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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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den Oris Clef in seinem Besitz gehabt und versucht, ihn zu zerstören. Würde ein Dämon, der darauf aus war, die Apokalypse einzuläuten, so etwas tun? Wohl kaum.
    Fazit: Ich kannte den Mann - oder wollte das zumindest glauben.
    Auch wenn er mich noch nicht ganz in seinen Kopf gelassen hatte, ich vertraute ihm. Auf Gedeih und Verderb.
    Ich konnte nur hoffen, es war auf Gedeih.
    Rachel ließ mich nicht aus den Augen. Sie wirkte verständnisvoll und gleichzeitig traurig. Sie hatte offenbar erkannt, dass ich mit irgendetwas hinterm Berg hielt. Ich sah sie an und hob entschuldigend die Schultern. Ihr Kopf zuckte, so minimal, dass man es nicht als Nicken bezeichnen konnte. Aber ich wusste, wir verstanden uns.
    Rose hingegen war von der Situation hoffnungslos überfordert. Rastlos schaute sie fragend zwischen uns hin und her. »Was? Was ist?«
    Auch wenn sie nun im Körper einer gestählten Kriegerin durch die Gegend lief, im Herzen war sie immer noch ein 14-jähriges Mädchen.
    »Deine Schwester ist nur vorsichtig«, sagte Rachel.
    »Aber...«
    »Nein. Ist schon in Ordnung.« Rachel legte Rose sanft eine Hand auf die Wange. »Nach dem, was ihr beide alles durchgemacht habt, hat sie auch recht.«
    Rose kam immer noch nicht mit. Im Moment jedoch war sie diejenige, die Vertrauen haben musste, nämlich in mich.
    »Jedenfalls«, nahm ich den Faden wieder auf; die Unterhaltung war ein wenig vom Thema abgekommen, »dieser große böse Dämon hat versucht, uns auszuschalten, aber Deacon hat ein paar Tricks ausgepackt und uns rausgehauen.«
    »Er hat sich verwandelt? In einen Dämon? Das habt ihr gesehen?«
    »Ja. Er war irgendwie schwer zu übersehen.«
    »Erst hat er uns das Leben gerettet«, betonte Rose. »Aber auf einmal wurde er dann ganz unheimlich und hat gesagt, wir sollen abhauen und den Schlüssel finden, den es angeblich irgendwo noch gibt.«
    »Und jetzt mache ich mir seinetwegen ziemliche Sorgen«, gab ich zu. »Ich fürchte, er kann sich vielleicht nicht mehr, du weißt schon, zurückverwandeln.«
    »Ich wette, ihm fehlt nichts«, mutmaßte Rachel. »Er ist nicht...«
    »Was?«
    »Er ist nicht wie die anderen.«
    »Ich weiß. Deswegen mache ich mir ja Sorgen. Er hat mit solchem Einsatz gekämpft. Wenn er jetzt in sein altes Leben zurückkehrt, und das wegen mir ...« Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. »Egal«, unterbrach ich mich rasch selbst. »Deacon ist jetzt nicht unser Problem. Sondern du.«
    Rachel hob die Augenbrauen. »Ich?«
    »Großer scheußlicher Dämon. Schon vergessen? Der Kerl, gegen den ich gekämpft habe? Vor dem Deacon uns gerettet hat?«
    Ahnungslos starrte sie mich an.
    »Ich will nicht, dass er Jagd auf dich macht«, erklärte ich. »Mach Urlaub, Rachel. Besuch Freunde in England. Fahr ans Meer. Oder zum Einkaufen nach New York. Irgendwohin.« Halb überlegte ich schon, ob ich ihr nicht Rose mitgeben sollte, aber das würde nie und nimmer klappen. Ich selbst musste in Boston bleiben. Und wenn Rachel Rose nach London mitnahm, würde irgendein schlaues Dämonenbürschchen meine kleine Schwester dort schnappen, nur um mir eins reinzuwürgen.
    Nein, Rose musste bei mir bleiben. Tag und Nacht.
    »Ich soll wegfahren? Mir gehört das Pub zur Hälfte. Jemand muss sich um alles kümmern.«
    »Das mach ich schon.« Eine glatte Lüge, denn genau dafür hatte ich im Moment gar keine Zeit. Eigentlich hatte ich vor, das Pub bis zur Konvergenz zuzusperren, aber das sprach ich nicht laut aus. Sonst wäre sie hiergeblieben. Und sie musste verschwinden und sicher aus Boston rauskommen. Und wenn die Erde in ein paar Tagen immer noch ein Ort der Glückseligkeit war - »Glückseligkeit« ist hier selbstverständlich relativ zu verstehen -, dann konnte sie wieder zurückkommen. Denn das würde bedeuten, ich hätte die Horden der Hölle daran hindern können, in unsere Dimension überzuwechseln.
    Und wenn nichts aus der Glückseligkeit wurde?
    Tja, in diesem Fall würde Rachel wohl größere Probleme haben als ihre Eigentumsanteile an einem geschlossenen Pub.
    »Vergiss es«, erwiderte sie. »Als ich gesagt habe, ich will euch helfen, habe ich das ernst gemeint. Ich will euch unbedingt helfen.«
    »Das kannst du nicht«, entgegnete ich kurz und bündig. Im Moment war mir nicht danach, um den heißen Brei herumzureden. »Ich kann in einem Kampf nicht auch noch auf dich aufpassen, Rachel.«
    Sie schaute demonstrativ Rose an.
    »Sie hat sich ganz gut geschlagen«,

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