Blood Coven Vampire 04 - Beiss, Jane, Beiss-iO
selbst in den Wohnwagen einer wahrscheinlich bösen und verrückten Person einzubrechen. Es ist ja nicht so, als hätte ich eine Jägerausbildung wie sie.
Da ich, während die anderen in Hörweite sind, am Telefon nicht offen sprechen kann, beschließe ich, mich anzuziehen und sie von unterwegs aus anzurufen. Also nehme ich eine Fünf-Minuten-Dusche und ziehe mich schneller um, als Superman es in einer Telefonzelle tun könnte, dann sage ich Auf Wiedersehen und gehe nach unten und auf die Straße. Sobald ich den Häuserblock hinter mir gelassen habe, nehme ich mein Handy aus der Tasche und wähle die Nummer meiner Zwillingsschwester.
»Hallo?«, antwortet sie beim vierten Klingeln.
»Rayne, ich bin's«, sage ich. »Wo bist du? Ich brauche deine Hilfe.«
»Oh, hi, Sun«, antwortet sie ein wenig zu aufgekratzt. »Ich bin unten im Harrah's Kasino. Da findet heute ein riesiges Pokerturnier statt - die Vorrunde, um an den World Series of Poker teilnehmen zu dürfen. Du weißt schon, die Fernsehsendung? Ich werd mich so was von bewerben.«
Sie muss Witze machen, oder? »Rayne, hör mir zu.« Ich umklammere das Telefon und zwinge mich, cool zu bleiben. »Heute Nacht ist die Nacht, in der Magnus Jane in einen Vampir verwandeln wird, es sei denn, ich kann ihm beweisen, dass sie nichts Gutes im Schilde führt. Ich habe ihre letzte bekannte Adresse. Sie liegt irgendwo draußen in der Wüste, Google-Maps zufolge. Ich bin davon überzeugt, dass wir, wenn wir einbrechen, interessante Dinge finden können. Irgendeine Art von unwiderlegbaren Beweisen, die Magnus einfach überzeugen müssen.«
Rayne schweigt einen Moment lang. »Wir?«, fragt sie schließlich. »Aber ich hab dir doch gerade gesagt, dass ich an einem Turnier teilnehme. Sunny, dies ist eine Chance, wie man sie nur ein Mal im Leben bekommt. Ich könnte ein Million Dollar gewinnen.«
»Aber Rayne, ich brauche dich«, sage ich, bereit, wenn nötig zu betteln. »Du bist die Jägerin.«
»Ich hab es wirklich satt, dass du das ständig sagst, Sun.« Ich kann praktisch hören, wie sie die Augen verdreht. »Schließlich habe ich nicht irgendwelche verrückten Superkräfte oder etwas in der Art. In Wirklichkeit kann jeder einen Vampir töten. Du brauchst bloß ein Stück Holz, um es ihm ins Herz zu rammen. Total einfach.«
»Rayne, ich bitte dich.« Ich kann nicht glauben, dass sie sich so aufführt. Dass irgendein dummes Pokerspiel ihr wichtiger ist als ihre leibliche Schwester. Nachdem ich ihr im Laufe der Jahre so oft geholfen habe, brauche ich sie jetzt ein einziges Mal und sie lässt mich hängen.
Sie seufzt ins Telefon. »Brauchst du mich wirklich?«, fragt sie. »Wirklich?« Sie klingt verzweifelt, aber nur wegen der Schuldgefühle, nicht weil sie mir wirklich helfen will, was mich nur noch wütender macht.
»Weißt du was, ich schätze, ich brauche dich nicht. Viel Spaß bei deinem blöden Turnier. Ich hoffe, du gewinnst einen Haufen Geld.« Ich klicke auf den Aus-Knopf und stopfe das Handy wieder in meine Handtasche, während Zorn in mir brodelt. Ich winke ein Taxi heran, steige ein und gebe dem Fahrer die Adresse. Ich muss ihm einen Zwanziger extra anbieten, damit er überhaupt bereit ist, eine Adresse außerhalb der Stadtgrenze anzufahren, aber schließlich willigt er ein und wir machen uns auf den Weg. Mein Handy vibriert, meine Schwester ruft zurück, aber ich gehe nicht ran.
Ich lehne mich, immer noch kochend vor Wut, im Sitz zurück. Ich hätte wissen sollen, dass sie nicht mitkommen würde. Rayne tut niemals etwas, wovon sie nicht direkt profitiert.
Egal. Ich brauche sie nicht. Ich kann das ganz allein schaffen. Zum Wohnwagenpark fahren, mich reinschleichen, Beweise sammeln und vor Mitternacht wieder im Kasino des Mandalay Bay sein. Kein Problem.
Ich werde die Lage retten und die Heldin sein und es wird ausnahmsweise einmal nicht die Jägerin sein, die das ganze Lob einheimst. Und Magnus wird stolz auf mich sein.
Oh, Magnus , seufze ich vor mich hin, während wir uns von den hellen Lichtern entfernen und in die kahle Wüste fahren. Ich hoffe, du weißt zu schätzen, was ich alles für dich tue.
16
»Sind Sie sicher, dass Sie wissen, wo Sie hinfahren?«, fragt der Taxifahrer mich skeptisch, als wir irgendwo in Nevada, am Ende der Welt, auf einen steinigen, schlecht befestigten Weg abbiegen. Ich werfe einen Blick auf die Wegbeschreibung von Google Maps, die ich mir ausgedruckt habe. Ja, definitiv der richtige Ort.
»Ich bin mir sicher«,
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