Blood Coven Vampire 04 - Beiss, Jane, Beiss-iO
braucht, geweckt zu werden.
Ich reibe mir die Augen und setze mich hin. »Bist du gerade erst nach Hause gekommen?«, frage ich, als mir klar wird, dass dies die einzige Erklärung für Raynes plötzliche Anwesenheit ist. Und tatsächlich, sie trägt noch ihre Kleider vom Vorabend und riecht mehr als überfällig für eine Dusche. »Warst du die ganze Nacht nicht zu Hause?«
»Natürlich nicht. Schließlich bin ich ein Vampir«, erwidert Rayne mit vollkommen ungerechtfertigter Herablassung angesichts meiner Begriffsstutzigkeit. »Geschöpf der Nacht und all das?«
»Richtig. Nur dass du einer der mutierten Vampire bist, die tagsüber rausgehen können«, rufe ich ihr ins Gedächtnis. »Also ist das als Ausrede nicht gar so perfekt.«
»Oh, mein Gott, Sunny, ich liebe diese Stadt!«, schwärmt Rayne, ohne auch nur im Geringsten auf meinen Seitenhieb einzugehen. »Es ist die schönste Stadt aller Zeiten. Ein Wirklichkeit gewordener Traum. Ich habe drüben im Bellagio bis zwei Uhr morgens mit einem Burschen gewürfelt, der sich als echter saudischer Prinz entpuppte. Ein waschechter Scheich, mit Turban und allem. Er hat eine Flasche von diesem Cristal-Champagner gekauft - hat über tausend Dollar gekostet - und sie mit mir geteilt. Und dann ist Paris Hilton an unserem Tisch aufgetaucht; sie trug ein absolut lächerliches Häschen-Outfit in Pink und Weiß - als hätten wir Halloween oder etwas in der Art. Anscheinend kennt sie den Burschen aus irgendeinem Club in Dubai. Also hat er sie gebeten, auf die Würfel zu pusten und ihm Glück zu bringen. Aber es ist nur eine doppelte Eins geworden und am Ende hat er ungefähr dreißigtausend Dollar verloren. Sein einziger Kommentar dazu war: ›Was soll's, das verdiene ich alle fünf Minuten durch das Ölgeschäft meines Dads.‹ Um drei Uhr morgens stand ich bei zweitausend Dollar.«
»Um drei Uhr morgens?«, wiederhole ich. »Und wie sieht es jetzt aus?«
Sie zuckt die Achseln. »Oh. Hm, ich kann mich nicht genau erinnern. Ich glaube, ich bin ein bisschen in den Miesen. Aber heute Abend werde ich alles zurückgewinnen. Der Scheich hat mich in seine Pokerrunde aufgenommen. Ich brauche nur ein paar Stunden Schlaf.« Sie versucht, mir die Decken zu entreißen und sich selbst darin einzuhüllen.
Ich halte die Decke fester. »Ich bin mir nicht so sicher, ob du hier schlafen solltest«, bemerke ich. »Schließlich könnte Heather von der Arbeit zurückkommen und ihr Bett selbst haben wollen.«
Rayne schnaubt und richtet sich wieder auf. »Sie arbeitet?«, ruft sie aus. »Jetzt? Was ist sie, eine Art Nutte?«
»Weißt du, viele Menschen arbeiten nachts«, rufe ich ihr ins Gedächtnis und verspüre das Bedürfnis, die Stiefmutter zu verteidigen, die so nett war, mir ihr eigenes Bett zu überlassen, als ich es brauchte. »Vor allem in einer Stadt wie Vegas, in der Kreaturen der Nacht - solche wie du - bis Sonnenaufgang durch die Straßen wuseln.«
»Oh, mein Gott. Ich wette, sie ist Stripperin«, schlussfolgert Rayne und ignoriert meine vernünftige Erklärung völlig. »Das muss es sein. FVM ist eine aufgedonnerte, billige Stripperin. Wie total cool ist das denn?«
»Ich bezweifle wirklich, dass sie eine Stripperin ist, Rayne.«
Meine Schwester wirft mir einen argwöhnischen Blick zu. »Warum geht dir deine Stiefmutter plötzlich über alles?«
Ich zucke die Achseln. »Keine Ahnung. Sie ist eigentlich ziemlich nett. Sie hat uns all dieses chinesische Essen spendiert und...«
»Oh, bitte.« Rayne verdreht die Augen. »Sun, du erweist dich wieder einmal als das naivste Mädchen auf dem Planeten. Chinesisches Essen? Erinnerst du dich nicht mehr daran, was diese Frau getan hat? Sie hat den Ehemann unserer Mutter gestohlen - unseren Vater - und ihn nach Westen geschleppt, woraufhin wir nie wieder von ihm gehört haben. Sie verdient nichts Geringeres als unsere absolute und abgrundtiefe Verachtung, die nicht durch blödsinniges chinesisches Essen verwässert werden sollte.«
Ich zucke unbehaglich die Achseln. Mir ist so gar nicht nach Streit so früh am Morgen, aber gleichzeitig geht mir Rayne mit ihrer ewigen Schwarz-Weiß-Seherei langsam wirklich auf die Nerven. Klar, ich bin nach wie vor nicht begeistert darüber, was Heather und mein Vater vor Jahren getan haben, aber - wie sie mir gestern Abend ins Gedächtnis gerufen hat - die ganze Geschichte kennen wir nicht. Und bevor wir sie kennen, sollten wir sie vielleicht nicht zu hart verurteilen.
»Ich wette, sie ist jetzt da
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