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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Amanda.«
    »Sprich nicht so mit ihr«, schnauzte Clarissa.
    »Bitte schnauz meine Schwester nicht an«, sagte Amanda zu Clarissa. »Sie kann zu mir sagen, was sie will.«
    »Francesca?« Das war Walter. Wegen des Streits hatte sich die Menschenansammlung im hinteren Teil des Cafés aufgelöst.
    Frank hörte die Stimme hinter sich, doch es gelang ihr weder sich umzudrehen noch davonzulaufen, so sehr lähmte sie ihre Enttäuschung. Sie blieb regungslos stehen und ließ die Demütigung über sich ergehen.
    »Francesca«, wiederholte er, jetzt in ihrem Sichtfeld. »Ich habe dich fast nicht erkannt.«
    »Offensichtlich.«
    »Du siehst großartig aus.«
    »Geh zum Teufel.«
    »Was ist los mit dir?«, fragte er.
    Aus Angst, in Tränen auszubrechen, schüttelte Frank nur den Kopf.
    »Kann ich einen Moment allein mit Francesca sprechen?«, fragte Walter. Die beiden anderen Frauen entfernten sich. Frank wusste, dass die Gäste die Szene, die ihr eigenes Werk war, verfolgten. Sie schloss die Augen und probierte Amandas Vorstelltrick. Sie sah sich vor sich, oben, allein, unter ihrer Decke.
    Walter beugte sich nah zu ihr und sprach sanft: »Clarissa weiß, dass ich mich für dich interessiere, Francesca. Sie ist nur eine Freundin.« Er roch nach Seife und Sandelholz.
    »Ich könnte mich nie für dich interessieren«, sagte sie.
    »Warum?«
    Das wusste sie nicht genau. Vor ein paar Minuten war sie Opfer einer Ekelattacke geworden — das war das richtige Wort dafür — , und jetzt konnte sie sich anscheinend nicht mehr daran erinnern, was sie angewidert hatte.
    »Du denkst wahrscheinlich, ich bin arrogant und eingebildet«, fuhr er fort. »Und leichtfertig. Habe ich Recht?«
    Sie nickte.
    Walter nickte ebenfalls. »Aber trotzdem fühlst du dich noch zu mir hingezogen.« Er legte die Hand auf ihre Schulter. Die Berührung ließ ihr das Blut in die Wangen schießen. »Betreffen also deine Zweifel und Ängste wirklich mich oder eher dich selbst?«
    Frank fühlte, wie sie in ihrer gewohnten Verteidigungshaltung auf die Frage reagierte, bereit, alles von der Hand zu weisen, hielt dann aber inne. Sie wusste nicht, ob das Kleid schuld daran war, ihr Haar, der Stress der vergangenen Woche, des vergangenen Jahres. Vielleicht war es auch Amandas Einfluss, offener zu sein, weniger aggressiv. Frank merkte, wie sie zuerst nachdachte, bevor sie die Fäuste zeigte. Sie ließ die Möglichkeit zu, dass Walter ihr doch etwas bedeutete.
    Nach einer Minute sagte sie: »Ich glaube, ich bin vor mir selbst erschrocken.« Als Walter sie nicht erkannte, hatte ihr ihre Unsicherheit wie ein Dolchstoß den Atem geraubt. Das schmerzte und beschwor ein Déja-vu-Erlebnis herauf: Der Schlag, den Eric ihr versetzt hatte, als er sie und ihre zweijährige Beziehung ganz einfach fallen ließ. An jenem Morgen hatte Eric sie auch angesehen, als hätte er sie noch nie zuvor bemerkt.
    Walters Hand lag noch immer auf ihrer Schulter. Die Berührung schmerzte: Ein Teil von ihr hatte lange Zeit geschlafen, und es tat weh, als die Leidenschaft jetzt kribbelnd erwachte.
    Sie sah ihn an, seine Koteletten, seine Nase. »Willst du etwas zu Abend essen?«, fragte sie.
    »Und ob«, sagte Walter und zog seinen Wollmantel an. Frank schlüpfte in ihre aufgeplusterte Daunenjacke und gemeinsam verließen sie das Café. Amanda und Clarissa, die sie von der Kuchentheke aus beobachteten, würdigten sie keines Blickes. Frank wusste, sie musste nachher noch etwas in Ordnung bringen, immerhin hatte sie beide beleidigt. Für den Moment aber verdrängte sie das schlechte Gewissen. Walter schlug das Heights Café vor und Frank war einverstanden. Sie hakte sich bei ihm ein. Er tätschelte ihr beruhigend die Hand, wie der Freier einer Jungfrau in viktorianischer Zeit. Was hatte ihr Amanda letztens erklärt? Wenn man ein ganzes Jahr lang keinen Sex hatte, wurde man, theoretisch gesehen, wieder zur Jungfrau.
    Als sie am Bossert Hotel vorbeikamen, dem nationalen Zentrum der Zeugen Jehovas, zupfte Frank Walter am Mantelärmel. Er schaute die fünfzehn Zentimeter hinunter, die seine Nasenspitze von ihrer trennten. Mutig wie nie zuvor sagte Frank: »Ich habe Lust zu küssen.«
    Im Nu überwand Walter die fünfzehn Zentimeter Luft zwischen ihnen und drückte seine Lippen mit ruhiger Sanftheit auf ihre. Dann nahm er ihren Kopf in seine Hände und aß von ihren Lippen und ihrem Mund, als wäre er ein Schiffbrüchiger, Hunger leidend auf einer Insel. Ihre Beine wurden weich wie Pudding, und Walter

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