Blood - Ein Alex-Cross-Roman
hier. Sollten Sie Ihre Meinung ändern und mit uns sprechen wollen«, sagte Sampson zu den Typen von der Mafia, »dann melden Sie sich. Falls Dr. Cross und ich dann noch da sind. Falls nicht, dann schauen wir morgen Früh wieder vorbei. Für diesen Fall wünsche ich Ihnen eine angenehme Nacht.«
Sampson klopfte mit seiner Dienstmarke ein paar Mal gegen
die Gitterstäbe der Arrestzelle. »Diese Männer sind Tatverdächtige in einer Vergewaltigungsserie«, sagte er dann zu den anderen Gefangenen. »Vergewaltigung schwarzer Frauen in Southeast. Aber seien Sie vorsichtig, das sind harte Burschen. Aus New York .«
Wir verließen die Zelle, und der Wachtposten ließ die Tür hinter uns ins Schloss krachen.
89
Es war vier Uhr morgens, es war kalt, es regnete, und seine beiden Jüngsten heulten sich hinten auf der Rückbank die Augen aus dem Kopf, genau wie Caitlin auf dem Beifahrersitz. Für Sullivan waren Junior Maggione und La Cosa Nostra an allem schuld, an dieser ganzen Riesenscheiße, die jetzt in Gang gekommen war. Irgendwie würde Maggione dafür bezahlen, er freute sich schon jetzt auf den Tag der Vergeltung.
Genau wie sein Skalpell und seine Knochensäge.
Um halb drei Uhr morgens hatte er seine Familie in das Auto gestopft und sich still und heimlich aus einem zehn Kilometer außerhalb von Wheeling, West Virginia, gelegenen Haus verzogen. Es war der zweite Umzug innerhalb von zwei Wochen, aber er hatte einfach keine Wahl. Er hatte den Jungs versprochen, sie würden eines Tages nach Maryland zurückkehren, aber er wusste, dass das nicht stimmte. Sie würden nie wieder nach Maryland zurückkehren. Sullivan hatte das Haus bereits zum Verkauf angeboten. Er brauchte das Geld für die Flucht.
Er und seine Familie liefen nun um ihr Leben. Als sie ihre - um seine Worte zu benutzen − »Wild-West Virginny-Villa« verließen, hatte er das Gefühl, dass der Mob sie erneut aufstöbern würde, dass sie bereits hinter der nächsten Straßenecke lauern konnten.
Doch dann ging er in die erste Kurve und danach in die zweite, und sie schafften es, heil und unbeschadet aus der Stadt hinauszukommen. Bald schon sangen sie wieder zu Rolling-Stones- und ZZ-Top-Songs, darunter auch eine Zwanzig-Minuten-Version von »Legs«, bis sein Frau sich die Dauerberieselung
mit diesem stark testosteronhaltigen Lärm verbat. Sie frühstückten in einem Denny’s , gingen in einem Mickey D noch einmal zum Waschen, und gegen drei Uhr nachmittags waren sie irgendwo, wo sie noch nie zuvor waren.
Hoffentlich hatte Sullivan keine Spur hinterlassen, die einer Horde Mafiakiller als Hinweis dienen konnte. Keine Brotkrumen wie bei Hänsel und Gretel. Das Gute war, dass weder er noch seine Familie jemals hier in der Gegend gewesen waren. Es war absolutes Neuland, ohne jede Verbindung zu ihrem früheren Leben.
Er stellte den Wagen in der Einfahrt eines viktorianischen Schindelhauses mit steilem Dach, ein paar Türmchen und sogar einem Buntglasfenster ab.
»Ich liebe dieses Häuschen!«, krähte Sullivan und versprühte nach allen Seiten falsche Freude und übertriebene Begeisterung. »Willkommen in Florida , Kinder«, sagte er.
»Sehr witzig, Dad. Haha«, meldete sich Mike jr. vom Rücksitz, wo die drei grimmig und deprimiert dreinschauenden Jungs saßen.
Sie waren in Florida, Massachusetts , und Caitlin und die Kinder stöhnten wieder einmal über einen seiner dämlichen Witze. Florida war ein kleiner Ort mit weniger als tausend Einwohnern und lag etwas erhöht in den Berkshire Hills. Hier gab es einen atemberaubenden Blick auf die Berge, wenn auch nichts sonst. Zum Beispiel keine Mafiakiller, die einem in der Einfahrt auflauerten. Was wollten sie mehr?
»Einfach perfekt. Wo könnte es schöner sein als hier?«, redete Sullivan auf die Kinder ein, während sie anfingen, den Wagen auszuladen.
Also warum fing Caitlin an zu weinen, als er ihr ihr neues Wohnzimmer mit dem fantastischen Blick auf den großen, mächtigen Mount Greylock und den Hoosic River zeigte?
Und warum log er sie an, indem er sagte: »Alles wird gut, meine Königin, Licht meines Lebens«?
Vielleicht, weil er wusste, dass es nicht stimmte, genau wie sie wahrscheinlich auch. Er und seine Familie würden eines Tages umgebracht, vielleicht sogar hier, in diesem Haus.
Es sei denn, er unternahm etwas Einschneidendes, um das zu verhindern. Und zwar schnell. Aber was könnte das sein? Wie konnte er die Mafia daran hindern, ihm auf den Fersen zu sein?
Wie brachte man die Camorra
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