Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
sie ihre Gefühle als eine Phase abtaten, die sie gerade durchmachte. Ihr Mund bildete eine schmale Linie.
Grinsend zwinkerte Esmé Vivian zu. »Lass es gut sein, Baby. Wir werden es bestimmt nicht wagen, dir etwas abzuschlagen, wenn du einmal deine Wahl triffst. Du würdest uns viel zu sehr zusetzen.«
Ach ja? , dachte Vivian. Ich habe da vielleicht eine Überraschung für euch parat. Sie starrte ihre Mutter wütend an und trank schweigend ihren Kaffee. Verdammt nochmal, es gibt keinen Grund, warum ich mir etwas von den Rudeltraditionen vorschreiben lassen sollte , entschied sie. Das Gesetz soll dafür sorgen, dass wir sicher und stark sind und gesunde Kinder auf die Welt bringen können, andererseits verlangt es von uns, dass wir einander in Stücke reißen, um einen Anführer zu finden. Das Gesetz ist die reinste Heuchelei.
Vivian stand in ihrem Zimmer in der Brise ihres Ventilators, entspannt nach einer Dusche, und genoss die kühle Luft auf ihrer feuchten Haut. Sie lächelte träge und stellte sich vor, dass anstatt der Wassertropfen Finger an ihr hinabstrichen. Es muss eine Möglichkeit geben, mit Aiden umzugehen , überlegte sie. Es muss einfach.
Doch vielleicht war er nach der vergangenen Nacht
böse auf sie? Sie hatte seine Überraschung ruiniert. Die Jungen, die sie bisher gekannt hatte, wären stinksauer gewesen. Andererseits war er nicht wie alle anderen, die sie ansonsten kannte, oder? Genau das war der springende Punkt.
Sie ging über den Flur zum Telefon.
8
»Warum kann er seine Eltern nicht noch eine Weile außen vor lassen?«, murrte Vivian vor sich hin, während sie ihren Kleiderschrank durchwühlte.
Aidens Familie grillte zum ersten Mal in diesem Sommer, um das Ende des Schuljahres zu feiern, und Aiden hatte sie dazu eingeladen.
»Es wird ganz zwanglos sein«, hatte er gesagt.
Haha! Was war so zwanglos daran, von den Eltern des Freundes unter die Lupe genommen zu werden?
Für Jeans war es zu heiß, also zog sie ein scharlachrotes Trägerkleid hervor. Eltern mochten Mädchen in Kleidern, nicht wahr? Sie wollte ihnen gefallen, um seinetwillen. Sie schlängelte sich in das Baumwollkleid und steckte sich die dichten Haare mit Kämmen nach hinten. Doch es sprach ja nichts dagegen, sich auch für ihn hübsch zu machen, oder?
Rudy schüttelte den Kopf, als er sie die Treppe herunterkommen sah. »Gott hilf dem armen Kerl, wer auch immer es sein mag.«
Aiden hupte vor dem Haus, und sie eilte nach draußen, bevor Esmé sehen konnte, mit wem sie wegfuhr.
Bei ihrem Anblick stieß er einen leisen Pfiff aus, und
nicht einmal der Kuss, den sie ihm gab, konnte das dümmliche Grinsen von seinem Gesicht vertreiben. Vivian war sehr zufrieden mit sich.
Sie roch den Kohleduft, sobald sie am Bordstein vor einem gewaltigen efeubewachsenen Backsteinhaus hielten. Aiden führte sie durch ein Seitentor in einem weißen Lattenzaun und an der Treppe zur Küche vorbei in den Garten hinter dem Haus. Auf einer Veranda mit Mosaikpflaster stocherte ein dünner Mann mit schütterem Haar in der glühenden Kohle unter dem Grill herum.
»Hi, Dad!«, rief Aiden.
Der Mann blickte auf, winkte seinem Sohn zum Gruß mit einem Bratenwender zu und sah dann Vivian. Sein Mund öffnete sich ein kleines Stück weiter, und er hob die Augenbrauen. Doch er hatte sich schnell wieder im Griff. »Du bist Vivian?«
»Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, antwortete sie.
»Tja, du bist auf jeden Fall eine Verbesserung«, sagte Mr. Teague lachend.
»Dad!« Aiden wirkte peinlich berührt.
»Gewöhnlich begeistert er sich für Mädchen mit Kampfstiefeln und schwarzem Eyeliner«, erläuterte Aidens Vater. »Ich bin froh, dass er zur Abwechslung mal jemand Normales mit nach Hause gebracht hat. Seine Freundinnen jagen mir normalerweise eine Heidenangst ein.«
»Hör auf, deinen Sohn in Verlegenheit zu bringen.« Eine attraktive Frau, älter als Vivians Mutter, kam mit
einem Tablett die Stufen zur Küche herunter. Ein dürres Mädchen in pinkfarbenen Shorts, etwa dreizehn Jahre alt, folgte ihr mit Mineralwasserflaschen unter beiden Armen. Das Mädchen musterte Vivian dreist.
»Das sind meine Mom«, sagte Aiden, »und meine Schwester Ashley.«
»Wie freuen uns, dass du kommen konntest«, sagte Mrs. Teague, doch ihr Lächeln wirkte aufgesetzt, als sie Vivian von Kopf bis Fuß musterte. Sie stellte das Tablett auf den Picknicktisch.
»Ja«, sagte Ashley. »Klar doch.« Sie stellte die großen Plastikflaschen neben dem Tablett ab,
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