Blondine ehrenhalber
angenehm ist? Ich tue es, weil ich es muss, denn ich falle meinem Schwiegervater nicht in den Rücken.«
»Todd ist Sylvias Vater?«, fragte Amanda. Sie hatte keine Ahnung, dass Todd überhaupt eine Familie hatte. Ihre Eltern hatten von ihm immer gesprochen, als wäre er ein einsamer, trauriger Mann, der ihre Gesellschaft brauchte. Eine vage Erinnerung an ein Gespräch ihrer Eltern über seine Scheidung stieg in ihr hoch.
»Todd ist ihr Vater. Und ich bin der Schwiegersohn, von dem erwartet wird, dass er den Laden einmal übernimmt, wenn Todd in Rente geht«, erklärte Paul.
Ein Laden, der Schlag 17 Uhr doppelt so groß gewesen wäre, wenn Matt nicht zu Hilfe gekommen wäre. »Sag bloß, du wusstest nichts von der Vereinbarung, die meine Eltern mit Todd getroffen hatten«, sagte Amanda.
Paul legte seine Handflächen auf den Tresen, als wäre er eine Kanzel. »Bis vorgestern hatte ich nicht die geringste Ahnung. Ich hätte es dir gesagt. Schau, ich sehe ein, dass ich dich schlecht behandelt habe — meine privaten Schwierigkeiten halten mich gefangen. Aber es tut mir Leid um Barney Greenfield’s.«
»Wo ist Todd jetzt?«, fragte sie.
»Ich glaube, er ist zu Hause, um vor dem Abendansturm zu duschen«, sagte Paul.
»Und wo ist sein Zuhause?«
»Hicks Street 256.« Amanda kannte das Haus Ecke Hicks/Joralemon Street, anderthalb Blocks von Pauls Wohnung in der Grace Court Alley entfernt und nur einen halben Block von Benjis Apartment in der Joralemon Street.
Matt half Amanda in den Mantel. Ihr Kir Royal stand unberührt auf der Theke. »Der Drink geht auf deine Rechnung. Du schuldest mir viel mehr als das. Du hättest mich wegen der Sache mit Todd und unserem Café warnen können. Aber du hast es nicht getan. Warum? Aus Gier? Oder Angst? Vielleicht aus Rache? Jeder einzelne Grund widert mich an. Wir sind keine Freunde mehr. Und wir werden nie mehr Freunde sein. Wenn ich dich auf der Straße sehe, werde ich wegschauen. Wenn du mich ansprichst, werde ich so tun, als würde ich dich nicht kennen. Ich werde dir nicht verzeihen. Und vergessen werde ich es auch nicht.«
Matt und Amanda verließen das Restaurant schnell. Sie zitterte in Anbetracht ihrer Rede. Matt trieb sie die Montague Street entlang. Dann bogen sie in die Hicks Street ein und liefen auf Todds Wohnung zu. In der frischen Luft wurde Amanda ruhiger. Ihr Puls verlangsamte sich und sie atmete wieder regelmäßig und tief. Nie zuvor hatte sie so grausame Worte zu jemandem gesagt, und sie meinte, was sie gesagt hatte. Trotz ihrer zitternden Gliedmaßen spürte sie, dass sie alles unter Kontrolle hatte. Sie hatte Verantwortung übernommen, hatte auch einmal die Drecksarbeit erledigt. Sie war mit sich zufrieden.
»Mann, ich hoffe bloß, dass ich nie etwas tue, was dir gegen den Strich geht«, sagte Matt. »Es ist unheimlich, wenn warmherzige Menschen plötzlich eisig werden.«
»Aber noch unheimlicher, wenn sie es nie werden«, sagte Amanda.
Kapitel 21
Niemand ging ans Telefon. Frank stand mit einem Stapel Auszahlungsformulare am Münzfernsprecher vor dem Rite Aid und füllte sie aus, eines nach dem anderen. Ohne ihren Ausweis konnte Frank keine Zahlungsanweisung in Auftrag geben. Die Kassiererin hatte gesagt, sie könne, ohne sich aush-weisen zu müssen, bis zu zweitausend Dollar in bar abheben. Das bedeutete achtundzwanzig Scheine, die alle in den nächsten zehn Minuten ausgefüllt werden mussten.
Clarissa rief währenddessen vom Telefon nebenan bei der Post an. Sie war hingerissen von Franks Neuigkeit über den Bankirrtum.
»Heißt das, ich bekomme die restlichen fünfzehnhundert Dollar ebenfalls noch heute?«, fragte sie Frank.
Frank nickte. »Du erhältst sie, wenn du Zorn wegen der Informationen über Todd angerufen hast.«
Nachdem das abgemacht war, verließen die beiden Frauen die Bank und begannen zu telefonieren. Frank hinterließ frustriert eine dringende Nachricht auf dem Anrufbeantworter. »Amanda! Wenn du meine Nachricht in den nächsten zehn Minuten abhörst, dann schnapp dir meinen Pass aus meiner Nachttischschublade und lauf zur Citibank Ecke Montague/Clinton Street!« Sie knallte den Hörer auf die Gabel und rannte zur Bank zurück. Clarissa ließ sie in der Telefonzelle stehen. Ungefähr sieben Leute standen vor ihr in der Reihe, drei Kassen waren geöffnet. Nach ihrer Uhr würden die Kassen in zirka fünf Minuten schließen. Aber wenn sie bereits in der Schlange stand, würde man sie kaum wegschicken.
Sie irrte sich. Punkt 15
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