Blondine ehrenhalber
Uhr fertigten die Kassierer schnell die Kunden ab, die schon am Schalter standen. Dann glitt eine kugelsichere Scheibe herunter. Die Bank schloss. Die drei Kunden vor Frank stöhnten einstimmig auf und zogen kampflos ab. Frank blieb in der Reihe stehen und überlegte, die achtundzwanzig ausgefüllten Formulare in der Hand, was sie tun sollte. Sie hämmerte an eine der kugelsicheren Scheiben. »Aufmachen! Das ist ein Notfall!«
Nichts geschah. Sie rannte in den Hauptraum der Bank. Ein Sicherheitsbeamter half den Nachzüglern hinaus. Sie wich ihm aus und stürmte auf die verwaiste Informationstheke zu. »Ich brauche Hilfe, verdammt noch mal!«, rief sie. Ihre Stimme hallte zwischen den Marmorsäulen, doch das Personal der Bank ignorierte sie. Die meisten klappten ihre Taschen zu oder verschwanden hinter einer Tür mit der Aufschrift »Nur für Mitarbeiter«.
Ein Sicherheitsbeamter kam auf Frank zu. »Ma’am, wir schließen«, sagte er. »Sie müssen bis morgen warten oder mit den Geldautomaten vorlieb nehmen.«
»Ich verstehe das nicht! Ich war doch schon in der Schlange!«, sagte sie.
»Es tut mir Leid, aber Sie müssen jetzt das Gebäude verlassen.«
Wenn man sie verhaftete, bekäme sie das Geld nie. »Wie viel kann man am Automaten abheben?«
»Kann ich Ihnen nicht sagen.«
Frank rannte in die Vorhalle mit den Geldautomaten. Zehn Automaten. Nur einer war gerade frei. Frank steckte ihre Karte in den freien Automaten und gab ihre Geheimnummer ein: 447463. Sie drückte alle entsprechenden Funktionstasten. Englisch, Bargeld abheben, vom Girokonto. Als sie einen Betrag angeben musste, tippte sie fünfundfünfzigtausend Dollar ein. Der Automat summte eine Weile, dann erschien am Bildschirm die Meldung: »Der Betrag ist zu hoch. Bitte geben Sie einen kleineren Betrag ein.« Frank probierte zweitausend Dollar. Sie fürchtete sich vor der Vorstellung, dass sie nur kleinere Beträge auf einmal abheben konnte — das würde ewig dauern. Aber der Automat akzeptierte den Wunsch und Frank entnahm die Summe. Der Automat fragte, ob sie noch eine Transaktion vornehmen wolle. Sie gab nochmals Abhebung in bar ein und den gleichen Betrag.
Als Frank bereits zehntausend Dollar abgehoben hatte, erschien Clarissa in der Halle. Sie hatte keinen Platz mehr in ihren Taschen für das ganze Bargeld.
»Gib mir deine Handtasche«, befahl Frank.
Clarissa drückte die schwarze Nylontasche an ihre Brust. »Das ist eine Kate Spade.«
»Gib mir die Tasche!« Alle im Raum drehten sich zu der Verrückten um. Sie mäßigte sich. »Ich brauche sie nur für einige Minuten. Ich würde es wahnsinnig zu schätzen wissen, wenn du mir diese blöde Tasche geben würdest. Danke.«
Clarissa überließ ihr die Kate Spade. »Es gibt etwas, was du wissen solltest, Francesca.«
Frank nahm sie kaum wahr, stattdessen stopfte sie das Geld in die Tasche und setzte ihr wildes Getippe fort, bis auf dem Bildschirm plötzlich die Meldung erschien: »Dieser Geldautomat ist leer. Bitte gehen Sie an einen anderen.«
»Mist!« Wieder richteten sich alle Blicke im Raum auf sie. Frank rannte los und stellte sich an einem anderen Automaten in die Schlange. Sie trippelte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, als müsste sie aufs Klo.
Clarissa stand neben ihr. »Francesca, hör mir einen Moment lang zu«, drängte sie. »Piper Zorn ist verhaftet worden.«
»Das freut mich zu hören«, sagte Frank.
»Interessiert dich gar nicht, weshalb?«
»Warum stehen hier so viele Leute an?«, fragte Frank stattdessen laut. Sie bemerkte Clarissas Blick. »Was hast du über Todd Phearson in Erfahrung gebracht?« Das würde sie vom Warten ablenken.
»Es kümmert dich wirklich nicht, weshalb Piper verhaftet worden ist«, sagte Clarissa.
»Sag mir einfach, was du über Todd Phearson weißt, okay? Ich kann mich immer nur auf einen Feind konzentrieren.«
»Ich musste mit jemandem aus der Redaktion sprechen«, sagte Clarissa.
»Was hat er gesagt?«
Clarissa hielt einige voll gekritzelte Post-it-Notizen in Augenhöhe. »Todd Phearson, Hicks Street 256, Brooklyn; Sozialversicherungsnummer: 111-09-84444; Führerscheinnummer: 235-111-222; eingetragener Besitzer eines Toyota Corolla; Nettoeinkommen 1997: 60 000 Dollar.«
»Sechzigtausend Dollar?«, wiederholte Frank. »Das ist alles? Er muss einen cleveren Buchhalter haben.«
Clarissa fuhr fort: »Zahlt Unterhalt an Lucy Phearson, Pineapple Street 57, Brooklyn. Keine minderjährigen Kinder, aber er hat eine Tochter namens Sylvia
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