Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
antwortete er nur lachend, ob sie wohl verrückt geworden sei.
»Ich mag meinen dürren Hintern viel zu gern, als dass ich ihn aufs Spiel setzen würde, indem ich gegen diese Tiere kämpfe«, sagte er. »Ich will kein Rudel anführen. Ich ziehe es vor, allein auf die Jagd zu gehen. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel«, fügte er augenzwinkernd hinzu.
»Wie unverfroren!«, sagte Esmé, nachdem er gegangen war, um sich Orlando als Hilfsschiedsrichter anzubieten, doch sie wand sich vor Freude.
Orlando hob die Arme, und das letzte Geflüster erstarb. »Ich werde das Gesetz zitieren«, sagte er.
»Wenn ein Anführer durch die Zähne eines Wolfes stirbt, so führt der Herausforderer das Rudel an. Wenn der Anführer durch die Zähne des Schicksals stirbt, so wird die Prüfung einberufen, denn nur wer schnell und stark ist, darf anführen. Alle willigen Erwachsenen dürfen aufstehen und kämpfen, und kämpfen werden sie, solange sie stehen. Doch sobald der erste Tropfen Blut eines Kämpfenden vergossen ist, muss er beiseitetreten. Das letzte Paar kann bis zum Tod kämpfen, wenn keiner von beiden nachgeben will. So will es das Gesetz.«
»Brüder, zollt dem Mond euren Respekt.«
Die Männer lösten sich allmählich aus der Menge, streiften Hemden ab, öffneten Hosenschlitze, doch ihre Wanderung wurde von einer anderen Stimme aufgehalten.
»Und Schwestern«, sagte Astrid. Sie marschierte zu Orlando hinüber, und Vivian war gleichzeitig empört und erfreut.
»Du irrst dich«, sagte Orlando höflich.
»Ich irre mich keineswegs «, meinte sie beharrlich. »Zitiere das Gesetz noch einmal, alter Mann. Alle willigen Erwachsenen dürfen aufstehen und kämpfen. Wo heißt es, dass Frauen ausgeschlossen sind?«
»Es ist Tradition«, knurrte Orlando, und die Macht seiner Jugend glomm in seinen Augen auf. » Keine Frau wird kämpfen. Dies ist kein Spiel, Astrid. Das erste Blut kann durchaus Lebensblut sein, besonders wenn der Gegner zweimal so groß ist wie man selbst.«
Astrid plusterte sich empört auf und machte Anstalten, ihr nächstes Argument hervorzustoßen, doch Gabriel ergriff das Wort.
»Lass sie doch.«
»Was?«, keuchte Vivian inmitten des verblüfften Gemurmels, das sich überall um sie herum erhob.
Orlandos Mund stand vor Überraschung offen, und ein triumphierendes Grinsen verlieh Astrids Gesicht etwas Böses.
»Sie hat Recht«, erläuterte Gabriel. »Der Wortlaut des Gesetzes klammert Frauen nicht aus, auch wenn die Tradition es aus gutem Grund getan hat. Aber die unerschrockene Miss Astrid soll ruhig in der Praxis demonstrieren, warum.«
Vivian sah den Zwiespalt in Astrids Gesicht, die stolz war, unerschrocken genannt zu werden, und wütend, weil Gabriel sie einfach so abtat. »Sie hat nicht die geringste Chance zu gewinnen«, sagte Vivian leise zu ihrer Mutter. »Warum tut sie das?«
»Ich wette, ich weiß, warum«, flüsterte Esmé. »Sie glaubt, wenn sie ein paar Männer fertigmacht, hat sie uns gegenüber bereits einen Vorsprung. Dass es ein viel beeindruckenderes Kräftemessen ist, als sich mit ein paar schwachen kleinen Weibchen zu prügeln.«
Gabriel sah Orlando unverwandt an und wartete auf dessen Entscheidung.
Nach einer Weile sprach dieser. »Hat jemand Einwände?«
Die Leute sahen einander an, doch niemand antwortete.
Orlando schüttelte den Kopf, als bedauere er es. »Dann soll es so sein«, sagte er.
Auf der anderen Seite des Kreises kam Unruhe auf. Rafe schob sich nach vorn, den Rest der Fünf hinter sich. »Und was ist dann mit uns?«
Orlando setzte eine drohende Miene auf. »Wollt ihr jetzt etwa das Wort Erwachsene in Zweifel ziehen?«, fragte er.
»Genau«, antwortete Rafe, die Daumen in den Gürtel gesteckt.
Ulfs Augen huschten nervös über den Kreis, die anderen Jungen starrten voll wütender Herausforderung vor sich hin.
»Bloß, weil du einen Steifen kriegen kannst, bist du noch lange nicht erwachsen, Junge«, sagte Gabriel, und ein paar der erwachsenen Männer lachten.
Orlando bedeutete ihnen mit einem Winken zu schweigen. »Das Gesetz ist in der Hinsicht präzise, Rafe. Knochen
und Fleisch, Fleisch und Knochen, ein Mann braucht Zeit, sie wachsen zu lassen. Zwei-fünf-zwei bezeichnen die Monde, die es dauert, bis ein Mann sie kennt. Bis dahin ist er keinem Mann ebenbürtig, und kein Mann ist verpflichtet, sich mit ihm zu messen.«
»Das sind einundzwanzig Jahre für euch Dummköpfe«, bemerkte Bucky. Finn zeigte ihm den Mittelfinger.
»Woher soll ich wissen,
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