Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
du ihn nicht, doch schon bald wirst du ihn haben.« Rose’ perfekt geschwungener Mund verzog sich zu einem übertrieben breiten Grinsen. »Nur deshalb haben sie dich erschaffen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben mich erschaffen, um einen Priester zu töten. Um ihn daran zu hindern, die Neunte Pforte zu schließen. Und falls dir das Rundschreiben entgangen sein sollte: Sie haben bekommen, was sie wollten.«
    »Tja, da kommen wir zum springenden Punkt, Zuckerschnute: Du hast lediglich die erste Phase erfolgreich absolviert!«
    »Was soll das heißen?«, fragte Deacon.
    Meine Schwester hatte nie einen Hang zu melodramatischer Selbstdarstellung gehabt, was man von Johnson leider nicht behaupten konnte. Er krabbelte zur Mitte des Betts, ließ sich im Schneidersitz nieder, drückte den Rücken durch und legte die Arme über die Knie.
    »Und siehe, es begab sich, dass die Neunte Pforte der Hölle aufsprang. Die Kreaturen der Unterwelt krochen hervor und brachten Verzweiflung und Finsternis über die Erde. Den Gerechten wird die Aufgabe zufallen, die Pforte zu versiegeln, und wehe denen, die versuchen, den Schlund zu sichern, denn ihre Meisterin ist weder lebend noch tot, weder Freund noch Feind, weder böse noch rein, nicht ehe ihr Gehorsam gefordert wird, der Treueeid geleistet wird, der dauert, bis das Ende naht. Groß wird die Macht ihres Blutes sein, mit der Kraft, das Verborgene und das Verlorene zu sehen, und sie wird ihren Feind verzehren und selbst dazu werden.«
    Er neigte den Kopf und sah dann langsam hoch zu mir. »Ist doch schön zu wissen, dass sie dich im Sack haben, was? Und dich haben sie jetzt im Sack. Endgültig.« Er streckte die Arme aus. »Treue geschworen, Kleine! Jetzt bist du eine von uns.«
    Ich schüttelte den Kopf, weigerte mich, das zu glauben, obwohl viele seiner unheimlichen Worte richtig klangen. Meisterin - so hatte Clarence mich genannt. Weder lebend noch tot - war ich etwa nicht unsterblich? Schließlich war ich schon ein paar Mal gestorben und lebte trotzdem. Ach ja, und dann der Teil über das Verzehren meiner Feinde. Es gefiel mir nicht besonders, aber ich konnte nichts dagegen tun.
    Und richtig, mein Blut hatte Clarence direkt zu Pater Carlton geführt.
    Und wir wollen auch nicht das Verborgene und das Verlorene vergessen. Denn hatte Clarence nicht meine Haut benutzt, um den Aufenthaltsort der Schatulle von Shankara ausfindig zu machen? Hatte sich der Ort, an dem Pater Carltons Zeremonie stattgefunden hatte, nicht in meinen Unterarm eingebrannt?
    Die Beschreibung passte auf mich. Die Prophezeiung beschrieb mich bis aufs i-Tüpfelchen.
    Ich hatte immer gewusst, dass ich die Frau aus der Prophezeiung war, nicht aber, was die Prophezeiung eigentlich prophezeite. Jetzt, da Johnson mir das eröffnet hatte, konnte ich nicht behaupten, dass mich dieses neue Wissen besonders glücklich machte. Vor allem nicht das Wissen, dass ich karmamäßig gesehen auf der Dämonenseite festsaß. »Nein!« Ich wollte es nicht wahrhaben. »Ich hab mich nie dafür entschieden! Sie haben mich ausgetrickst. Es kann doch unmöglich zählen, wenn sie mich ausgetrickst haben.«
    »Dich ausgetrickst?«, wiederholte Johnson, diesmal mit Rose’ Stimme. »Redest du dir das ein, damit du besser schlafen kannst? Das arme kleine Baby wurde ausgetrickst! Du Ärmste, wie furchtbar.«
    »Verdammt noch mal, Johnson, ich hab diese Entscheidung nie getroffen!«
    »Von wegen! Du hast dich jedes Mal dafür entschieden, wenn du dir die Wut zu eigen gemacht hast. Jedes Mal, wenn du dich an die Dunkelheit geklammert hast. Du hast dich dafür entschieden, du Schlampe, an dem Tag, an dem du mich zu töten versucht hast.«
    Ich schüttelte den Kopf und trat unwillkürlich einen Schritt zurück, blieb dann aber stehen, als Deacon mir seine angenehm warme Hand auf die Schulter legte.
    Johnson jedoch machte weiter. Ohne mich aus den Augen zu lassen, schob er sich auf dem Bett nach vorn. »Du weißt, dass es die Wahrheit ist. Du spürst die Dunkelheit in deiner Seele. Die dich innerlich auffrisst. Und schon bald wirst du gar keine mehr haben. Dann wird die warme, wohlige Schwärze dich vollständig ausfüllen. Kämpf nicht dagegen an, Lily! Nimm sie an.«
    Deacon verstärkte den Druck seiner Hand, doch ich riss mich los. Das angenehme Gefühl war Verwirrung gewichen. Versuchte er, mich zu beruhigen oder mich herunterzuziehen? Hatte ich in dem Mann einen Verbündeten, oder war er tatsächlich mein Feind, der heimlich seinem

Weitere Kostenlose Bücher