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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ich. Und manche Dinge sehe ich heute klarer als noch vor einiger Zeit. Hatte zur Abwechslung mal Zeit, einiges zu verarbeiten und nachzudenken. Alex, ich habe gedacht, dass … ich vielleicht nicht nach Washington zurückkehre. Das wollte ich mit dir als Erstem besprechen, vor allen anderen.«
    Mein Magen sackte abwärts wie ein wild gewordener Hochhausfahrstuhl. Ich hatte so etwas bereits befürchtet, aber trotzdem war es ein Schlag für mich.
    Kayla fuhr fort: »Hier unten gibt es so viel zu tun. Viele Kranke, natürlich. Und ich hatte vergessen, wie nett, wie heil die Welt hier ist. Es tut mir leid, ich sage das … drücke das nicht besonders geschickt aus.«

    Ich streute eine kleine Auflockerung ein. »Worte sind nicht gerade deine Stärke. So ist das eben bei euch Naturwissenschaftlern.«
    Kayla stieß einen tiefen Seufzer aus. »Alex, glaubst du, dass ich einen Fehler mache? Weißt du, was ich meine? Natürlich weißt du das.«
    Ich hätte ihr am liebsten gesagt, dass das ein Riesenfehler war, dass sie so schnell wie möglich nach Washington zurückkehren sollte, aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen. Wieso bloß? »Also gut, Kayla, das Einzige, was ich sagen kann, ist Folgendes: Du weißt selbst am besten, was gut für dich ist. Ich würde niemals versuchen, dich irgendwie zu beeinflussen. Ich könnte es gar nicht, selbst, wenn ich wollte. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig ausgedrückt habe.«
    »Ach, ich denke schon. Du bist einfach nur ehrlich«, sagte sie. »Ich muss rauskriegen, was für mich das Beste ist. Das liegt in meiner Natur, stimmt’s? Genau wie in deiner.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile, aber als ich schließlich aufgelegt hatte, hatte ich ein schreckliches Gefühl. Was war da gerade passiert? Ich hatte sie verloren, oder etwa nicht? Was ist denn bloß los mit mir? Wieso hatte ich Kayla nicht gesagt, dass ich sie brauche? Wieso hatte ich ihr nicht gesagt, dass sie so bald wie möglich nach Washington zurückkehren sollte? Wieso hatte ich ihr nicht gesagt, dass ich sie liebe?
    Nach dem Essen ging ich nach oben in das Dachkämmerchen, in mein Schlupfloch, meine Zuflucht, und versuchte mich in den verbliebenen alten Akten aus der Zeit von Marias Tod zu verlieren. An Kayla dachte ich nicht allzu viel. Ich dachte einfach an Maria, sie fehlte mir mit einem Mal noch mehr als in den vielen Jahren zuvor. Wie wäre unser Leben wohl verlaufen, wenn sie nicht gestorben wäre?

    Gegen ein Uhr morgens schlich ich schließlich auf Zehenspitzen treppab und huschte wieder in Alis Zimmer. Leise wie eine Kirchenmaus legte ich mich neben meinen süßen, träumenden Jungen.
    Mit meinem kleinen Finger hielt ich Alex’ Hand fest und formte stumm die Worte Hilf mir, Kleiner .

85
    Alles geschah jetzt sehr viel schneller, egal, was es war. Michael Sullivan war seit Jahren nicht mehr so aufgeladen und angespannt gewesen, im Grunde genommen genoss er es sehr, so aufgeputscht zu sein. Er war wieder da, oder etwa nicht? Und, verdammt noch mal, besser als je zuvor. Nie war er wütender gewesen oder konzentrierter. Das einzige wirkliche Problem bestand darin, dass er das dringende Bedürfnis nach mehr Action verspürte, ganz egal in welcher Form. Er konnte einfach nicht mehr tatenlos in diesem Motel herumhocken, konnte sich keine alten Folgen von Law & Order mehr anschauen oder mit den Jungs Baseball oder Fußball spielen.
    Er musste jagen, musste in Bewegung bleiben, brauchte die Adrenalinschübe in immer kürzeren Abständen.
    Fehler .
    Also fand er sich wieder in Washington, wo er eigentlich gar nicht sein dürfte, nicht einmal mit seinem neuen Kurzhaarschnitt und dem silber-blauen Kapuzenshirt der »Georgetown Hoyas«, mit dem er aussah wie ein lahmer Yuppie-Verschnitt, der nichts anderes verdient hatte, als dass man ihn gegen den Kopf und in die Fresse trat, obwohl er schon am Boden lag.
    Aber, verflucht noch mal, er stand auf die Frauen hier, am meisten auf diese klemmärschigen Lehrerinnen-Typen. Gerade hatte er John Updikes Landleben zu Ende gelesen und fragte sich, ob der gute Updike selbst auch bloß halb so lüstern war wie ein paar der Figuren in seinen Büchern. Hatte diese geile Kröte nicht auch den Roman Ehepaare
geschrieben? Und außerdem war Updike jetzt über siebzig und krakelte immer noch über Sex wie ein Teenager irgendwo auf einer Farm in Pennsylvania, der alles vögelt, was zwei, drei oder vier Beine hat. Verdammte Scheiße, vielleicht kapierte er ja gar nicht, worum

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