Blondine ehrenhalber
Artikel suggerierte, dass man bei einem Besuch im Romancing the Bean sein Leben riskierte. Das Foto von Amanda und Chick war erneut abgedruckt, außerdem eine Aufnahme von Frank, wo sie ausgesprochen böse dreinschaute. Bissige Besitzerin? Beleidigte Besitzerin? Blutrotgesichtige Besitzerin?
»Kann ich die behalten?«, fragte Frank.
»Nimm sie mit. Das Frühstück geht auf Kosten des Hauses«, sagte Harry.
»Wir haben schon gezahlt«, bemerkte Frank.
Die drei gingen hinaus in den kalten Morgen von Brooklyn. Der Wind war mit Nadeln gespickt. Matt deutete in die Luft über Franks Kopf. »Siehst du?«, fragte er.
Sie schaute nach oben, und tatsächlich: Anderthalb Meter über ihr schwebte eine kleine schwarze Wolke. Sie griff hinauf, um sie zu berühren. In dem Moment verschwand sie.
Kapitel 12
Amanda konnte nicht aufhören, über Chick nachzugrübeln. Was genau war sie ihm schuldig? Wenn ihre Beziehung zu ihm irgendetwas mit seinem Tod zu tun hatte... Sie durfte gar nicht daran denken, was das bedeutete. Ihr Karma würde sich nie wieder erholen. Sie versuchte, durch Meditation einen klaren Kopf zu bekommen. Ein, aus, die Sonne, der Mond, die Wellen, die Felsen, der Strand, der Sand, der Sandkasten, der Schmutz, das Ungeziefer, die Verwesung, der Tod. Es funktionierte nicht. Immer wieder schoss ihr ein Bild durch den Kopf: Chick, wie er betrunken und wackelig auf den Beinen an der Brownstone-Mauer in die Enge getrieben wird. Er versucht, sich gegen den Phantom-Mörder zu wehren. Eine Keule, wie sie Höhlenmenschen hatten — das fiel ihr spontan für einen stumpfen Gegenstand ein — , fliegt durch die dunkle Nacht und landet mit einem barbarischen Knall auf Chicks wunderschönem Kopf, dann das Geräusch von einem zerberstenden, sich in matschige Hirnmasse drückenden Schädel wie das Aufplatschen von Steinen in Schlamm.
»Du wirst ja ganz grün«, sagte Matt zu Amanda. Sie standen vor dem Park Plaza, um zu entscheiden, was als Nächstes zu tun war.
»Ich möchte mich einmal mit Piper Zorn unterhalten«, sagte Frank. »Ich glaube zwar nicht, dass das ein vernünftiger Mensch ist, aber wenn ich ihm erkläre, dass wir auch ohne ihn eine Reihe von Problemen haben, hört er vielleicht auf, über uns zu schreiben.«
Amanda schüttelte den Kopf. »Clarissa wird das nicht gefallen. «
Frank schaute sofort zu Matt. »Ich weiß nicht, ob ich in diesem Punkt mit Clarissas Strategie übereinstimme — nur in diesem Punkt. Ansonsten leistet sie Unglaubliches für uns, und das weiß ich zu schätzen, wirklich. Und«, sie drehte sich zu Amanda, »das wirst du ihr sagen, wenn sie herauskriegt, dass ich Zorn bei der Post einen Besuch abgestattet habe.«
Amanda presste die Hand auf ihren strapazierten Magen. »Ich denke, ich gehe zurück und öffne das Café.«
»Matt, glaubst du, du kannst den Laden heute für uns auf-machen?«, wandte sich Frank an den Kellner. Er nickte. »Amanda«, fuhr Frank fort, »warum gehst du nicht ins Moonburst und redest mit Benji? Er kannte Chick von allen hier am besten. Vielleicht geht es dir besser, wenn du mit jemandem über ihn sprechen kannst.«
Die jüngere Schwester war gerührt. »Bestimmt«, sagte Amanda. »Ich muss zugeben, ich bin überrascht.«
»Hast du etwa gedacht, ich hätte keinen Funken Mitgefühl in mir?«
»Nicht Mitgefühl«, sagte Amanda. »Geduld.«
»Habe ich etwa keine Zeit für deine ganzen blockierten Chakren?«
»Anscheinend hast du die nicht, nein. Und wenn wir gerade dabei sind: Es verletzt mich, dass du immer alles so leicht abtust, was mich betrifft.« Durch das Geständnis ließ die Anspannung in ihrem Magen nach.
»Jetzt bin ich überrascht«, sagte Frank.
»Was?«, fragte Amanda.
»Ich bin überrascht, dass ich so eine schädigende Wirkung auf dich habe.«
Die Schwestern standen mit hängenden Armen schweigend da und musterten einander. Ihr weißer frostiger Atem traf sich in der Mitte und löste sich dann in Luft auf. Amanda war nach einer Umarmung zumute. Das wäre genau der Augenblick. Die Oberfläche ihrer herzlichen, aber angespannten Beziehung — für die Frank verantwortlich war — würde durchbrochen. Darunter würde etwas Ehrliches und Dauerhaftes zum Vorschein kommen. Aber Amanda wusste: Wenn sie ihren Arm ausstrecken und versuchen würde, ihre Schwester zu umarmen, würde Frank sich sofort zurückziehen.
»Jetzt, wo ich offiziell in eurer Wohnung wohne: Kann ich meine Wäsche waschen?«, fragte Matt.
»Gern«, antwortete Frank.
»Du
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