Blood - Ein Alex-Cross-Roman
Hoffentlich geht der Drecksack auch ran.
Und hoffentlich hatte er die Anruferkennung eingeschaltet.
John Maggione Jr. war persönlich am Apparat. »Wer ist da?«, fragte er und klang schon jetzt völlig außer sich.
Volltreffer! Er war es höchstpersönlich. Sie hatten einander von dem Tag an gehasst, als sein Vater Sullivan die ersten Aufträge verschafft hatte.
»Rate mal, Junior.«
»Ich hab verflucht noch mal keine Ahnung. Woher hast du diese Nummer? Wer immer du bist, du bist ein toter Mann.«
»Dann haben wir ja was gemeinsam, schätze ich.«
Sullivans Blutbahnen wurden mit Adrenalin überschwemmt. Jetzt hatte er das Gefühl, als könne ihn nichts und niemand aufhalten. In dieser Beziehung machte ihm niemand etwas vor: ein potenzielles Opfer verunsichern, mit einer Zielperson spielen.
»Ganz recht, Junior. Der Jäger wird zum Gejagten. Ich bin’s, Michael Sullivan. Erinnerst du dich? Weißt du was? Dich schnappe ich mir als Nächsten.«
»Der Schlachter? Bist du das, Drecksack? Ich hätte dich so oder so umgebracht, aber jetzt wirst du auch für das bezahlen, was du Benny angetan hast. Ich werde dir grausame Schmerzen bereiten, du mieses Stück Scheiße.«
»Was ich mit Benny gemacht habe, ist gar nichts im Vergleich zu dem, was ich mit dir anstellen werde. Ich schneide dich mit einer Knochensäge in zwei Teile und schicke die eine Hälfte deiner Mutter und die andere deiner Frau. Ich lasse Conny einen Blick darauf werfen, bevor ich sie ficke, vor den Augen eurer Kinder. Na, was sagst du dazu?«
Maggione explodierte. »Du bist tot ! Du bist so was von tot ! Alles, was dir jemals was bedeutet hat, ist… tot . Ich kriege dich, Sullivan.«
»Ja, ja, das sagen sie alle.«
Er klappte das Handy zu und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Das hatte gutgetan … so mit Maggione zu reden. Zehn vor acht. Er würde nicht einmal das erste Stück verpassen.
59
Ich war gerade mit der letzten Sitzung des Tages fertig und ging die alten Akten über den Mord an Maria noch einmal durch, als es unerwartet und laut an meine Praxistür klopfte. Was war denn das?
Ich machte auf und sah Sampson im Flur stehen.
Er hatte einen Zwölfer-Pack Corona-Bier unter dem Arm, der im Verhältnis zu seinem Körper lächerlich winzig wirkte. Irgendetwas war los.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich gestatte während der Sitzungen keinen Alkohol.«
»Also gut. Alles klar. Dann müssen ich und meine eingebildeten Freunde uns wohl jemanden anderen suchen.«
»Andererseits, da es offensichtlich ist, wie sehr du eine Therapie nötig hast, mache ich dieses Mal eine Ausnahme.«
Ich ließ ihn herein, und er gab mir ein kühles Bier. Da war eindeutig irgendetwas los. Sampson war noch nie in meine Praxis gekommen.
»Sieht gut aus hier«, sagte er. »Ich schulde dir immer noch eine Hängepflanze oder so was.«
»Jedenfalls kein Kunstwerk. Verschon mich bloß damit.«
Dreißig Sekunden später drehten sich die Commodores im CD-Spieler − Sampsons Vorschlag −, und Sampson lag auf meiner Couch. Unter ihm wirkte sie eher wie ein kuscheliges Zweier-Sofa.
Noch bevor ich mich entspannen konnte, überrumpelte er mich. »Kennst du eigentlich Kim Stafford?«
Ich versuchte meine Reaktion mit einem Schluck Bier zu überspielen. Kim war heute meine letzte Patientin gewesen.
Gut möglich, dass Sampson sie hatte weggehen sehen, aber ich hatte keine Ahnung, woher er wusste, wer sie war.
»Warum willst du das wissen?«
»Hmm, na ja, ich bin bei der Kriminalpolizei … ich habe sie vorhin weggehen sehen. Die Dame ist ja nur schwer zu übersehen. Sie ist die Freundin von Jason Stemple.«
»Jason Stemple?« Aus Sampsons Mund hatte es geklungen, als müsste ich ihn kennen. In gewisser Hinsicht kannte ich ihn auch, wenn auch nicht dem Namen nach.
Ich war froh, dass Kim zu weiteren Sitzungen zu mir gekommen war, auch wenn sie sich nach wie vor standhaft weigerte, die Identität ihres Verlobten preiszugeben, obwohl die Misshandlungen zugenommen zu haben schienen.
»Er arbeitet im sechsten Bezirk«, sagte Sampson. »Schätze mal, er ist erst nach deinem Abschied zur Truppe gestoßen.«
»Sechster Bezirk? Soll das heißen, er ist Polizist?«
»Ja, genau. Allerdings beneide ich ihn nicht gerade um das Revier. Da drüben geht es zurzeit ziemlich hart zur Sache.«
Meine Gedanken überschlugen sich, und in meiner Magengegend machte sich eine leichte Übelkeit bemerkbar. Jason Stemple war ein Polizist?
»Was machen die Ermittlungen in dieser
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