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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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wollte, fragte: »Was ist mit Ihrem PowerBook passiert?«
    »Das habe ich auf jemandes Kopf zertrümmert.«
    Lucy war ein Spaßvogel. »Worüber schreiben Sie heute?«, fragte Amanda.
    Lucys Augen, die ihren Glanz verloren hatten, huschten über die bildschöne Besitzerin. Nachdem sie sich anscheinend zu der Ansicht durchgerungen hatte, dass Amanda sich nicht über sie lustig machte, antwortete sie: »Das Gleiche wie immer. Werteverfall in der amerikanischen Gesellschaft, insbesondere über den Untergang der Familie. Arbeitende Mütter, abwesende Väter.«
    »Sind schon Leserbriefe von Ihnen veröffentlicht worden?«, erkundigte sich Amanda höflich.
    »Glauben Sie, ich würde Stunden um Stunden damit zubringen, sie zu schreiben, wenn keiner sie lesen würde? Sie halten mich wohl für eine verrückte Alte?«, erwiderte Lucy scharf.
    »Sie haben also Erfolg gehabt.«
    »Sie haben genauso viel Köpfchen wie Ihr Vater.« Amandas und Franks Vater war das emotionale, weniger das intellektuelle Zentrum der Familie gewesen.
    »Wo, wenn ich fragen darf, sind sie veröffentlicht worden?«, fragte Amanda weiter.
    Lucy war von der Frage verblüfft. Amanda überlegte, wie oft jemand Lucy wohl eines zweiten Blickes würdigte oder sie um etwas anderes bat, als aus dem Weg zu gehen. Lucy griff nach ihrer Umhängetasche, zog ein kleines Fotoalbum heraus und ließ es auf den Tisch platschen. Amanda öffnete es. Auf jeder Seite klebte eine verkleinerte Kopie einer Zeitungs- oder Zeitschriften-Leserbriefseite. Jedes Miniaturblatt passte genau in das Fotoalbum. Aber es war unmöglich, den Text zu entziffern. Amanda schielte darauf und hielt dabei das Album einige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Irgendwo auf jeder Seite erkannte sie in einer winzigen Zeile den Vornamen Lucy. Der Nachname war ein langer, verschwommener Fleck. Sah aus, als finge er mit P an.
    »The Iowa Register, Plains News, The Podunkian, Jacksonville Monitor. Beeindruckend«, sagte Amanda. Lucy musste Massen damit erreicht haben, dachte sie.
    Die alte Dame riss ihr das Album aus der Hand. »Beeindruckend, was? Ich habe den spöttischen Unterton in Ihrer Stimme herausgehört. Ich komme nicht hier herein, um mich von einer Hure wie Ihnen beleidigen zu lassen. Sie haben diesen Ort in ein Bordell verwandelt, mit diesen ordinären pinkfarbenen Wänden.«
    »Das ist kein ordinäres Pink. Das ist Erdbeer-Chiffon«, gab Amanda zurück.
    »Nennen Sie es, wie Sie mögen, ich weiß, was es ist.«
    Amanda spürte, wie sich zwischen ihren Wangen einige auserlesene Worte ansammelten. Aber sie machte den Mund nicht auf. Unverschämtheiten gegenüber Teenagern waren eine Sache, aber eine alte Dame wie Lucy würde sie nie beleidigen. Das wäre grausam. Amanda ließ Lucy mit ihrem Block und ihrem Kaffee allein. Matt war fast fertig mit Aufwischen.
    In diesem Moment kam Frank zur Tür herein und mit ihr ein kalter Luftzug. Amanda sah ihr zu, wie sie den Reißverschluss ihrer aufgeplusterten Jacke, die an ein Michelin-Männchen erinnerte, aufmachte und sich schnaufend an den Fenstertisch setzte. Die Sache mit Zorn ist nicht gut verlaufen, dachte Amanda. Sie bereitete eine Tasse Oaxoxoa für ihre Schwester zu und brachte sie ihr.
    »Setz dich«, sagte Frank.
    »War es schlimm?«, fragte Amanda und zog sich einen Stuhl heran.
    »Er ist nicht da gewesen.«
    »Du siehst mitgenommen aus.«
    »Ich habe den ganzen Vormittag verplempert.«
    Amanda wusste, dass Frank ihr nicht alles erzählte. »Ich habe Benji getroffen. Er war gerade dabei, etwas gesprächiger zu werden. Da ist die Polizei aufgetaucht und hat ihn festgenommen.«
    Frank horchte auf. »Weswegen? Ist unausstehliche Süffi-sanz ein Verbrechen?«
    »Ein Zeuge beschuldigt ihn, Chick getötet zu haben«, sagte Amanda.
    Franks Stirn geriet in Bewegung. »Ist das hilfreich oder hinderlich für deinen Heilungsprozess?«
    Amanda war sich nicht sicher, ob Frank wirklich besorgt war oder ob sie nur fragte, weil sie sie ärgern wollte. »Weder noch«, antwortete Amanda. »Jetzt tut es mir Leid um Benji und Chick.« Amanda musste daran denken, als was Benji sich seinem Freund in Vietnam gegenüber ausgegeben hatte: als hohes Tier im Imperium des Moonburst. »Ich glaube keine Sekunde, dass Benji jemanden töten könnte. Er ist doch wirklich zu bedauern, oder?«, fragte Amanda.
    Die ältere Schwester blies den Dampf von ihrem Oaxoxoa. »Dein Mitgefühl kennt wirklich keine Grenzen.«
    Von der anderen Seite des Raumes rief Matt: »Kann mir

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