Blondine ehrenhalber
Getränk vor ihr auf eine Serviette, beugte sich über den Tresen und packte sie am Handgelenk. »Sprich ja nicht über meine Frau«, warnte er sie.
Amanda zog ihre Hand zurück und löste einen seiner Finger nach dem anderen. Sie war nervös und aufgedreht. Oder war es Angst? Fühlte Frank sich so, wenn ihr eine Konfrontation bevorstand? Mochte sie solche Augenblicke? Amanda entschied, dass »mögen« vielleicht nicht die richtige Bezeichnung dafür war. Obwohl sie jetzt den Beweis hatte, wie nützlich ein Konflikt sein konnte, um die Haut mit Sauerstoff zu versorgen, denn ihr Herz klopfte wild. Außerdem zwang Paul sie dazu, eine andere Seite von sich zu zeigen. Sie fragte sich, ob sie in ihrer konfliktfreien Existenz die ganze Welt immer nur zweidimensional betrachtet hatte, trotz ihres dritten Auges.
»Warum hast du dem Journalisten von der Post Lügen über mich aufgetischt?«, fragte sie.
»Ich habe niemandem Lügen aufgetischt«, entgegnete Paul. »Der Journalist hat mich zu Hause angerufen und vorgegeben, Polizist zu sein, und wenn ich nicht die Wahrheit sagen würde, dann machte ich mich mitschuldig an einem Mord. Folglich erzählte ich ihm, was ich wusste. Die Zitate hat er alle erfunden. Daraufhin bekam ich Ärger mit Todd, denn natürlich gefiel es ihm nicht, dass der Name seines Restaurants in der Zeitung auftauchte. Er war stocksauer auf mich, weil ich mit dem Journalisten gesprochen hatte. Deine erbärmliche Verabredung hätte mich beinahe meine Arbeit gekostet.«
Er machte also sie für sein Unglück verantwortlich, dachte Amanda. Klar, dass sie nie wieder Freunde wären — sollten sie es je gewesen sein. Ihr Freundeskreis schrumpfte von Minute zu Minute. Wenn das in diesem Tempo weiterging, würde Frank bald die Einzige sein, die ihr blieb. Und vielleicht war Frank alles, was sie hatte.
»Habe ich etwas verpasst?«, fragte Matt. Er kam von der Toilette zurück und stand jetzt neben Amanda. Seine Hand lag schützend auf ihrer Schulter. Würde sich die Beziehung zu Matt auch als Wackelkontakt herausstellen? Zumindest waren sie durch das Geld gebunden. Gebunden. Das klang nicht sehr freiwillig.
Matt sah Paul an (beim Anblick von Matt kochte es im Kopf des Barkeepers) und fragte: »Was macht die heimliche Liebe?«
»Wie ist dieser Mist mit der heimlichen Liebe aufgekommen?«, wollte Paul wissen.
»Das hat mir deine Frau erzählt.«
»Sylvia?«
»Hast du noch eine andere?«, fragte Matt.
»Ich bin nah daran, dir eine zu verpassen«, drohte Paul.
Matt lachte ihm ins Gesicht, wich aber trotzdem etwas zurück.
In Pauls Kopf kochte es noch mehr, aber schließlich beruhigte er sich wieder. Er seufzte sogar und stützte seine Ellbogen auf den Tresen: »Sylvia war außer sich. Sie mag es nicht, wenn Todd sauer auf mich ist. Ich habe versucht, mich zu verteidigen, und vielleicht sagte ich auch, dass mir das mit dir nahe gegangen sei, Amanda. Sylvia entgegnete: >Dir ist Amanda Greenfield wichtiger als Todd.< Und ich — das war mein großer Fehler — habe zugestimmt. Na ja, da ist sie explodiert und mit den Mädchen weggelaufen. Später kam sie wieder zurück — das war wahrscheinlich, als du sie in unserem Haus getroffen hast, Amanda — und hat einen Koffer für sich und die Mädchen gepackt und ist verschwunden. Ich war am nächsten Tag mit ihr auf der Promenade verabredet, damit wir uns aussprechen. Da bist du auch aufgetaucht.«
»Deswegen wolltest du mir aus dem Weg gehen«, sagte Amanda. Wenn Sylvia sie zusammen gesehen hätte, hätte das nur ihren falschen Eindruck verstärkt. »Du warst also nie heimlich in mich verliebt?« Sie war etwas enttäuscht.
Paul wurde weicher. »Sollte es mir je in den Sinn gekommen sein, hatte ich bestimmt nie die Absicht, der Verlockung zu erliegen.«
Matts schützende Hand auf ihrer Schulter verwandelte sich in einen eisernen Griff. »Steck dir deine Absichten sonst wohin«, sagte er.
»Selber.«
»He, Jungs!«
Paul beschwichtigte Matt: »Du hast nichts zu befürchten, Junior. Ich lasse mich mit keiner ein, bevor meine Frau nicht wieder nach Hause gekommen ist — was sicher bald der Fall sein wird, denn sie wohnt bei ihrem Vater. Und der erträgt die Kinder nicht sehr lange.«
»Ihr Vater wohnt hier in der Nähe?«, fragte Amanda.
Paul schien verwirrt. »Klar.« Er wrang einen Lappen aus. »Weißt du das nicht?«
»Was weiß ich nicht?«
»Weshalb arbeite ich so hart?«, fragte Paul. »Weshalb lasse ich mir so viel von Todd gefallen? Etwa, weil es
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