Blondine ehrenhalber
der Tüte. »Italienisches Weißbrot. Brie. Plastikmesser. Brooklyn Lager. Senf. Mixed Pickles. Zitronensaft. Mint Milanos.«
Die Auswahl war reizend. »Veganer?«
»Nein«, sagte er, während er in den Käse schnitt. »Mir ist Struktur wichtiger als Geschmack — das hängt mit meinem fehlenden Geruchssinn zusammen — und die Struktur von Fleisch finde ich abstoßend. Hast du schon einmal in ein großes texanisches Rippchen mit all dem schwabbeligen, schmierigen Fett gebissen? Abscheulich.«
Amanda betrachtete ihn. Matt wäre nicht für den Mr Coffee-Wettbewerb in Frage gekommen. Er war süß und sah etwas schäbig aus, dachte sie, wie ein Hund mit kurzen, zotteligen Haaren und großen Augen. Sie war nur fünf Jahre älter als er, aber seine Anti-Regierungstiraden ließen ihn noch jünger wirken.
»Kannst du mir jetzt erklären, was du eigentlich mit deinem anarchistischen Nomadending bezweckst?«, fragte Amanda, während Matt in ein Pickle schnitt.
Er reichte ihr ein Stück Brot mit Brie auf der einen und zerdrückter Avocado auf der anderen Seite. »Senf und Mixed Pickles für den Käse, Zitronensaft für die Avocado«, instruierte er sie. »Für mich gibt es zwei Arten zu leben: Entweder man zieht am Seil von jemand anderem oder man zieht am eigenen. Ich habe mich dafür entschieden, mein eigener Herr zu sein.«
Amanda biss in die Seite mit dem Brie. Sie spürte, wie ihr Körper augenblicklich auf das Essen reagierte — sie musste hungriger gewesen sein, als sie gedacht hatte. Zwischen zwei Bissen sagte sie: »Selbst wenn man dabei auf einem dreckigen Boden in einem Keller schlafen muss.«
»Vor allem dann.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Doch, Amanda«, sagte er. »Ich weiß, dass die Vorstellung, primitiv zu leben, nichts für dich ist, aber du folgst deinem Herzen, egal, wo du bist und was du tust.«
Amanda aß in aller Ruhe ihren Lunch auf. In Matt hatte sie einen richtigen Verehrer. Vielleicht würde er einen Klub gründen. Seine Einschätzung schmeichelte ihr. Was aber ihre Anständigkeit betraf, war sie sich nicht so sicher wie er, vor allem, nachdem sie Benjis Schlüssel in den Gully geworfen und dem Mädchen gesagt hatte, sie solle sich ins Knie ficken. War es das, was sie sich unter Liebe und Verständnis vorstellte, zwei ihrer wichtigsten Prinzipien?
»Kennst du den Kerl dahinten?«, fragte Matt und deutete über Amandas Schulter. Sie drehte sich um und sah einen Mann, der nur wenige Meter entfernt am Geländer der Promenade lehnte. Nachdem sie ihn erkannt hatte, stand sie auf. Als Paul McCartney sah, dass sie ihn entdeckt hatte, wollte er losstürzen.
»Paul, warte!«, schrie sie ihm nach.
Matt sprang von der Bank auf und rannte Paul hinterher. Er war drahtig und schnell genug, um den Barkeeper vom Heights Café zu erwischen, bevor er allzu weit entfernt war. Amanda rannte hinter den beiden her. Matt packte Paul um die Taille und warf ihn gegen das schmiedeeiserne Schutzgeländer, das entlang der Promenade verlief.
»Immer mit der Ruhe, Matt!«, beschwichtigte Amanda, und zu Paul gewandt sagte sie: »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich weiß, was du für mich empfindest, ich weiß von deiner heimlichen Liebe zu mir. Wir sollten offen miteinander reden.«
Paul blickte sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. »Lass mich los«, bellte er Matt an. Der wiederum blickte zu Amanda, als warte er auf Instruktionen.
»Ich weiß alles, Paul«, sagte sie. »Sylvia hat mir gesagt, dass du seit Jahren heimlich in mich verliebt bist. Wenn ich zurückdenke, fallen mir Hinweise ein. Ich will, dass du das weißt — auch wenn es wehtun könnte — , ich glaube nicht, dass das zwischen uns funktioniert hätte, Paul, selbst wenn du frei gewesen wärst. Ich meine, du solltest es noch einmal mit Sylvia probieren. Schon wegen der Mädchen.«
»Wovon sprichst du eigentlich?«, fragte Paul, der immer noch mit Matt kämpfte. »Ich bin nicht in dich verliebt.«
»Du hattest keinen Nervenzusammenbruch am Samstagmorgen, als die Post mit mir auf der Titelseite erschienen ist? Dein Chef Todd Phearson und Sylvia haben mir persönlich erzählt, dass du außer dir warst, als du das gesehen hast.«
Paul fing an, so stark zu husten, dass Amanda dachte, er müsste sich übergeben. »Er hat dich beobachtet, Amanda. Ich habe ihn heute vor dem Laden gesehen«, sagte Matt.
»Ich bin dir nicht gefolgt!«, protestierte Paul.
»Dann ist es ein Zufall«, sagte Matt.
»Ich wohne hier in der
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