Blood in mind (German Edition)
Wunde auf seiner Stirn schwärte unter dem Verband munter weiter. Seufzend erhob sich Songlian wieder und tauchte ein Tuch in die Wasserschüssel, die neben dem Bett stand. Mit dem feuchten Lappen tupfte er Fars Gesicht ab und versuchte ihm damit ein wenig Linderung zu verschaffen. Es juckte ihn wie ein lästiger Ausschlag, das Verbot des Arztes zu ignorieren. Seine Finger strichen mit einer beinahe zärtlichen Geste über eine der hellbraunen Haarsträhnen auf dem Kissenbezug. Sollte er es einfach wagen? Als er aufblickte, begegnete er durch die Trennscheibe zum Schwesternzimmer dem Blick von Molly, die heute Dienst hatte. Was diese resolute Krankenschwester von einem Drachen unterschied, war lediglich die Tatsache, dass sie kein Feuer spucken konnte. Songlian tauchte den Lappen erneut in die Schüssel und beobachtete Molly unter gesenkten Lidern hervor.
„Es wird dir bestimmt nicht schaden. Das spüre ich“, murmelte er, während er wieder Fars Gesicht kühlte. Endlich richteten sich Mollys Argusaugen auf irgendetwas, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Augenblicklich ließ Songlian das Tuch fallen und löste die Klammern, die Fars Verband hielten. Behutsam schob er eine Hand unter den Nacken des Bewusstlosen und hob ihn vorsichtig an, damit er den Verband abwickeln konnte.
„Walker!“
Das war Mollys aufgebrachte Stimme. Songlian riskierte einen weiteren Blick in ihre Richtung und sah sie zur Tür rennen.
„Ich brauche hier Hilfe!“, hörte er sie schreien.
„Beim Blut!“, fluchte er und warf den Verband einfach auf den Boden. Mit einem Ruck zupfte er dann das mit Wundsekret getränkte Pflaster von Fars Stirn. Schon konnte er die heranhastenden Wachhabenden hören. Er würde sich jetzt beeilen müssen. Seine Zähne rissen einen tiefen Krater in seinen Arm, und er hielt die blutige Wunde über Fars Stirn. Die ersten dunkelroten Tropfen trafen auf die nässende Verletzung. Schon packten ihn grobe Hände und zerrten ihn zurück.
„Verdammter Blutsauger“, zischte jemand in sein Ohr und verdrehte ihm den Arm auf den Rücken. Songlian leistete keinen Widerstand, auch nicht, als sich der kalte Stahl von Handschellen um seine Gelenke schloss. Stattdessen blieb sein Blick weiterhin hoffnungsvoll auf Far gerichtet.
„Bringt ihn weg“, hörte er Doc Harper sagen. Die beiden Wachhabenden kamen dem Befehl nur zu gern nach und schleppten Songlian aus dem Krankenzimmer.
Beim Aufwachen fühlte er sich matt und ziemlich durstig. Er lag in einem Bett mit hässlicher, hellgrüner Bettwäsche, das inmitten eines karg eingerichteten Raumes stand. Die hellgrau gestrichenen, kahlen Wände vermittelten nur bedingt Behaglichkeit. Far erkannte, dass er sich im Lazarett der Zentrale befand. Mit einem Headset in den blonden Locken, einem Notebook auf den Schoß und seinem Handy in der Hand hockte Jonathan auf einem etwas wackligen Stuhl neben Fars Bett und prüfte irgendwelche Daten. Seine Füße hatte er bequem auf dem Krankenbett abgelegt. Far räusperte sich, woraufhin Jonathan augenblicklich aufschaute.
„Du bist wach.“ Ein freudiges Strahlen glitt über sein Gesicht.
„Wie fühlst du dich?“
„Wenn man mich derartig fröhlich anlächelt, gleich viel besser. Wie lange bin ich schon hier?“
„Seit fünf Tagen. Scheinbar ist dein Kampf in der Tiefgarage doch nicht so glimpflich abgelaufen, wie wir alle erst dachten. Songlian hat dem Doc gesagt, du hättest Dämonenspeichel im Gesicht gehabt. Etwas davon muss in deine Wunde gelangt sein und deswegen bekamst du diese Vergiftungserscheinungen. Songlian hat dich hierhergebracht, nachdem du in deinem Wagen ohnmächtig geworden bist“, berichtete Jonathan.
Far tastete nach seiner Stirn, die mit einer dünnen Mullbinde umwickelt war.
„Und wo ist mein Dodge jetzt?“, fragte er in gewohnt knurrigem Ton.
„Willst du ernsthaft wissen, wo dein Wagen ist oder interessiert es dich eher, wo sich Songlian aufhält?“ Jonathan grinste, als Far ihm einen bösen Blick zuwarf.
„Also, dein Dodge steht auf einem Parkplatz des Reviers und dein Partner sitzt in Haft.“
„In Haft? So schnell? Okay, dann bin ich ihn ja los.“
„Genau. Und nur, weil Songlian gegen einen Befehl verstoßen hat, um dich zu heilen.“
Jonathan nahm seine Füße vom Bett und begann seine Elektronik zusammenzuräumen.
„Was soll das heißen?“
„Genau das, was ich eben gesagt habe.“
„Er hat mich geheilt?“ Far brauchte einen Moment, um es zu begreifen.
„Genau. Und
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