Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
und einem Hauch Öl, der nie wegging, weil es ihm unter die Haut und unter die Nägel gegangen war.
»Hättest du doch bloß mitgemacht!«, knurrte Josephine, als sie sich vor mir bückte und das Messer vor meinem Gesicht aufblitzen ließ. Reese beendete den Satz und flüsterte mir barsch ins Ohr: »Dann wär – das hier – nicht nötig gewesen.«
Josephine und mein Bruder hielten mich fest. Ich schloss die Augen und suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Ich brauchte bloß Blut. Nur ein bisschen, um sie aus Reese zu vertreiben und – und um vor ihr zu fliehen.
»Bitte«, wimmerte ich, dankbar für die Tränen, die mir aus den Augen strömten, »bitte hör auf. Ich tue, was du willst.« Die Maske, die ich vor mein Gesicht gleiten ließ, war kränklich gelb, verzerrt vor Angst. »Bitte, bitte tu mir nicht weh.« Ich klammerte mich an Josephines Lederjacke.
Unsere Blicke trafen sich aus nächster Nähe. Ihre Augen waren von einem wilden Blau, dunkel mit grauen Flecken am Rand der Iris. So schön wie eine Welle, die einen gleich überrollt. Sie wurden schmaler und musterten mich wie ein Beutetier. Ich klammerte mich an meine Maske der Furcht, ließ sie all die Angst um Reese spüren, die Sorge, was sie Nick angetan hatte, und den Schrecken, dass sie meine Eltern auf dem Gewissen hatte, die sie ebenfalls nicht hatten aufhalten können.
Josephine lächelte. Ihre Miene wurde weicher, fast freundlich, und sie sagte sanft: »Na, also, Silla. Es ist viel besser, wenn du freiwillig mitmachst.«
Mit einer raschen Handbewegung verpasste sie mir unterhalb des Halses einen Schnitt.
Der Schmerz überwältigte mich, als das Blut über mein Schlüsselbein lief. Ich fiel nach hinten, aber Reese fing mich auf.
»Vergieße dein Blut, Silla, und löse den Fluch, den du über dieses Grab verhängt hast.«
Ich zwang mich, die Augen zu öffnen. Josephine stand auf und wich die wenigen Zentimeter zurück, die ich brauchte.
Ich wand mich in Reeses Armen, zog sein T-Shirt herunter und presste meine blutige Hand auf die Rune, die ich ihm selbst mit dem Markierstift auf das Herz gemalt hatte. »Sei frei, Reese!«, rief ich und ließ die brennende Magie von der Wunde über meinem Herzen den weiten Weg durch meinen Arm in meinen Bruder schießen.
Durch die Schockwirkung der Magie wurden wir beide nach hinten geworfen. Reese und ich kamen in einiger Entfernung voneinander auf. Reese riss die Augen auf, unsere Blicke trafen sich, und ich wusste, er war jetzt wieder er selbst. Er sprang hoch und wirbelte herum, um Josephine anzugreifen.
Ich krabbelte aus dem Weg und wischte noch mal über meine Brust und meinen Hals. Gemeinsam konnten Reese und ich sie fertigmachen.
Reese brüllte wie ein Krieger und stürzte sich auf Josephine. Sie ging mit dem Messer auf ihn los, aber er packte ihr Handgelenk mit einer Hand. In der anderen Hand hielt er mein Taschenmesser. »Mich kriegst du nicht mehr, Josephine«, sagte er. »Mein Herz ist vor dir geschützt.«
Doch Josephine griff in ihre Jacke und holte etwas Dunkles heraus, das sie auf Reese warf.
Er duckte sich unter dem Staub, der auf ihn niederregnete, und ließ gleichzeitig ihr Handgelenk los. Sie fletschte die Zähne und stach ihm das Messer in die Brust.
Direkt durch die Rune auf seinem Herzen.
Unter mir gab die Erde nach.
Der Schrei blieb mir in der Kehle stecken.
Josephine hielt das Heft des Messers fest, das aus Reeses Rippen ragte. Sie lachte.
Der Kopf meines Bruders fiel nach vorn und einen Augenblick lang starrte Reese auf das Messer. Ich auch. Und Josephine.
Ich konnte mich nicht rühren, bekam keine Luft mehr. Mein Körper war in Stein gemeißelt. Das konnte nicht wahr sein.
Reese nahm einen tiefen Atemzug, der ihm eigentlich gar nicht gelingen konnte, schwang seinen Arm und versenkte sein Messer in Josephines Seite.
Sie riss Mund und Augen auf.
Die beiden lehnten aneinander, umschlungen in einer blutigen Umarmung.
Josephine riss sich los. Sie taumelte und fiel rückwärts an einen Grabstein.
Der Friedhof drehte sich wie ein Karussell, als Reese auf die Knie fiel. Ich spürte, wie die Erde vibrierte, als wäre sie aus Blech.
Seine Hände packten den Messergriff.
»Nein!«, kreischte ich. Endlich kam wieder Leben in meine Glieder und ich machte einen Sprung auf ihn zu. An seiner Seite legte ich die Hände auf seine. »Nein, zieh es nicht heraus.«
»Sil.« Sein Flüstern rieb wie Blätter auf meiner Haut. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung zog er das Messer
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