Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
gefletschten Zähnen. Ein weiterer Wolf schob sich an den beiden vorbei, einen Grauen im Blick, der kurzzeitig allein dastand, während seine Flanken sich hoben und senkten.
Das war ein Fehler.
Der Blonde stürzte sich auf die Schnauze des Fremden, verletzte diese schwer und wandte sich einen knurrenden Herzschlag später wieder Gabriel zu.
In der Zwischenzeit beobachtete Vivian, wie Jean den Grauen zu Fall brachte, der offensichtlich nur durch schieres Glück so weit gekommen war.
Gabriel und der Blonde umkreisten einander immer noch auf steifen Beinen. Ihre Lefzen waren zu Masken des Hasses zurückgezogen, ihre Sehnen zitterten vor Anspannung. Gabriel schlug zu, verfehlte, stürzte, war aber längst wieder auf allen vieren, bevor die Zähne des Blonden in die Luft schnappten.
Bucky trieb zwei andere Fremde wie Schafe vor sich her. Jean gesellte sich zu ihm. Sie machten kurzen Prozess mit dem unbekannten Pärchen, und Vivians Herz schlug höher angesichts der Schönheit ihres wilden Zusammenspiels.
Dann war niemand sonst mehr übrig, auf den sie losgehen konnten.
Sie sahen einander an, ihre Kiefer öffneten sich lachend. Bucky ließ seinen Blick zu Gabriel und dem Blonden, dann wieder zurück zu Jean schweifen. Er legte den Kopf schief, und Vivian wusste, dass er sagte: »Nur wir beide, Kumpel, es sei denn, du willst zwischen die da geraten?«
Jean hob das Bein und sandte einen kurzen Strahl Urin in ihre Richtung. Die Botschaft war klar: »Darauf pisse ich.«
Mit weit aufgesperrtem Maul freute sich Vivian über das Geplänkel.
Die beiden stoben auseinander, drehten sich wieder um und liefen schneller. Sie sprangen und stießen in der Luft zusammen.
Bucky schleuderte Jean zur Seite und landete auf ihm. Jetzt schnell zubeißen , dachte Vivian, und Jean ist drauß en.
Doch Jean wollte Bucky an die Kehle, der zurückzuckte und den Halt verlor. Das Lachen verschwand aus seinen Augen. Jean versuchte sich unter Bucky herauszuwinden, während dieser nicht aufpasste, doch Bucky erwischte Jeans Bauch unter seinem Kinn und vergrub die Zähne in dessen Magen. Jean schrie auf. Entweder war es dieses Geräusch oder der Geruch nach Blut, durch den Bucky den Verstand verlor. Wie von Sinnen zerfetzte er den vor Schmerz schreienden Jean.
Vivian taumelte vor Schock, als Jeans Eingeweide über dem Boden verstreut lagen. Aber sie haben doch eben noch gelacht , dachte sie. Sie sah sich nach jemandem um, der Bucky Einhalt gebieten konnte, doch um sie herum standen nur Fremde, die Bucky im Blutrausch noch anfeuerten, mit Schaum vor dem Maul und heraushängender Zunge. Ihre Augen stahlen den silbernen Mond und ließen ihn rot werden. Ein eiskalter Schauder überkam Vivian, trotz der heißen, beißenden Luft.
Gabriel und der Blonde umkreisten das Pärchen auf dem Boden mit aufgerichteten Schwänzen. Der Blonde winselte und schnappte leicht mit den Zähnen, als sehne er sich danach mitzumachen, doch Gabriel roch das Blutbad und knurrte bedrohlich. Er hatte das Recht zu töten, er oder der Blonde. Er zerrte Bucky am Genick weg und schleuderte ihn beiseite.
Der Blonde stürzte vor, nahm Buckys Hals zwischen seine Kiefer und schüttelte ihn wild. Vivian sah die Überraschung in Buckys Augen. Er wird sterben , dachte sie. Doch Gabriel sprang den Blonden von hinten an, der aufjaulend seine Beute losließ. Bucky fiel über Jean und lag ausgestreckt auf der blutgetränkten Erde. Ein Zittern durchlief Jean, und er nahm Menschengestalt an. Einmal zuckte er noch, dann rührte er sich nicht mehr – regloses, zerstörtes Fleisch.
Der Blonde wandte sich mit gefletschten Zähnen zu Gabriel. Er würde sich nicht geschlagen geben. Niemand hatte geglaubt, dass er es täte. Vor Ende der Nacht würde es noch einen Toten geben.
Sie stürzten sich aufeinander, ein rollendes, knurrendes Pelzknäuel, ließen voneinander ab, prallten wieder zusammen, während sich feucht die Wunden in ihrem Fell öffneten, wie reife, aufplatzende Früchte. Es war Vivian gleichgültig, wer siegte. Sie wollte nicht zusehen, konnte sich aber auch nicht abwenden. Warum mussten sie ihre Schönheit verderben? Wer waren sie, dass sie ihre Freunde umbrachten? Wer lud Fremde zu einem rituellen Tod ein? War die Freude des Rennens und der süßen, süßen Nacht denn nicht genug?
Das Ende kam unvermittelt, als sie schon glaubte, der Kampf werde endlos weitergehen, während sie vor Scham kaum mehr zusehen konnte.
Gabriel biss sich in der dicken Halskrause des Blonden fest
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