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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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überlegen. Alles andere war Schönfärberei.
    »Du kapierst es nicht, was?«, entgegnete Deacon. »Sie ist so oder so tot, wenn wir die Pforte nicht schließen. Kokbiel und Penemue - in deren Schusslinie solltest du lieber nicht geraten. Sie sind stark. Stärker, als du dir vorstellen kannst.«
    Ich reckte das Kinn hoch. »Dann muss ich eben noch stärker werden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich - selbst wenn du jeden Dämon auf Erden tötest. Und wenn du erst die Teile des Schlüssels hast, wird nicht mehr lange verhandelt. Finde dich damit ab, Lily! Du musst Rose als Kollateralschaden verbuchen. Finde dich damit ab und hilf mir endlich, den einzigen Schlüssel zu finden, der jetzt noch von Bedeutung ist.«
    Aber das konnte ich nicht. Nie und nimmer würde ich mich damit abfinden können.
    Und so ließ ich Deacon stehen und schloss mich dem Feind an.

5
    »Könntest du mir vielleicht verraten, wo du gewesen bist?«, fragte Clarence. Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen vor meiner Wohnung. »Ich habe dich angerufen noch und nöcher, aber du gehst ja nicht an dein Handy.«
    »Ich habe es ausgeschaltet. Tut mir leid. Ich war gedankenlos. Ich ...« Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, um einen völlig erschöpften Eindruck zu machen. Was nicht allzu schwierig war. »Ich habe einen schweren Tag hinter mir.«
    »Tag? Du warst mehr als vierundzwanzig Stunden verschollen! Ich habe in den grässlichen Läufer da in deinem Hausflur einen regelrechten Pfad hineingerannt.«
    Seltsamerweise sah der Teppich tatsächlich abgetreten aus. Aber wohl kaum, weil er aus Sorge um mich dauernd darauf auf und ab gerannt war. Eher schon aus Angst, sein frisch unter Eid genommener Bauer des Bösen sei fahnenflüchtig geworden.
    Ich schloss die Tür auf. Er schlurfte noch vor mir in die Wohnung und ließ sich auf einen von Alice’ Sesseln plumpsen.
    »Mach’s dir bequem«, murmelte ich.
    Er seufzte, legte die Füße auf die Ottomane und holte tief Luft. »Das habe ich jetzt gebraucht«, sagte er. »Ich bin ja so froh, dass dir nichts fehlt!« Sein Filzhut war ihm über die Glubschaugen gerutscht, und wie er so ausgestreckt dalag, ähnelte er viel weniger einem Frosch als sonst. Er sah entspannt aus. Als fühlte er sich so richtig wohl.
    Und ich hasste ihn gleich noch viel mehr, weil er einfach in mein Leben reingeschneit war und jetzt sogar wie ein gewöhnlicher Kerl aussah. Denn er war kein gewöhnlicher Kerl. Er war böse. Er war der froschgesichtige Wurm, der mich in diese ganze Scheiße reingeritten hatte. Und bevor diese Geschichte vorbei war, sollte er mir dafür büßen.
    Allerdings nicht gleich , dachte ich, obwohl mich das Messer im Schenkelholster ziemlich juckte. Nicht gleich, weil ich mit einem noch größeren Übel eine Vereinbarung getroffen habe.
    Einen kurzen Moment fragte ich mich, ob ich nicht einen schweren Fehler beging, wenn ich Clarence verschwieg, was Johnson vorhatte. Ob ich es Clarence nicht verraten und ihn und Penemue dazu bringen sollte, heimlich eine Methode auszutüfteln, wie ich Johnson aus Rose hinausbefördern konnte. Und sie würden es sogar tun, weil ich die Frau aus der Prophezeiung war, die Superkriegerin, in der das Blut von Kartografen floss.
    Außerdem würden sie keinesfalls wollen, dass Johnsons und Kokbiels Plan aufging.
    Die Versuchung war groß. Sehr groß.
    Aber letztlich hielt ich dann doch die Klappe.
    Eine Doppelagentin zu sein war das eine, aber ich bezweifelte, ob ich das Zeug zur Dreifach-Agentin hatte. Abgesehen davon wollte ich das Risiko nicht eingehen. Denn wenn die Sache schiefging, würde ich mit Rose’ Leben bezahlen müssen. Und dieser Preis war zu hoch.
    Deshalb atmete ich tief ein und benahm mich wie eine Frau, deren ganzes Leben nicht erneut auf den Kopf gestellt worden war.
    Eine Frau, deren Schwester nicht von einem Dämon vergewaltigt worden war.
    Eine Frau, die nicht mit jedem Mord langsam zu dem wurde, was sie am meisten verachtete.
    »Und?«, fragte er, breitete die Arme aus und zog die Schultern hoch.
    »Äh ...«
    »Raus mit der Sprache! Wo bist du gewesen? Egan ist tot.« Alice’ Onkel. »Es gibt Beweise für ein Opferritual im Keller des Pubs, und du bist nirgends aufzutreiben. Ich habe mir wirklich ganz schön Sorgen gemacht. Bin ich froh, dass mit dir alles in Ordnung ist! Aber du hast mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Also, wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    Das war nun kein Thema, das ich allzu sehr vertiefen wollte. Lieber

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