Nummer eins!« in die wartende Menge.
    Ein Mann ging auf die beiden Frauen zu, die sich an einen der neuen Formica-Tische gesetzt hatten. Er war jung — knapp über zwanzig — und hatte einen Spitzbart. Amanda flüsterte Clarissa zu: »Lange Nase, Zeichen für ein ehrliches und vertrauenswürdiges Naturell. Lockiges Haar: Er kann störrisch sein, gibt dann aber doch nach.«
    Clarissa warf Amanda einen kritischen Blick zu. Anscheinend mochte nicht jeder ihr Spiel, Menschen spontan zu beurteilen. Mach einfach nach, was Clarissa tut, dachte sie, und

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