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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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ich meine, er musste hierher kommen. Es ist sein und unser Schicksal, dass wir zusammenarbeiten. Ich fühle es.«
    »Praktische Lösungen waren schon immer deine Stärke.«
    »Clarissa findet auch, dass Matt Schemerhorn unser Schicksal ist.«
    »Ach, was seid ihr innig, du und Clarissa«, erwiderte Frank und war selbst überrascht von dem Hauch von Eifersucht in ihrer Stimme.
    »Sie ist doch wirklich sensationell, nicht wahr?«, fragte Amanda. »Absolut sensationell. Wie sie aufgetaucht ist! Wie im Märchen! Und bald stehen wir da wie Aschenputtel, wenn sie für den Ball ausstaffiert ist.«
    »Und warum fühle ich mich dann immer wie die böse Stiefschwester?«, fragte Frank.
    »Genau da«, antwortete Amanda, »liegt dein größtes Problem.«
    Klingeling. Ein Mann bahnte sich den Weg unter einer Abdeckplane hindurch, die über der Tür hing, und schlurfte auf die beiden Schwestern zu. Er war mager und trug vergammelte, löchrige Jeans, ein zu enges schwarzes T-Shirt und Timberland-Stiefel.
    Sein Bürstenhaarschnitt war so kurz, dass Frank überlegte, ob er ihn wohl einer Läusekolonie verdankte.
    »Matt Schemerhorn?«, erkundigte sich Amanda.
    »Ich bin zu früh dran«, sagte er.
    »Ich muss Ihnen die Frage stellen: Warum haben Sie keinen festen Wohnsitz?« Das war Frank. Sie bemerkte, dass er einen kleinen Rucksack bei sich trug — wohl kaum genug Platz, um seine ganze Garderobe durch die Gegend zu tragen. »Sind Sie obdachlos?«
    »Ich habe eine Heimatadresse«, antwortete er. »Aber ich glaube nicht, dass es wichtig oder notwendig ist, sie Leuten mitzuteilen, mit denen ich vielleicht zusammenarbeite. Geben Sie fremden Leuten am Telefon Ihre Adresse? Jemandem, der — sagen wir — Ihre Flugreservierung entgegennimmt? Ich hoffe nicht. Viele Fluggesellschaften und Katalogfirmen stellen nämlich Strafgefangene ein, die Telefondienst machen und Bestellungen annehmen müssen. Ich weiß nicht, wie Sie das halten. Ich jedenfalls lege keinen Wert darauf, dass ein Mörder oder Vergewaltiger weiß, wo ich wohne.«
    Frank blinzelte. »Haben Sie irgendwelche Referenzen?«
    »Sind Referenzen nicht so subjektiv, dass sie eigentlich wertlos sind? Ich könnte zum Beispiel bei meinem letzten Job genauso hart gearbeitet haben wie sonst jemand. Aber dann kam es vielleicht zu einem, wie es euphemistisch heißt, persönlichen Konflikt« mit meinem Chef, diesem Faschistenarschloch — verzeihen Sie, aber es gibt für diesen Mann keine andere Bezeichnung. Und deshalb würde meine Referenz recht armselig ausfallen. Sie würden ihn, ohne seine Art zu kennen, anrufen, sich nach mir erkundigen und bekämen ein falsches Bild von mir. Sie wären überzeugt, dass ich meine Arbeit nicht ordentlich mache. Aus diesem Grund habe ich keine Referenzen.«
    Amanda versuchte es weiter: »Können Sie uns wenigstens sagen, wo Sie zuletzt gearbeitet haben?«
    »Ich war Barmann im Moonburst. In Midtown.«
    »Und, wie haben Sie es gefunden?«, bohrte Frank.
    Er blickte verdutzt drein. »Anhand der Straßennamen.«
    »Ich meinte, ob Ihnen die Arbeit dort gefallen hat?«
    »Ich verachte die Firma zutiefst«, antwortete Matt. »Und auch alles andere, wofür sie steht.«
    »Wirklich?«, ermunterte Frank ihn weiterzusprechen.
    »Ja! Und zwar deshalb, weil sie die unbehandelten Bohnen aus aller Welt importieren und dann im Großverfahren einheitlich rösten. Sie verbrennen den Zucker und das Öl der Bohnen und töten damit ihr einzigartiges Aroma ab. Denen gelingt es, alle Sorten, angefangen bei einem äthiopischen Hawar bis zu einem Tansania Peaberry, in Dreck zu verwandeln. Und außerdem zahlen sie sehr schlecht.«
    »Was haben die vom Moonburst Ihnen bezahlt?«, wollte Frank wissen.
    »Sechs Dollar die Stunde.«
    »Wir zahlen zehn. Und jeden Morgen vor der Arbeit duschen.«
    »Botschaft erhalten«, sagte er.
    Frank fügte hinzu: »Und ich will nie die Worte >Möse< und >Fuck< über Ihre Lippen kommen hören.«
    »Schade für Sie.«
    »Was haben Sie für eine Jeansgröße?« Das war Amanda.
    »Keine Ahnung.«
    Amanda trat hinter ihn und stülpte den Bund seiner Hose um. »Zweiunddreißig, sechsunddreißig«, las sie vom Etikett ab. »Herzlichen Glückwunsch, Matt Schemerhorn. Sie passen perfekt.«

Kapitel 4

Immer noch Donnerstag

    Amandas Chakren waren stolzgeschwellt. Immerhin hatte sie die letzten beiden Tage damit zugebracht, das ganze Viertel mit Flugblättern zu überschwemmen. Clarissa hatte sie zu ihrem »Poster Girl« ernannt. Doch die Mühe hatte

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