Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
Sie sprach leise mit ihm, und er nickte. Geschmeidig stand er auf und lächelte Elisa an. Mit wenigen Handgriffen hatte er sich seiner Kleidung entledigt. Dann beugte er sich vor und ging auf alle Viere. Aber auch, als er stillstand, schien die Bewegung nicht aufzuhören, sie setzte sich an seinen Beinen fort, lief wie ein unaufhörliches Zittern über seinen Körper. Die Kleidung zerriss, als seine Beine und Arme länger und muskulöser wurden. Sein Hals streckte sich, und auch der Kopf dehnte sich. Sein langes Haar wich ebenso langen Hörnern, und ein ausschlagender Schwanz wuchs heran. Schlussendlich stand ein Drache mit einer tief dunkelblauen Färbung vor ihnen, groß wie ein Kaltblutpferd und mindestens ebenso sehr mit Muskeln bepackt. Karad schüttelte den Kopf und spreizte die Flügel auf seinem Rücken, ehe er sich um den Baumstamm, auf dem Elisa und Naruka saßen, einrollte. Die Augen geschlossen, ruhte sein Kopf auf den großen Pranken.
Naruka strich ihm über die Schnauze. „Ich dachte, es wäre ein guter Zeitpunkt, dich einzuweihen, sonst wirst du nicht glauben, was ich dir gleich erzähle“, sagte sie und wirkte regelrecht eingeschüchtert. „Außerdem heilen seine Wunden so schneller.“
„Ich hätte es eigentlich wissen müssen“, murmelte Elisa und betrachtete Karads Drachengestalt. „Nachdem sich bereits Mircea als Drache entpuppt hat.“
„Du weißt es?“
„Er musste es mir heute Abend zeigen.“ Elisa dachte an Mircea und verkrampfte sich. Sie hatte mit ihm eine leidenschaftliche Nacht verbracht, und zumindest von ihrer Seite aus steckte mehr dahinter als reine Lust. Elisa hatte gedacht, ihm ginge es genauso. Aber nachdem er vor seinem Bruder so darauf gepocht hatte, dass sie die große Erlöserin sein sollte, die Dracula zurück in die Gruft schickt, war sie nicht mehr sicher.
„Das vereinfacht die Sache“, nickte Naruka und kraulte weiter gedankenverloren Karads Kopf. „Aber vielleicht solltest du doch anfangen und uns erzählen, was passiert ist. Dann wissen wir auch, was du schon weißt.“
Elisa atmete tief ein und berichtete, wie sie das Abendessen mit Mircea auf dem Berg verbracht hatte und urplötzlich dieser riesige Drache aufgetaucht war. Die Liebesnacht verschwieg sie, erzählte von dem Zusammentreffen mit Radu und der Ankunft an dem zerstörten Dunkelwald. „Radu brachte uns unter die Erde. Mircea erzählte mir von Dracula und Stoker – angeblich soll ich den Schlüssel zu Draculas Gefangenschaft in der Hand halten.“
Naruka hatte stumm zugehört. Karad schien sogar eingeschlafen zu sein, was Elisa schmunzeln ließ.
„Da ist noch etwas“, warf die Rumänin leise ein. „Irgendetwas ist noch geschehen. Warum bist du hier und nicht in der Königshalle bei den anderen?“
„Ich wollte weg“, erwiderte Elisa leise, mit Blick auf Karad. Naruka folgte ihrem Blick, schüttelte dann aber den Kopf. „Sprich ruhig offen.“
„Ich habe mit Mircea geschlafen“, sagte Elisa schließlich. „Aber ich fürchte, er hat das nicht ohne Hintergedanken getan. Angeblich sehe ich aus wie seine Jugendliebe Elisabeth, und er will mich unbedingt an seiner Seite haben, damit ich den Weg finde, Dracula einzusperren..“
„Und du glaubst wirklich, er hat nur deshalb die Nacht mit dir verbracht?“ Naruka schmunzelte.
„Ich finde das nicht sonderlich witzig“, murrte Elisa und wandte den Blick ab. Sie spürte Narukas schmale Hand auf ihrem Arm. „Entschuldige, aber die Vorstellung ist witzig. Du kennst Mircea nicht so gut wie ich, sonst würden dir solche Worte niemals über die Lippen kommen und du würdest vor Scham über solche Gedanken rot anlaufen.“
„Du hältst verdammt große Stücke auf ihn.“
„Und das mit Recht. Mircea ist ein guter, ein ehrlicher Mann. Er hat lange auf eine Frau wie dich gewartet.“
Elisa rieb sich den Nasenrücken. „Er hat auf einen Abklatsch von Elisabeth gewartet“, erwiderte sie bitter.
„Was für ein Blödsinn!“, schnaubte Naruka und schüttelte den Kopf.
Elisa schwieg. Sie ahnte, dass sie so nicht weiterkam, und das Letzte, was sie jetzt tun wollte, war, einen Streit mit Naruka vom Zaun zu brechen. Stattdessen stand sie auf.
„Wo willst du hin?“
„Ich brauche einen freien Kopf“, murmelte Elisa.
Naruka hielt sie fest. „Nein – er ist noch da draußen. Dracula könnte dich finden, und wer weiß, was dann geschieht.“
Elisa schüttelte heftig den Kopf. Sie wand sich aus Narukas Griff und stürmte los. Ihre Schritte
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