Blondine ehrenhalber
seiner schlechten Laune nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, klimperte Amanda mit den Wimpern und sagte unschuldig: »Java hat seit Jahrzehnten keine hochwertigen Arabica-Bohnen mehr produziert.«
»Was ist der Punkt?«, bellte er.
»Ich dachte, das Moonburst würde einzig und allein Arabica-Bohnen mit Topqualität verkaufen«, flötete sie sanft. »So heißt es wenigstens in eurem Prospekt.«
Amanda pickte eine Moonburst-Broschüre aus dem Ständer vor der Kasse und hielt sie in die Höhe.
»Keinen Menschen interessiert das, Amanda.« Benji knallte die Kasse zu. »Die Schwachköpfe auf der Straße kümmert es einen Dreck, was in dem Kaffee drin ist. Unsere Gäste wollen nur, dass er heiß und stark ist. Und das bekommen sie bei uns. Moonburst könnte eine Malibu-Beach-Mischung auf den Markt werfen und die Leute würden sie kaufen. Das geht nur nicht in den Kopf von dir und deiner Schwester. Die Gäste wollen keine Kenner sein. Das würde sie Zeit kosten. Arbeit. Überlegung. Im Moonburst denken wir für die Gäste.«
Er war so böse. Auf mich?, fragte sie sich und sagte: »Diese ganze negative Energie ist schrecklich schlecht für deine Gesundheit.«
Benji schaute nicht einmal auf. Er kritzelte etwas auf ein Bestellformular. »Ich bin sicher, dass du nicht wegen meiner Gesundheit um diese Uhrzeit hier aufgetaucht bist«, sagte er. »Was willst du? Ich habe zu tun.« Er legte sein Klemmbrett weg und begann, Bohnen aus Fünf-Pfund-Säckchen in die riesige Kaffeemühle zu kippen.
Damit gab Amanda jegliche Hoffnung auf, je mit Benji in Kontakt zu kommen. Gegen seine offene, scharfe Feindseligkeit war sie nicht gewappnet. »Du bist wirklich ungerecht, Benji«, sagte sie.
»Du hast damit angefangen«, gab er zurück. »Du tust vielleicht so, als wärst du eine Mimose, eine Art Zauberprinzessin, die zu zart ist für diese Welt. Aber in Wahrheit bist du genauso gemein wie deine Schwester.«
Um sich so kritisieren zu lassen, war sie bestimmt nicht gekommen, noch dazu, wenn die Kritik nicht zutraf. Als ihre Augen sich mit Tränen füllten, ließ Amanda sie laufen. Und sie liefen in Strömen. Tief aus ihrem Bauch sprudelte ihr Schluchzen hervor. Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen, sank auf den Boden und ließ den Tränen freien Lauf.
Benji seufzte. »Oh, großartig. Sie ist hysterisch. Absolut großartig, verflucht noch mal.«
Amanda weinte noch stärker. Er gab Laute der Unzufriedenheit von sich und kniete sich schließlich neben sie. »Hör doch auf zu weinen«, sagte er sanft. »Bitte. Eine Frau weinen zu hören ist für mich wie einen Eispickel ins Auge zu bekommen. Es tut mir Leid. Ich habe es nicht so gemeint. Du bist sehr nett. Du bist keine Mimose. Weißt du, ich habe ein paar persönliche Probleme. Ich hätte sie nicht an dir auslassen dürfen. Bitte hör auf zu weinen. Ich halte das nicht aus. Ich tue alles, was du willst. Sag mir nur, was ich tun soll.«
Amanda schnappte nach Luft. »Alles?«
»Wie ich gesagt habe.«
»Erzähl mir von Chick.«
Seine Muskeln verkrampften sich. Amanda sah, wie sich seine Oberschenkel unter der Kakihose anspannten. »Chick wie?«, fragte er.
»Benji, ich weiß, dass er dein Freund war. Ich will nur mehr über ihn erfahren. Wie war er? Hat er lange und heiß oder kurz und kalt geduscht? Was hat er gegessen? Hat er viel gelacht? Erzähl mir einfach, was du weißt. Ich fühle mich, als hätte ich ein Loch im Herzen, das nur mit Informationen über Chick gestopft werden kann. Ich muss ihn kennen lernen, wie ich es getan hätte, wenn er nicht umgebracht worden wäre.«
Benji rappelte sich auf und ließ Amanda allein am Boden zurück. »Ich kannte ihn auch nicht.«
»Kannst du mir wenigstens die Telefonnummer von Bert Tierney in Vietnam geben?«, fragte sie. Vielleicht wusste der gemeinsame Freund etwas zu erzählen.
»Bert wie?«, fragte Benji. »Ich kenne niemanden in Vietnam.«
Warum log er? »Warum lügst du?«, fragte sie.
Die Eingangstür flog auf. Amanda blickte vom Boden auf und sah zwei Männer in dreiknöpfigen Polyesteranzügen. In der Hand hielten sie ihre Erkennungsmarken. Polizei. Der eine, mit einem Schnurrbart, fragte: »Benjamin Morton?« Benji nickte. Der andere, der komischerweise keinen Schnurrbart, sondern einen richtigen Bart trug, packte ihn am Arm und legte ihm auf der Stelle Handschellen an.
Der Polizist mit dem Schnurrbart fragte Amanda: »Wer sind Sie? Und warum weinen Sie? Hat Ihnen dieser Dreckskerl etwas getan?«
»Ich habe nur
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