Blood Coven Vampire 03 - Nur ein kleines Bisschen-iO
nicht gehört hat, was sie gesagt hat...
Ein leiser Aufschrei der Überraschung und der Entrüstung kommt hinter der Toilettentür hervor.
Klasse. Sie hat es gehört.
Mandy starrt mich an und ihr Blick wandert zu der Tür, die ich versperre. »Was versteckst du da, Rayne?«, fragt sie und zieht eine perfekt gewölbte Augenbraue hoch.
»Cait ist talentiert, Mandy«, argumentiere ich, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Tatsächlich würde ich mein Bauchnabelpiercing darauf verwetten, dass sie das talentierteste Mädchen in der Truppe ist. Über mich kannst du sagen, was du willst. Ich weiß, dass ich nicht der geborene Wolf bin. Aber du weißt so gut wie alle anderen, dass Cait große Klasse ist und es verdient, bei der Truppe zu sein.«
»Dieser hässliche kleine Troll verdient nur eins: Ins Matheteam zurückzukehren, wo sie hingehört«, erwidert Mandy mit selbstgefälligem Blick. Mir wird klar, dass sie genau weiß, wen ich verstecke, und sie ist wirklich gemein genug, um das auszunutzen. »Und wenn du mich nicht dazu erpresst hättest, sie in die Truppe aufzunehmen, wäre sie jetzt auch genau dort.«
Es reißt mich beinahe von den Füßen, als die Toilettentür gegen meinen Rücken kracht. Cait zwängt sich an mir vorbei und läuft direkt auf den Ausgang zu. Ich kann gerade noch einen Blick auf ihr tränenüberströmtes Gesicht und die entsetzten Augen werfen, bevor sie den Umkleideraum verlässt.
Ich drehe mich zu Mandy um. Mit ihrem selbstgefälligen Lächeln sieht sie aus wie die Katze, die den Kanarienvogel gefressen hat. Ich hoffe, sie erstickt an den Federn.
»Warum hast du das gesagt? Du wusstest, dass sie da drin war! Wie kannst du so grausam sein?«, frage ich, die Hände in die Hüften gestemmt. »Wann bist du so ein Supermiststück geworden, Mandy?«
»Wann bist du so ein Supersofti geworden?«, feuert Mandy zurück.
»Wovon zum Teufel redest du eigentlich?«
»Oh, bitte. Komm mir nicht auf die hochnäsige Tour, Rayne McDonald. Du bist doch die Erste, die jemanden aufgrund seines Modegeschmacks verurteilt.«
»Ich? Ja, klar. Ich habe noch nie eine Freundin abgewiesen, weil sie nicht mit der Pradatasche des Jahres herumläuft.«
»Nein? Hm, wie steht es mit einer Freundin, die versehentlich mit Jeans in einen Gothicclub geht und dich vor all deinen neuen Freunden blamiert? Oder einer, die tatsächlich - Schock, Horror - zugibt, dass sie Highschool-Football mag, und die den Nerv hat, dich zu fragen, ob du für einen Abend von deinen Coolness-Maßstäben abrücken würdest, um sie zu einem Spiel zu begleiten? Oder wie wäre es mit einer Freundin, die es in die Cheerleader-Truppe schafft? Gratulierst du ihr zu ihrer Leistung und sagst du, dass du es gar nicht erwarten kannst, sie bei ihrem Auftritt zu sehen? Oder hast du den Nerv, sie zu fragen, ob die Entscheidungsfindung einzig und allein aufgrund der Auswahl von Strähnchenfarbe und Lipgloss gefällt wurde?«
Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber plötzlich kommt nichts mehr heraus. Habe ich ihr wirklich all diese Dinge angetan? Ist das der Grund, warum sie mich so sehr hasst?
»Du sagst immer, die Cheerleader seien elitäre Snobs«, fährt Mandy fort. »Aber so, wie ich es sehe, seid ihr Gothics genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer.«
Bevor ich etwas sagen kann, dreht sie sich um und stolziert aus dem Umkleideraum. Die Tür fällt mit einem lauten Knall hinter ihr zu.
Mein Magen verknotet sich und ich habe das Gefühl, als würde ich mich übergeben müssen. Ist das wirklich das, was alle von mir denken? Bin ich genauso schlimm wie die Cheerleader? Verurteile ich jeden, den ich für weniger cool halte, als ich es selbst bin? Natürlich hat Mandy vielleicht lediglich projiziert - damit sie sich selbst besser fühlt. Aber trotzdem...
Ich schüttle den Kopf. Keine Zeit, über meine eigenen möglichen Mängel nachzugrübeln. Ich muss Cait finden, bevor sie noch etwas tut, um sich zu verletzen.
Ich drücke die Tür des Umkleideraums auf und gehe in die Turnhalle. Die Cheerleader sitzen auf der Tribüne und plaudern miteinander. Mandy ist nirgends zu sehen.
»Habt ihr Cait gesehen?«, frage ich.
Shantel deutet auf den Ausgang. »Sie ist weggelaufen«, sagt sie.»Und sie wirkte ziemlich aufgeregt. Was ist los mit ihr? Geht es ihr gut?«
»Mandy«, erwidere ich, als könne das alles erklären. »Ich muss sie finden. Ich sehe euch später.«
Ich laufe hinaus und folge dem gepflasterten Weg, der von der Turnhalle zum Footballfeld
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