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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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aufgewühlt, aber niemand wünschte sich seine Festnahme so sehr wie ich.
    Dennoch bemühte ich mich, so gut ich konnte, die extreme Nervenbelastung dieser Ermittlungsarbeit nicht übermächtig werden zu lassen, sie irgendwie im Zaum zu halten. Ich schaffte es beinahe jeden Abend, zusammen mit Nana und den Kindern zu Abend zu essen. Ich stand in Kontakt mit Kayla Coles in North Carolina, und sie hörte sich langsam besser an. Ich hielt ein halbes Dutzend Sitzungen mit meinen Patienten ab, darunter auch Kim Stafford, die mich zweimal pro Woche aufsuchte und vielleicht sogar leichte Fortschritte machte. Ihr Verlobter hatte unsere kleine »Unterhaltung« nie erwähnt.
    Teil meines Morgenrituals war ein Becher Kaffee zum Mitnehmen von Starbucks im Erdgeschoss meines Praxisgebäudes oder aber beim Au Bon Pain an der Ecke Indiana und Sixth. Das Problem beim Au Bon Pain war, dass ich das Gebäck
dort so gerne mochte, dass ich den Laden meiden musste, so gut ich konnte.
    Kim war meine Lieblingspatientin. Die meisten Therapeuten haben irgendwelche Lieblinge, und wenn sie sich noch so sehr das Gegenteil einreden wollen. »Wissen Sie noch, wie ich gesagt habe, dass Jason gar kein so übler Kerl sei?«, sagte sie eines Morgens, fünfzehn Minuten nach Beginn unserer Sitzung. Ich wusste es noch, und außerdem wusste ich noch, dass ich ihm auf seiner Polizeiwache ziemlich kräftig die Fresse poliert hatte.
    »Tja, in Wirklichkeit war er der reinste Abschaum, Dr. Cross. Das habe ich mittlerweile gemerkt. Hat sehr viel länger gedauert, als gut für mich war.«
    Ich nickte und wartete. Ich wusste genau, was ich als Nächstes von ihr hören wollte.
    »Ich bin ausgezogen. Ich habe gewartet, bis er zur Arbeit gegangen ist, dann bin ich ausgezogen. Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ich habe Todesangst. Aber ich habe getan, was ich tun musste.«
    Sie stand auf und trat an das Fenster mit Blick auf den Judiciary Square. Auch das US District Court House konnte man von hier aus sehen.
    »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«, fragte sie, den Blick auf den Ring an meiner linken Hand gerichtet.
    »Ich war verheiratet. Ich bin es nicht mehr.« Ich erzählte ihr ein wenig von Maria, von dem, was vor zehn Jahren geschehen war − die abgekürzte Version, die unsentimentale.
    »Das tut mir leid«, sagte sie, als ich fertig war. Sie hatte Tränen in den Augen, und das hatte ich wirklich zuallerletzt gewollt. An diesem Morgen beackerten wir ein paar unangenehme Punkte, machten echte Fortschritte. Dann geschah
etwas Seltsames, sie gab mir zum Abschied die Hand. »Sie sind ein guter Mensch«, sagte sie. »Auf Wiedersehen, Dr. Cross.«
    Ich dachte, dass ich vielleicht soeben eine Patientin verloren hatte − meine erste − und zwar, weil ich gute Arbeit geleistet hatte.

83
    Die Ereignisse dieses Abends brachten mich um den Verstand. Eigentlich hatte alles richtig gut angefangen, bevor es sich dann ins Gegenteil verkehrte. Ich hatte Nana und die Kinder zum Abendessen ins Kinkead’s in der Pennsylvania Avenue eingeladen, nicht weit vom Weißen Haus entfernt. Das ist unser Lieblingsrestaurant in Washington. Der große Jazzmusiker Hilton Fenton war zu uns an den Tisch gekommen und hatte uns eine lustige Geschichte über den Schauspieler Morgan Freeman erzählt. Irgendwann war ich dann aufgestanden und die steile Treppe in mein Arbeitszimmer unter dem Dach emporgeklettert und hatte dabei jede einzelne Stufe mit unterdrückten Flüchen begleitet.
    Ich schob Sam Cooke in den CD-Spieler, es ging mit einem seiner bekanntesten Stücke los: »You Send Me«. Dann brütete ich über alten Polizeiakten aus der Zeit von Marias Ermordung - Hunderte von Seiten.
    Ich suchte nach ungelösten Vergewaltigungsfällen von damals, vor allem nach solchen in Southeast oder in der unmittelbaren Umgebung. Ich arbeitete konzentriert und hörte dabei Musik, und als ich irgendwann auf die Uhr schaute, stellte ich überrascht fest, dass es zehn nach drei war. In den Akten hatte ich etliche interessante Aspekte in Bezug auf die Vergewaltigungsserie entdeckt, die die Polizei zu jener Zeit beschäftigt hatte.
    Die Vergewaltigungen hatten, um genau zu sein, ein paar Wochen vor Marias Erschießung angefangen und direkt nach ihrer Ermordung aufgehört.
    Dabei war es auch geblieben. Was hatte das zu bedeuten?
Dass der Vergewaltiger nur zu Besuch in Washington gewesen war?
    Was aber noch interessanter war, war die Tatsache, dass die betroffenen Frauen den Vergewaltiger nicht näher

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