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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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»Und Walter.«
    Frank hörte eine Nuance scherzhafter Provokation aus der »Und Walter«-Bemerkung heraus. »Was meinst du damit?«, fragte Frank.
    »Womit?«, sagte Amanda.
    »Du weißt genau, was ich meine.« Frank vermied jeglichen Blickkontakt und schabte wild Kaffeesatz aus einem goldenen Kaffeefilter.
    »Du bist nervös«, bemerkte Amanda und hoffte, auf diese Weise etwas in Erfahrung zu bringen.
    »Ich könnte nicht entspannter und zuversichtlicher sein.«
    Amanda lächelte Frank in einer nervend koketten Art an. »Ihr Steinböcke«, sagte sie. »Reichlich trittsichere Ziegen. Aber manchmal rutscht ihr beim Klettern ab. Ich verstehe zu helfen, weißt du.«
    »Wobei? Den Halt nicht zu verlieren?«, fragte Frank.
    »Ja, genau.«
    Frank drehte sich zu Amanda um. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, den Kopf ihrer Schwester von einem verschwommenen blauen Schleier umgeben zu sehen. War das eine Aura? »Deinem alles sehenden, alles wissenden dritten Auge wird heute ein ganz schönes Training geboten«, sagte Frank.
    »Jeden Tag«, bemerkte Amanda.
    Was genau wusste sie? dachte Frank. Sie hatte Amanda gegenüber nie ein Wort über Walter verloren, sein vages Interesse, ihre Verwirrung, nichts. Konnte Amanda tatsächlich aus dem Äther lesen? »Gut, ich brauche Hilfe«, räumte Frank ein. »Aber ich weiß nicht, ob du die Richtige dafür bist.«
    »Wer wäre besser geeignet?«, fragte Amanda. »Clarissa sicher nicht. Ich glaube, da besteht ein Interessenkonflikt.«
    Wie auf ein Stichwort bimmelte die Tür und Clarissa spazierte herein. Der Pelzkragen an ihrem Mantel schmiegte sich hoch um ihren Hals und kitzelte Kinn und Wangen. Ihr Haar hatte sie zu einem großen Knoten gesteckt, blonde spitze Ponyfransen fielen ihr in die Stirn. Frank musste lächeln, als sie Clarissa sah und die Art, wie sie den Laden betrat — oder wohl überall auftrat, wo sie hinging. Es glich einem Hineinrauschen, als verdiente sie eine Runde Applaus.
    Amanda lief ihr bis zur Tür entgegen. Sie flüsterten sich etwas zu, kicherten. Frank wurde gleichzeitig heiß und kalt, wie dem stillen Mädchen in der Schulcaféteria, das eifersüchtig den Tisch mit all den unnahbaren Jungs nicht aus den Augen lässt. Die ständige Wiederholung der Jugendzeit musste endlich aufhören. Beliebtheit? Frank hatte die Sorgen Erwachsener — Geld, Kinderlosigkeit. Von Szene-Leuten würde sie sich nicht einschüchtern lassen. Sie ging zu Clarissa und Amanda hinüber. Auf ihrem Gesicht klebte ein Willkommenslächeln.
    Clarissa begrüßte sie. »Francesca, wie kannst du so ernst schauen, wenn das Geschäft boomt?«
    Mehr Selbstbewusstsein. Genau das brauchte sie. »Ich schaue ernst drein?«, fragte Frank. Aus irgendeinem Grund brachte das Amanda und Clarissa zum Kichern.
    »Clarissa, du hast doch nichts dagegen, wenn Frank und ich für ein paar Minuten verschwinden?«, sagte Amanda.
    »Wo geht ihr hin?«
    »Wir müssen einige Rechnungen durchgehen. Wir sind in wenigen Minuten wieder unten. Matt übernimmt solange die Theke. Haltet die Stellung.«
    Frank ließ sich von Amanda hinaus- und dann in ihre Wohnung hinaufführen. Nachdem Frank die Wohnungstür hinter sich zugemacht hatte, sagte sie: »Wenn du und Clarissa die Köpfe zusammensteckt und so lacht, worüber redet ihr da?«
    Amanda nahm Frank bei der Taille und führte sie nach hinten in ihr pinkfarbenes Rüschenzimmer. »Ich habe ihr gesagt, dass sie mörderisch aussieht. Und sie hat zu mir gesagt, ich sei wohl zugekifft«, sagte Amanda.
    »Und darüber habt ihr gelacht?«
    »Nicht über das, was gesagt wurde, sondern über den Geist davon.«
    »Den Geist wovon?«
    »Von gegenseitiger Anerkennung und gegenseitigem Verständnis«, erklärte Amanda.
    »Und das entnimmst du dem Satz >du bist wohl zugekifft    »Walter wird gleich hier sein«, lenkte Amanda ab. »Wir müssen dich fertig machen.«
    Frank setzte sich auf Amandas Rüschenbett und sah zu, wie ihre Schwester die beiden Türen des Wandschranks aufriss. »Warte mal eine Sekunde«, gebot Frank. »Woher weißt du...«
    »Ich kann dir nicht erklären, woher ich es weiß«, wich Amanda aus. »Ich habe gesehen, wie Walter und du euch unterhalten habt. Wie du ihn angeschaut hast.« Dabei wühlte sie in ihren Sachen herum. »Ich glaube, einer der Gründe, warum du heute die

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