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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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den Gedanken bei Marias Ermordung, bei der Vergewaltigungsserie, die es damals gegeben hatte. Ich versuchte, für den Augenblick Maria ganz auszublenden. Ein Fall nach dem anderen.
    Unmittelbar im Anschluss an unser Zusammentreffen mit Mena Sunderland, während Sampson mich nach Hause brachte, schrieb ich alles auf, woran ich mich erinnern konnte. John hatte sich während des Gesprächs zwar Notizen gemacht, aber manchmal hilft es mir bei der Klärung eines Falls, wenn ich ein Gedächtnisprotokoll anfertige.
    Mein vorläufiges Täterprofil des Vergewaltigers schien sich mehr und mehr zu bestätigen. Trau deinem ersten Eindruck . Ging es in dem Bestseller »Blink« von Malcolm Gladwell nicht genau darum? Die Fotos, die Mena beschrieben hatte − eine Art Andenken −, waren bei Serienverbrechen ein durchaus gängiges Phänomen. Diese Fotos halfen ihm über Phasen der Niedergeschlagenheit hinweg. Aber er hatte dem Ganzen noch eine Finesse hinzugefügt, indem er seine Andenken dazu benutzte, seine lebenden Opfer so einzuschüchtern, dass sie genau in dem Zustand verharrten, in dem er sie haben wollte: gelähmt vor Angst.
    Als wir durch Southeast fuhren, brach Sampson schließlich das Schweigen. »Alex, ich möchte, dass du in diesen Fall
mit einsteigst. Offiziell «, sagte er. »Arbeite mit uns zusammen. Arbeite mit mir an diesem Fall. Als Berater. Nenn es, wie du willst.«
    Ich schaute zu ihm hinüber. »Ich dachte schon, du wärst ein klein wenig eingeschnappt, weil ich vorhin ein bisschen die Regie übernommen habe.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Niemals. Wer Ergebnisse bringt, hat Recht. Und außerdem, du steckst doch schon mittendrin, oder etwa nicht? Dann kannst du auch Geld dafür kriegen. Selbst, wenn du wolltest, du könntest den Fall jetzt sowieso nicht mehr sausen lassen.«
    Ich schüttelte stirnrunzelnd den Kopf, aber nur, weil er Recht hatte. In meinem Inneren konnte ich ein vertrautes Summen hören, meine Gedanken konzentrierten sich alle unwillkürlich auf diesen Fall. Das ist eine der Ursachen, warum ich in meinem Job so gut bin, und gleichzeitig auch der Grund dafür, dass ich Ermittlungen niemals nur mit halber Kraft führen kann.
    »Wie soll ich das bloß Nana beibringen?«, fragte ich ihn. Das war wohl meine Art, ja zu sagen.
    »Sag ihr, dass wir dich brauchen. Sag ihr, dass Sampson dich braucht.« Er bog nach rechts in die Fifth Street, unser Haus war schon in Sichtweite. »Du solltest dir aber schnell was einfallen lassen. Sie wird es nämlich riechen. Sie sieht es dir an.«
    »Willst du mit reinkommen?«
    »Ha, ha.« Er hielt mit laufendem Motor am Bordstein.
    »Jetzt geht’s los«, sagte ich. »Wünsch mir Glück mit Nana.«
    »Hey, hör mal, niemand hat behauptet, dass Polizeiarbeit ungefährlich sei.«

62
    An diesem Abend saß ich in meinem Büroatelier und brütete über dem Fall. Erst spät beschloss ich, dass es jetzt genug war.
    Ich ging nach unten und schnappte mir die Schlüssel, an den meisten Abenden unternahm ich noch eine kleine Spazierfahrt mit meinem neuen Mercedes, meinem Crossover-Fahrzeug. Es fuhr sich absolut traumhaft, und die Sitze waren mindestens so gemütlich wie unsere Wohnzimmermöbel. Die Stereoanlage einschalten, zurücklehnen, entspannen. Wunderbar.
    Als ich schließlich ins Bett ging, trugen meine Gedanken mich an einen Ort, dem ich nach wie vor ab und zu einen Besuch abstatten muss. Ein Heiligtum. Meine Flitterwochen mit Maria. Vielleicht die schönsten zehn Tage meines Lebens. Ich hatte jede Einzelheit noch ganz lebendig vor Augen.
     
    Die Sonne verschwindet dicht hinter den Palmen und senkt sich einer blauen, horizontalen Linie jenseits unseres Hotelbalkons entgegen. Die Stelle neben mir, auf der Maria bis vor einer Minute noch gelegen hat, ist noch warm.
    Jetzt steht sie vor dem Spiegel.
    Wunderschön.
    Sie hat nichts weiter an als eines meiner Hemden, mit offenen Knöpfen, und macht sich fürs Abendessen fertig.
    Sie behauptet immer, ihre Beine seien zu dünn, aber ich finde sie lang und hinreißend, ihr bloßer Anblick macht mich scharf − Marias Anblick im Spiegel.
    Ich sehe zu, wie sie ihr schwarz glänzendes Haar mit einer
Spange zusammenfasst. Dadurch ist ihr langer Hals besonders gut zu sehen. Oh, Gott, ich bete sie an.
    »Mach das noch mal«, sage ich.
    Ohne ein Wort zu sagen erfüllt sie mir meinen Wunsch.
    Als sie den Kopf zur Seite dreht, um einen Ohrring anzulegen, begegnen sich unsere Blicke im Spiegel.
    »Ich liebe dich, Alex.« Sie dreht sich

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