Blood - Ein Alex-Cross-Roman
Berkshires befanden.
Unterwegs machten wir einen Zwischenstopp im Restaurant meines Cousins Jimmy Parker, dem Red Hat in Irvington, New York, um ein überirdisch gutes Mittagessen und ebensolche Sprüche zu genießen. Mjam, mjam, lecker. Davon abgesehen war dies eine reine Geschäftsreise. Wir waren alleine unterwegs, ohne Rückendeckung. Ich wusste immer noch nicht, was ich machen wollte, wenn ich den Schlachter tatsächlich entdeckte. Falls wir ihn entdeckten, falls er nicht längst geflohen war.
Wir hörten unterwegs ein paar alte Kassetten von Lauryn Hill und Erykah Badu und sprachen kaum über Michael Sullivan, erst, als wir das Ende des Connecticut Turnpike erreicht und die Grenze zu Massachusetts überquert hatten.
»Was machen wir hier, John?«, brach ich schließlich das Schweigen.
»Den Bösen jagen, so wie immer«, erwiderte er. »Hat sich nichts geändert, oder? Der Kerl ist ein Mörder, ein Vergewaltiger. Du bist der Drachentöter. Ich bin dein Begleiter.«
»Bloß du und ich, hmm? Kein Anruf bei der zuständigen
Polizeidienststelle? Keine Beteiligung des FBI? Wir haben soeben eine Staatsgrenze überquert, weißt du?«
Sampson nickte. »Ich gehe davon aus, dass es dieses Mal was Persönliches ist. Habe ich Recht? Außerdem hat er den Tod verdient, falls es so weit kommen sollte, und das könnte durchaus sein. Ist sogar wahrscheinlich.«
»Es ist was Persönliches, das stimmt. So persönlich wie nie. Die ganze Geschichte ist doch schon ewig lange am Überkochen. Damit muss endlich Schluss sein. Aber…«
»Kein Aber, Alex. Wir müssen ihm ein Ende machen.«
Die nächsten Kilometer legten wir schweigend zurück. Aber ich musste mich mit Sampson noch ein bisschen ausführlicher besprechen. Wir mussten unser Vorgehen mit bestimmten Spielregeln abstimmen.
»Ich werde ihn nicht einfach umlegen, wenn er überhaupt da ist. Ich betreibe doch keine Selbstjustiz.«
»Das weiß ich«, erwiderte Sampson. »Ich kenne dich, Alex. So gut wie sonst niemand. Lass uns mal abwarten, wie es sich entwickelt. Vielleicht ist er ja nicht einmal da.«
Gegen zwei Uhr nachmittags erreichten wir Florida, Massachusetts, und machten uns auf die Suche nach dem Haus, wo wir Michael Sullivan ein für alle Mal zu finden hofften. Ich konnte spüren, wie meine Anspannung wuchs. Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde, bis wir das Haus gefunden hatten. Es stand an einem Berghang mit Blick auf einen Fluss. Wir beobachteten das Haus, aber es schien niemand da zu sein. War Sullivan schon wieder gewarnt worden?
Falls das der Fall sein sollte, wer könnte es gewesen sein? Das FBI? Hatte man ihn doch in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen? Hielt das FBI ihm den Rücken frei? Hatten die ihm verraten, dass wir ihm auf den Fersen waren?
Wir fuhren ins Zentrum des Ortes und setzten uns in einen
Denny’s . Sampson und ich vertilgten unsere Eier und Bratkartoffeln, ohne viel zu reden, was ungewöhnlich war.
»Mit dir alles in Ordnung?«, sagte er schließlich, als der Kaffee gekommen war.
»Wenn wir ihn haben, geht’s mir besser. Aber wir müssen dem ein Ende setzen, da hast du Recht.«
»Dann lass uns loslegen.«
Wir gingen zum Haus zurück. Um kurz nach fünf kam ein Kombi angefahren und parkte direkt vor der Eingangsterrasse. War er das? Endlich? Der Schlachter? Drei Jungen purzelten von der Rückbank, dann stieg eine hübsche, dunkelhaarige Frau aus der Fahrertür. Es war eindeutig, dass sie sich gut mit den Jungen verstand. Nachdem sie auf dem Rasen des Vorgartens ein bisschen gerauft hatten, marschierten sie ins Innere des Hauses.
Ich hatte ein Bild von Caitlin Sullivan dabei, aber ich brauchte es mir nicht anzuschauen. »Das ist sie«, sagte ich zu Sampson. »Eindeutig. Dieses Mal haben wir das richtige Haus. Das sind Caitlin und die Jungen des Schlachters.«
»Wenn wir hier stehen bleiben, dann entdeckt er uns garantiert«, sagte Sampson. »Wir sind hier nicht bei einer Reality-Show, und er ist kein dämlicher Kiffer, der nur darauf wartet, verhaftet zu werden.«
»Ja, das sehe ich auch so«, sagte ich.
111
Michael Sullivan war nicht einmal in der Nähe des Hauses in West-Massachusetts. Am selben Abend um neunzehn Uhr dreißig betrat er ein Zwölf-Zimmer-Haus in Wellesly, einem reichen Vorort von Boston.
Wenige Schritte vor ihm ging Melinda Steiner, nett anzuschauen mit ihren langen Beinen und ihrem knackigen, kleinen Hintern. Melinda wusste das auch. Außerdem schaffte sie es, zurückhaltend und gleichzeitig hübsch
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