Blood - Ein Alex-Cross-Roman
immer wieder in Anspruch genommen hatte, im Klaren − der Schlachter , der zu allem Überfluss auch noch ein Ire war. Sogar sein verrückter Alter hatte versucht, Michael Sullivan zu eliminieren, nachdem er erkannt hatte, wie gefährlich und unberechenbar er war. Das musste jetzt endlich erledigt werden, und zwar sofort.
Sullivan lief immer noch frei herum, das wusste Maggione. Zur zusätzlichen Absicherung hatte er seine Familie aus dem Haus in Süd-Brooklyn geholt und auf dem Familiensitz in Mineola auf Long Island einquartiert. Wo er selbst sich im Augenblick ebenfalls aufhielt.
Das Backsteinhaus war im Kolonialstil erbaut worden, lag direkt am Wasser in einer ruhigen Sackgasse. Es besaß einen eigenen Anleger direkt am Kanal und ein Schnellboot, die Cecilia Theresa , benannt nach seinem ersten Kind.
Die Lage des Familiensitzes war zwar allgemein bekannt, doch die Umzäunung bot einen ausreichenden Schutz, und Maggione hatte die Zahl seiner Leibwächter verdoppelt. Er wähnte seine Familie in Sicherheit. Immerhin war der Schlachter nur ein einziger Mann. Wie viel Schaden konnte er schon anrichten, realistisch betrachtet? Wie viel mehr ?
Der Junior hatte vor, am späten Vormittag zur Arbeit zu gehen. Anschließend wollte er in seinem Club in Brooklyn vorbeischauen.
Es war wichtig, sich regelmäßig sehen zu lassen. Außerdem war er sicher, dass er mittlerweile alles unter Kontrolle hatte. Seine Leute hatten ihm versichert: Sullivan wäre bald schon ein toter Mann, genau wie seine Angehörigen.
Um elf Uhr drehte Maggione gerade seine Runden im Hallenbad des Anwesens. Dreißig Bahnen hatte er bereits hinter sich, fünfzig lagen noch vor ihm.
Da klingelte sein Handy, das er auf dem Liegestuhl abgelegt hatte.
Weil niemand anders in der Nähe war, kletterte er schließlich aus dem Wasser und meldete sich persönlich. »Ja? Was ist denn?«
»Maggione.« Am anderen Ende war eine männliche Stimme.
»Wer ist denn da, zum Teufel?«, fragte er, obwohl er genau wusste, wer da war.
»Zufällig ist da Michael Sullivan, Chef. Der hat Nerven, der freche Drecksack, hmm?«
Maggione war innerlich bass erstaunt darüber, dass dieser Wahnsinnige ihn tatsächlich noch einmal anrief. »Ich finde, wir sollten uns unterhalten«, sagte er zu dem Killer.
»Das machen wir doch gerade. Weißt du, wieso? Du hast mir ein paar Killer auf den Hals gehetzt. Zuerst in Italien. Dann bei mir zu Hause in Maryland. Haben auf meine Kinder geschossen. Dann haben sie in Washington nach mir gesucht. Weil ich angeblich ein wild gewordener Irrer bin. Du bist der wild gewordene Irre, Junior! Du bist derjenige, der umgelegt werden muss!«
»Hör zu, Sullivan …«
»Nein, du hörst mir zu, du beschissenes Dreckschwein, du Riesenarschloch. Hör mir gut zu, Junior! Demnächst wird dir ein Päckchen in deine Festung geliefert. Schau genau hin,
Häuptling. Ich bin dir auf den Fersen! Du kannst mich nicht aufhalten. Nichts und niemand kann mich aufhalten! Ich bin wahnsinnig, stimmt’s? Das solltest du niemals vergessen. Ich bin das wahnsinnigste Arschloch, das dir jemals begegnet ist, von dem du jemals gehört hast. Und wir werden uns wiedersehen!«
Dann legte der Schlachter auf.
Junior Maggione schlüpfte in einen Bademantel und stellte sich an den Hauseingang. Er konnte es nicht glauben − eine FedEx-Lieferung!
Das hieß, dass dieses wahnsinnige Arschloch von Sullivan womöglich in diesem Augenblick das Haus beobachtete. War das möglich? War es denkbar, dass er Recht behalten würde, dass er seine Worte wahr machte?
»Vincent! Mario! Bewegt eure Ärsche hier raus!«, rief er seinen Leibwächtern zu. Sie kamen mit Sandwiches in den Händen aus der Küche gerannt.
Dann ließ er einen seiner Männer das Päckchen öffnen, draußen im Schwimmbad.
Nach ein paar Augenblicken der Nervosität rief der Kerl: »Das sind Fotos, Mr Maggione. Nicht gerade von der romantischen Sorte.«
93
»Kann sein, dass wir ihn entdeckt haben, Schätzchen.«
Eine Frau namens Emily Corro hatte soeben ihre morgendliche Therapiesitzung bei mir beendet und war an ihre Schule gefahren, um dort mit einem hoffentlich leicht verbesserten Selbstwertgefühl ihre Schüler zu unterrichten. Jetzt hatte ich Sampson am Handy. Big John geriet normalerweise nicht so schnell in Aufregung, also musste etwas Besonderes passiert sein.
War es auch.
Am späten Nachmittag erreichten der Hüne und ich das Flatlands-Viertel in Brooklyn. Dort suchten wir nach einer kleinen Kneipe namens
Weitere Kostenlose Bücher