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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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lachten, redeten und waren vollkommen arglos.
    Schwerer, schwerer Fehler.
    Vor sich bemerkte er einen mit Glas überdachten Markt.
Und ein paar Straßenkünstler, die sich als weiße Marmorstatuen verkleidet hatten und sich nur bewegten, wenn ihnen jemand eine Münze hinwarf und sich eine Menschentraube gebildet hatte.
    Dann stand er plötzlich direkt vor dem Pärchen, und alles schien zu passen, also feuerte er seine schallgedämpfte Beretta ab − zwei Schüsse ins Herz.
    Das Mädchen sackte zu Boden, als hätte man ihr einen Bettvorleger unter den Füßen weggezogen.
    Er hatte keine Ahnung, wer sie war, wer ihren Tod gewollt hatte oder aus welchem Grund, es war ihm sowieso vollkommen egal.
    »Herzinfarkt! Da hat jemand einen Herzinfarkt!«, brüllte er, während er die Waffe aus den Händen gleiten ließ, sich umdrehte und in der dichter werdenden Menge verschwand. Er ging die Neal Street hinauf, an ein paar Kneipen mit viktorianischer Fassade vorbei und entdeckte sein Auto genau an der Stelle, wo er es abgestellt hatte. Welch nette Überraschung.
    Es war sicherer, die Nacht in London zu verbringen, aber am nächsten Morgen ging sein Rückflug nach Washington.
    Leicht verdientes Geld − wie immer, oder zumindest wie bis zu diesem miesen Hinterhalt in Venedig, den er immer noch umfassend zu würdigen hatte.

56
    Am Abend im Anschluss an meine letzte Therapiesitzung traf ich mich mit John zu einem kleinen Sparringskampf im Roxy Gym. Meine Praxis erhielt langsam, aber sicher immer mehr Zulauf, und meine Arbeit dort vermittelte mir zum ersten Mal seit etlichen Jahren ein Gefühl der Befriedigung und des Glücks.
    In meinem Kopf spukte mittlerweile oft die etwas altmodisch anmutende Vorstellung der Normalität herum, ohne dass ich genau wusste, was sie eigentlich zu bedeuten hatte.
    »Zieh die Ellbogen an«, sagte Sampson, »bevor ich deinen verdammten Schädel plattmache.«
    Ich zog sie an. Aber es nutzte nicht viel.
    Der Hüne erwischte mich mit einer soliden rechten Geraden, und der Schmerz, der mich durchzuckte, war genau die Art Schmerz, die nur ein satter Schlag auslösen kann. Ich holte aus und landete einen festen Schlag an seiner ungedeckten Seite, was meiner Hand mehr auszumachen schien als ihm.
    So ging es noch eine Weile weiter, aber ich war mit den Gedanken nicht voll und ganz bei dem Kampf. Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis ich die Hände hob. Beide Schultern schmerzten.
    »Technischer K.O.«, sagte ich an meinem Mundschutz vorbei. »Besorgen wir uns was zu trinken.«
    Letztendlich tranken wir auf dem Bürgersteig vor dem Roxy rote Gatorade aus der Flasche. Nicht gerade das, was mir vorgeschwebt hatte, aber vollkommen in Ordnung.
    »Tja«, meinte Sampson, »entweder bin ich schlagartig besser geworden, oder du warst heute Abend einfach schlecht. Was war’s denn nun?«

    »Du wirst nicht besser«, entgegnete ich.
    »Denkst du immer noch an gestern? Wie bitte? Sag doch was!«
    Nach dem beschwerlichen Gespräch mit Lisa Brandt hatten wir uns beide miserabel gefühlt. Es ist eine Sache, eine Zeugin so unter Druck zu setzen und wirklich etwas damit zu erreichen, aber wenn man mit leeren Händen wieder gehen muss …
    Ich nickte. »Gestern. Genau.«
    Sampson ließ sich an der Hauswand zu Boden gleiten und setzte sich neben mich auf den Bürgersteig. »Alex, lass endlich dieses Grübeln sein.«
    »Toller Schlagertext«, entgegnete ich.
    »Ich habe eigentlich das Gefühl, dass dein Leben ziemlich gut läuft«, sagte er. »In letzter Zeit jedenfalls.«
    »Tut es auch. Die Arbeit macht mir Spaß, mehr als ich erwartet hatte.«
    »Wo liegt dann das Problem? Zu viele schöne Erlebnisse? Was fehlt dir denn, Mann?«
    Ich hatte zwei Antworten parat, eine lange und eine kurze. Ich entschied mich für die kurze. »Maria.«
    Er wusste, was ich meinte, und er wusste auch, wieso. »Das gestern hat dich an sie erinnert?«
    »Ja, genau. Es war irgendwie seltsam. Ich habe nachgedacht. Weißt du noch, dass es um die Zeit, als sie umgebracht wurde, ebenfalls eine Vergewaltigungsserie gegeben hat? Kannst du dich daran erinnern?«
    Sampson blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Luft. »Stimmt, jetzt, wo du es erwähnst.«
    Ich rieb meine schmerzenden Knöchel aneinander. »Ist nicht so wichtig, aber irgendwie kommt es mir zurzeit so vor, als ob alles mit allem zusammenhängt. Alles, worüber ich
nachdenke, erinnert mich an Maria. Alles, was ich mache, bringt mich zu dem Mord an ihr zurück. Ich komme mir vor wie im

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